-->Hallo Turon, ich grüße dich,
nun, wo das Forum wegen der angedrohten Schließung in einen provisorischen Zustand übergegangen ist, nun schreibst du wieder und auch noch regelmäßig. Das muß doch seinen besonderen Grund bei dir haben? Aber gebe die Hoffnung nicht auf, denn:
Die Provisorien halten am längsten.
Ich werde mir große Mühe geben dir auf deine Sätze ebenso kurz zu antworten, was mit schwer fällt. Aber am Sonntag ohnehin, wenn die Börsen ruhen und seit dem Schock vom Freitag, wo alle Aktienfuzzis wie vom Pfeilgift betäubt vor sich hinstarren und in eine Schreibstarre verfallen sind, darum ist der heutige Sonntag ein besonders geeigneter Tag, um sich mal etwas umzuschauen und sei es auch nur im Irrenhaus der Weltgeschichte.
Vorab, eigentlich wollte ich mit meiner Anstalt - vielleicht ist das eher der Noirmalzustand, wer weiß? - nur auf den seltsamen Umstand hinweisen, das nach 1989 der Westen durch den Zusammenbruch des Warschauer Paktes, mitsamt seinen Feinwurzeln überall auf der Welt, der Auflösung der ehemaligen Sowjetunion, dabei als Sieger und kurzzeitiger Alleinherrscher im Zenit seiner Bemühungen stand. Gewiß dabei angeführt von den USA. Und dazu, daß nach nur sehr kurzer Zeit, mit dem Taktgeber der sonstigen Zeitmessung in der Weltgeschichte gemessen, das dieser Triumph sich als ein Rausch herausgestellt hat, dem der unvermeidbare Kater folgen muß, so wie wir ihn aus der Sicht des Abendlandes gerade erleben.
Und das genau der Gegenspieler, den man glaubte besiegt zu haben, das der zunehmend zu einem bestimmenden Faktor wird, das ist vielleicht nicht so offenkundig, aber überraschend schon. Und so gesehen fragte ich mich, was ist passiert, das die ereichte Position nicht langsam, aber fortdauernd weiter entwickelt werden konnte?
Aber, wie das nun mal mit Rauschzuständen so ist, ob Alkohol oder sonstige Drogen, dieser Bewußtseinzustand verstellt den Blick für die Realität. Er täuscht uns eine unrealistische eigne Stärke vor. Ist der typische Auslöser für jede Wirtshausschlägerei unter Alkoholeinfluß und mit der Anwesenheit von mindestens einer Frau.
Deinen Text, den fasse ich mal zu einer großen schwarzen Kiste zusammen, nenne diese Europa und erinnere dich an das Gesetz von Newton:
Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Bewegung, solange die Summe aller auf ihn einwirkenden Kräfte Null ist.
Nun ist die Frage, befindet sich Europa im Augenblick im Zustand der Ruhe, weil alle Kräfte die an Europa intern und von außen herumzerren, in der Summe gleich Null sind, oder befindet sich Europa im Zustand der Bewegung, weil bei aller Verschiedenheit mindestens eine vereinte Kraft aller Teilnehmer größer ist als die Summe der Kräfte, die in verschiedenen Richtungen streben?
Hauptabschnitt
Wer hier im Forum liest, liest viel über Geld. Wer längere Zeit hier liest begreift auch schnell die überragende Bedeutung des Geldes. Was Geld ist, woraus es sich augenfällig überall auf der Welt herausentwickelt hat, wie es funktioniert, das überlasse ich gerne den hier schreibenden Experten. Nur soviel ist sicher, es gab mal eine Zeit, auch ein Zeit als diese Erde schon von Menschen bevölkert war, in der es kein Geld, kein Gold und auch keine Muschelschalen gab. Auch dann, als der Mensch schon in kleineren Gemeinschaften zusammengelebt hatte. Somit muß es ein fehlendes Bindeglied (Missing Link) geben, welches diese Zeit mit der des Geldes verbindet.
Aber ich komme ab. Das Geld, das gemeinsame Geld zwischen den Ländern Europas ist aus meiner Sicht der wichtige Schritt, der ein gemeinsames Europa, von den Sonntagsreden weg hin zu einem eigenständigen Gebilde, umgeformt hat. Vielleicht sogar die Kraft, im Sinne von Newton, welche die sonst so gewohnten auseinanderstrebenden Einzelinteressen überdeckt, um die gleichförmige Bewegung in eine Richtung mit der notwendigen Anfangsbeschleunigung auf den Weg zu schicken. Und was aus Geld alles folgt für die Wirtschaft, den Handel und den Ideen- und den Wahrenaustausch, aber auch um die Sicherheit und die Zufriedenheit der Bürger in Europa zu festigen, das ist eine große, eine beinahe unendliche Geschichte.
Da ich die Texte von Forenteilnehmern genau lese und wenn ich direkt angesprochen werde erst recht, darum weiß ich inzwischen ungefähr, wie du dir den Idealzustand vorstellst, von dem du deine Vorstellungen ableitest. Das ist nicht meine Methode, erst ein paar Grundannahmen zu setzen, solche die man kaum beweisen kann und solche die grundsätzlich immer richtig sind, aber auch gerade deswegen in der Realität immer versagen, weil damit die Realität den Idealen angepaßt werden muß.
Geld, als Hauptkraft, das kommt bei dir sehr selten vor, obwohl sich fast alles darum dreht.
Turon:
eine französische Revolution der die Heuchler von Links und Rechts für immer in den Ruhestand schickt.
Eisenherz:
Ich behaupte eine Revolution, im Sinne eines spontanen Volksaufstandes der erfolgreich einen alten Zustand in einem Land in einen neuen transformiert hat, eine erfolgreiche Revolution in diesem Sinne, die gab es nie in der Weltgeschichte. Immer haben die neuen starke Kräfte, solche die aufgrund von veränderten Produktionsbedingungen, einer Umverteilung der weltliche Reichtümer, von wissenschaftlich/ technischen Umbrüchen, eine sich daraus entwickelnde Minderheit, sich mit Hilfe einer Revolution von den alten Herrschaftsformen befreit. Erfolgreiche Revolution kosten Geld, viel Geld, bedürfen einer genauen Planung, einer tiefen Einsicht in die Struktur des Staates und muß um die alte Machtelite wissen, aus denen die Revolutionäre häufig genug hervorgegangen sind.
Zur Heuchlei;
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,482461,00.html
Verloren hat in Frankreich die Linke, und das ist eine Linke in Teilen, die auf den schönen Namen"la gauche caviar" hört,"Kaviar-Linke", das ist die französische Variante unserer Toskana-Fraktion. Man wirft ihr vor, links zu reden und rechts zu leben, und man kennt diese Sorte Mensch ja auch in Deutschland gut. Mein persönlicher Liebling war immer Oskar Lafontaine, ein Meister des falschen Lebens im Falschen, ein Arbeiterführer mit Leibkoch, bei dem das Herz links schlägt, aber der Mund schmatzt rechts, und da ist mir, ehrlich gesagt, einer wie Sarkozy am Ende lieber.
Oder hier:
http://www.arte.tv/de/wissen-entdeckung/karambolage/Sendung-vom-14--Oktober-2007/1685580.html
Unser deutscher Journalist Hajo Kruse nimmt heute eine vergleichende soziologische Studie zu zwei Cliquen vor: die eine deutsch, die andere französisch.
Woran kann man waschechte linke oder grüne Politiker erkennen, insbesondere altgediente 68-er? Weil sie anstelle eines dicken Dienstwagens ein Fahrrad haben? Weil sie bio oder grob gestrickte Pullover tragen? Kurz an ihrer bescheidenen und ausgesprochen volksnahen Lebensweise?
So hätten es manche Zeitgenossen gerne. Aber die Zeiten haben sich geändert. In Frankreich sowie in Deutschland haben sich Look und Lebenstil vieler Linker schon lange verändert, was ihnen unweigerlich Spott und Argwohn einträgt: In Deutschland werden sie als Mitglieder der sogenannten Toskana-Fraktion gebrandmarkt, in Frankreich nennt man diese Spezies"gauche caviar" - die Kaviar - Linke.
Turon:
Europa ist christlich geprägt (nicht katholisch) - dieser Satz gehört selbstverständlich zu einer gemeinsamer EU Verfassung.
Eisenherz:
Ich weiß wirklich nicht, wie diese Bedingung die Integration von Europa besonders fördern soll, wo doch gerade das Christentum, über die letzten zweitausend Jahre, eher ein Grund für Teilung, Krieg und Verfolgung war. Außer es wird so verstanden, als eine Legitimation sich unerwünschte Einflüsse von Außen vom Leib zu halten. Schon aufgrund der unendlichen Ausdeutung dessen, was christlich eigentlich bedeuten soll, ist dieses Instrument wahlweise und willkürlich so zu benutzen, die Schutzmauer um Europa herum für den einen durchlässig zu gestalten und den anderen, weil unerwünscht, abzuweisen.
Für mich bedeutet Christ zu sein, demütig zu sein. Dafür wird man normalerweise in christlichen Ländern auf den Scheiterhaufen geworfen.
Ich setze mal etwas handfestes dagegen, weg vom christlichen.
Jeder ist bei uns willkommen der jung ist, gesund, möglichst gut ausgebildet und ein Mindestmaß an Geld in der Tasche hat. Das wäre ein klares Signal, mit dem jeder etwas anfangen kann, im In- und die im Ausland.
Turon:
Die effektive Verteidigung der Außengrenzen Europas - ist nicht bloß eine Aufgabe die am Hindukush erfüllbar wäre. Die EU soll eine passive - aber dennoch eine militärische Verteidigungsmacht werden.
Eisenherz:
Stimmt, seine Grenzen zu verteidigen und nur zu verteidigen, das ist nicht schwer. Das kostet auch Geld, ist aber lange nicht so teuer, wie sich eine Armee zu halten, die zu viel mehr da ist, als nur zur Verteidigung der Grenzen.
Turon:
Europa ist so was von verschieden - daß sie alleine um die grundsätzlichen Unterschiede zu beseitigen mindestens 5 Generationen braucht.
Eisenherz:
Stimmt, aber warum sie beseitigen wollen? Beseitigen und was dagegen setzen? Die Versuche, Europa mit seinen vielfältigen Kulturen, gewaltsam zu einigen, es auf eine Linie zu bringen, deren gab es einige und alle sind mehr oder weniger kläglich gescheitert. Warum also den gleichen Fehler immer wieder machen? Wie sind unterschiedlich, innerhalb der einzelnen Ländern, die Länder untereinander, na und?
Turon:
Wenn man aus EU religionslos entstandene Staatengebilde ohne Verteidigungsaussichten und Verteidigungsstrukturen als selbstverständlich akzeptiert - ist dieses Europa eine Sowjetunion Nr.2
Eisenherz:
Stimmt, das wird langsam Zeit. Das die USA ihre weltweite militärische Präsents nicht mehr lange halten können, scheint mir evident zu sein, weil deren Expansion ins Ausland mit dem Ausbeutungsgewinn verrechnet uneffektiv geworden ist, noch nicht einmal ein Remis ermöglicht. Und das die eigenen Verteidigungsanstrengungen notwendig sind und schnell erfolgen müssen, folgt zwingend aus der Tatsache, daß die noch friedlichen Putins kommen und gehen, aber jeder in Rußland, der danach kommt, einer der sich der wachsenden Macht Rußlands bewußt ist und gewillt ist diese zu benutzen, schon der muß an den Grenzen Europas ein deutliches Stopschild gezeigt bekommen.
Aber, nun seid ihr in Polen mal in der beneidenswerten Lage das Frontland zu sein und immer ausgeprägter zu werden, der erste Schutzwall, welches lange Zeit Deutschland vorbehalten war. Macht eure Sache gut. Ist das nicht ein Irrenhaus, die Weltgeschichte?
Turon:
## Der Untergang der USA ist am ehesten als beschlossene Sache zu verstehen, seit dem der russische Präsident massivste Goldkäufe tätigt. ##
eisenherz:
Nun, nun soweit habe ich die moderne Form des Geldes schon verstanden. Eines Goldstandards bedarf dieses Geld nicht mehr und wird auch nicht mehr eingeführt. Was ich mich allerdings immer frage, nicht nur bei dir, woher wißt ihr denn immer so genau, was Staaten gerade großartig auf dem Weltmarkt einkaufen und was nicht? Tritt Rußland als Staat, ganz offen, an den Verkaufstellen für Gold auf, um dort einzukaufen. Das wohl nicht. Wenn es überhaupt so gemacht wird, dann kaufen dort Strohmänner und wer von uns kann die als Abgesandte der russischen Regierung erkennen?
Aber zum Gold, ein weniger nützliches Metall, denn mehr ist es nicht, habe ich schon einige male geschrieben. Klar muß ich anerkennen, das es im Augenblick irrwitzig hoch gehandelt wird, als Fluchtburg gegen die Inflation, wegen des permanenten Weltunterganges. Nur diese Spekulationseuphorie, die erleben wir Menschen immer wieder, wo auf einmal ein Prozeß in Gang kommt, etwas unbedingt besitzen zu müssen, und alle rennen wie kopflos durch die Gegend, um für viel Geld auch noch etwas davon abzubekommen.
Die letzte Immobilienkiese, die utopischen Preise und die dafür gegebenen Kreditmengen, das haben wir doch gerade erst erlebt, wie punktuell in den USA ein Sachwert mit einem Preis hochgehandelt wurde, der in keiner Beziehung mehr zum tatsächlichen Wert stand. Und wie so etwas endet, das ist hier von den Fachleuten ausgiebig kommentiert worden.
Meine Sicht zum Gold, hier mal auf einen kurzen Nenner gebracht:
1. Fall:
Wenn es nicht wieder Standart wird, dann bricht die Spekulation irgendwann zusammen, wenn es erst einmal vielen dämmert, das Gold keine Rückversicherung gegen einen globalen, den großen Atomkrieg sein kann. Das es zugelassen wird, das sich Gold zu heimlichen Universalwährung weiter entwickelt, das schließe ich aus.
2. Fall:
Gold wird wieder Standart, dann jedoch nicht zu dem Wert, zu dem die meisten es in der Spekulationsphase erworden haben. Dann ist das Gold nur noch soviel wert, als Geld, wie es von einer Staatsmacht bestimmt wird. Gold ist dann gleich Geld und somit nicht mehr frei handelbar und somit ist der spekulative Handel mit Gold unter Strafe gestellt.
Einen geruhsamen Sonntag wünscht
eisenherz
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