Hallo Jürgen,
ein unerschöpfliches Thema, nicht nur für Leidensgenossen.
Ich beschwere mich nicht über die Höhe der Steuern, auch nicht über mein Einkommen, höchstens über die Art und Weise wie beides zustande kommt.
Ich spreche hier nicht von Großbetrieben (AG´s und viele GmbH´s), die kapitalorientiert sind und nicht von Unternehmern geführt werden, sondern von relativ abgesicherten Angestellten unter Aufsicht des Kapitals. Von daher ganz andere Prioritäten setzen, andere Möglichkeiten haben und zu guter Letzt auch noch von der Politik verhätschelt werden oder ihr entweichen können.
Nun zu den eigentlichen Unternehmern:
Vielen Unternehmern wie auch mir geht es doch so, daß aus finanziellen Gründen eine Fortführung der unternehmerischen oder andersartigen Tätigkeit nicht erforderlich ist. Also spielt das Finanzielle höchstens die Rolle einer zusätzlichen Bestätigung, nicht mehr (Es sei denn, man gehört zu den Mitleid-erregenden Zeitgenossen, die raffsüchtig sind oder denen, die ihr Unternehmen nicht in den Griff bekommen mit drohendem Absturz).
Infolgedessen kann die Motivation zur Fortführung der Tätigkeit doch nur an der Freude an der Arbeit und Verantwortung, Entwicklung der Mitarbeiter und des Betriebes, der Entwicklung der eigenen Ideen liegen und je nach Erwerbszweig die Mitgestaltung der Umwelt im weitesten Sinne.
Nur daraus entwickelt sich die Kraft zur Fortführung und Gestaltung.
Der springende Punkt liegt doch wie von Dir genannt im Bereich der Politik, die es in den letzten Jahren zunehmend geschafft hat, auch den arbeits- und unternehmungswilligsten zu demoralisieren.
Ein paar Beispiele aus meiner Sicht:
1. würden Unternehmen mit Ihren Geldern und Investionen im gleichen Maße verfahren wie staatliche Stellen (ohne Controlling, Verschwendung, kaum Rechenschaft, ohne pers. Haftung, etc.) gäbe es sicherlich kein Steueraufkommen mehr, da alle dem sicheren Konkurs entgegensteuern würden. Von daher ist aufgrund der Mittelverwendung und deren Organisation die Steuererhebung z.T. sittenwidrig. Es ist demotivierend, mit anzusehen, wie meine pers. Steuern für die Bequemlichkeit vieler Staatsdiener und deren pol. Vorgesetzter und deren Machterhaltstrieb verschludert werden. Das wird außerhalb Deutschlands wahrscheinlich ähnlich ablaufen.
2. Die Politik verschiebt zunehmend Verantwortung und Haftung für politische Zwecke in den Bereich der Unternehmen. Die Unternehmen werden per Verordnung oder Gesetz zunehmend zu Erfüllungsgehilfen des Staates, allerdings ohne Bezahlung und da die Arbeit ja nicht von Staatsdienern verrichtet wird, hält die Politik es auch für gerechtfertigt, daß die Unternehmen für Ihre"Staatstätigkeiten" rechenschaftspflichtig sind und natürlich auch jegliche finanzielle und pers. Haftung übernehmen. Unser Staatswesen könnte das Outsourcing nennen mit entspr. Kostenverlagerung.
3. Zunehmende Flut von Gesetzen und Verordnungen. Es dürfte inzwischen einem 20 oder 100 Mann Betrieb nicht mehr gelingen (kleineren Betrieben noch weniger), die Flut von Verordnungen, die den Unternehmensbereich direkt tangieren, zu kennen. Daraus resultiert, daß 1. ggf. manche Vorteile nicht wahrgenommen werden können und 2. der Unternehmer als Verantwortlicher mit einem Bein unwissentlich im Kittchen sitzt, zumal er ja auch noch per Gesetz Verantwortung und Haftung für die Tätigkeiten der Mitarbeiter übernimmt. Leider nimmt die Flut von Verordnungen zu.
Ich könnte ohne viel zu überlegen noch ne Menge nachschieben, aber belassen wir es dabei.
Also: Unternehmer sein = Idealist
Als Jungunternehmer wird man die Unfreiheit des Unternehmers noch nicht kennen und wahrhaben wollen. Später sorgt die Macht der Gewöhnung und ggf. finanziellen Sicherheit für die Fortführung der untern. Tätigkeit. Bequemer und oft sicherer leben läßt es sich als Arbeitnehmer.
Und was macht die Politik, egal ob schwarz, rot, andersfarbig. Sie orientiert sich an den Interessen der Großunternehmen, die in der Regel keine Unternehmer beinhalten oder an den Interessen der Arbeitnehmer.
Diese Grundprobleme werden in Europa ähnlich sein. Wie motiviert man nun Unternehmer? Ich glaube nicht, daß der Steuersatz das ausschlaggebende Argument ist. Es sind die vielen kleinen politischen Bausteine, von denen heute leider sehr viele zu Stolpersteinen geworden sind. Und wer kein Idealist ist, der verabschiedet sich, entweder aus dem politischen Umfeld (Land, Erdteil) oder aus der Unternehmertätigkeit.
Genug für heute: Es hörte sich wahrscheinlich wie ein Gejammer an, aber ich zähle mich (noch) zu den Idealisten und es ist schließlich mein freier Wille.
kollegiale Grüße
Dieter
>>Und wie soll sich ein Unternehmer wie ich motivieren, wenn der Staat noch ein wenig mehr nimmt und außerdem per Gesetz fast alle staatlichen Verantwortlichkeiten (mit drastisch zunehmender Tendenz) auf den Unternehmerstand abwälzt? Das hält man doch nur durch Liebe zum Beruf aus.
>
>Hallo, Dieter,
>von Luft und Liebe kannst Du und kann ich aber keine Rechnungen oder Gehälter zahlen.
>Ich habe mal mit einem prominenteren Anwalt gesprochen.
>Tenor der Mandatschaft in größeren Industriekreisen:
>1982 geistig-moralische WeMde in diesem unserem Lamde, meine lieben FreuMde (Kommentar erspare ich mir, auch ich habe mich damals mit versündigt und DIE gewählt)
>1986: na ja, vielleicht reichen 4 Jahre Regierung nicht zum Umkehren, geben wir Ihnen nochmals die Chance
>1990: Erkenntnis, wird wohl nix mehr, Schlendrian geht weiter, also HANDELN, nicht mehr warten
>Ergebnis: massive Verlagerung von Unternehmensteilen ins Ausland, soweit möglich
>1994: ditto., nur viel stärker noch, Schnauze total voll, ab und wech
>1996 - 1998 totaler Stillstand, man kann SIE nicht mehr sehen
>Man konnte das auch an Statistiken sehen, 1990 wurden von großen Konzernen noch ca. 80 - 90 % der Gewinne in der BRD versteuert, 1996-1998 nur noch so 15-20%, der Rest war ausgelagert.
>Abstimmung mit den Füßen.
>Was anderes versteht die Obrigkeit nicht.
>Nur, solange noch genug Schwung im Laden ist, ist denen das wurscht, wenn die innovativsten gehen.
>Bis man merkt, was das für ein Rohrkrepierer geworden ist. Nur ist es dann zu spät, und wir sind wieder beim präferierten Szenario nach unne..........
>Also, beiseite treten, auf Besserung warten hiesse warten auf Godot.
>Dabei ist Deutschland gesegnet, weil es eine Fülle von Nachbarn hat, alle mit eigener Steuerhoheit, Japaner können von ihrer Insel nicht so leicht runter, also, positiv denken und mal Zeit reservieren für ein paar Gedanken.........
>Fast immer kann man noch was optimieren.
>Solidarische Grüße aus dem Ausland, von Jürgen alias Baldur
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