In einem anderen Board lese ich - offenbar aus einer Quelle, die akademisch zu sein scheint - diese Passage:
"Geld ist nicht generell an die Existenz von Kredit gebunden. Die Verknüpfung
von Geld und Kredit ist nicht von Anfang an gegeben. Sie
ist zwar in fortgeschrittenen Gesellschaften zu beobachten, aber auch dort
nicht notwendig. Ich persönlich gehe davon aus, dass die
Existenz von Geld historisch dem Vorkommen von Kredit vorausgeht. Ob diese
Vermutung richtig ist oder nicht, hat keine Bedeutung
für die Frage der prinzipiell möglichen Unabhängigkeit des Geldes vom Kredit."
Dieser Passus steckt voller Schwammigkeiten: Was sind wohl"fortgeschrittene" Gesellschaften? Es gibt nur Stammes-, Feudal- und Privateigentümergesellschaften - außer jemand betreibt überhaupt Einzelhofwirtschaft.
Worin besteht also der"Fortschritt" konkret? Ist damit der Übergang zur Privateigentümergesellschaft gemeint, kann es keinen Zweifel darüber geben, dass mit Eigentum auch die Belastung des Eigentums und diese als Besicherung von Krediten beginnt.
Dies wurde durch die altbabylonische Tontafel (Ausstellungs-Nr. 2) unbezweifelbar bewiesen.
Nächster Punkt: Wie geht Geld dem Kredit voraus? Wie sieht das Geld aus? Und vor allem: wo können wir das"historisch" beobachten?
Bekanntlich sind die Münzen erst n a c h dem Kredit entstanden, man vgl. nur Solons"Seisachtheia", den großen Schuldenerlass, der Statt fand, bevor in Griechenland Münzen geprägt wurden (es sei denn Solon ist falsch datiert).
Oder wir haben Moses (und Hammurabi ähnlich) mit seinen Leih- und Schuldenerlöschungsvorschriften und mosaische Münzen gibt es auch nicht (oder Moses ist falsch datiert oder gar überhaupt fiktiv).
Wenn es stoffwertloses Geld gewesen sein soll (Tontafeln, Buchungen), halten sie immer einen Kredit fest, der erst nachdem er umlauffähig gemacht wurde (durch zusätzliche Besicherung ex Eigentum), zu Geld geworden ist (= etwas, das"gilt" - eben auch für andere).
Wozu soll Geld vor Kredit gedient haben? Zum"Tauschen"? Niemals! Denn:
Erstens sind Tauschkontrakte ebenfalls Verpflichtungen, die nur zeitgleich erfüllt werden (uno actu). Insofern ist die Idee des"Tauschens" mit Hilfe von"Geld" als"Tauschmittel" ein Denkfehler. Zweitens muss auch das"Tauschgeld" fabriziert sein, was Vorfinanzierungskosten und ergo Kredit- und Schuldverhältnisse in Form von Kontrakten voraussetzt. Und drittens sind die ältesten Münzen, wie oft genug beschrieben, siehe auch Ausstellung mit zahlreichen Belegstücken, schwere Großmünzen - und die haben alles möglich bewirkt, nur waren sie kein Mittel, um das Tauschen von einem Huhn in acht Eier usw. zu"erleichtern".
Und dann"prinzipiell" keine Bedeutung? Der Verf. glaubt wohl, es gäbe Geld"als solches" und dann kommen noch Kredite"dazu". Dieses ist hier noch und noch widerlegt worden: Es gibt keinen einzigen Geldschein, den derzeit eine NB ausgibt, der sich nicht auf einen Kreditakt zurückführen lässt. Die Aktivseiten der NBs sprechen dazu eine deutliche Sprache: Alles voller Kredittitel (von dem vor Jahren Mal gegen Gold bzw. als"Grundausstattung" nach der Währungsreform ausgegeben Banknoten sehen wir hier ab - das Problem verschiebt sich dann nur auf die vorangegangene Ebene: Wie kann Gold ohne Kontrakt- und Eigentumswirtschaft fabriziert werden und die"Grundausstattung" ist durch einen Ausgleichsposten des Staates aufgehoben. Außerdem spielen diese Posten summenmäßig keinerlei Rolle mehr, vgl. Buba-Bilanz).
Und Geld"unabhängig" vom Kredit, wo Geld selbst aus Kreditakten stammt - was will uns diese Behauptung sagen?
Vielleicht schaut der Verf. Mal hier vorbei und klärt uns über seine"Geldtheorie" auf.
Vor allem wäre es interessant zu erfahren, w o es denn dieses Geld-vor-Kredit gegeben hat. Möglicherweise haben wir auch etwas übersehen - wer weiß?
Gruß
d.
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