, es dürfte Ihre Interessen gut treffen. Vielleicht kennen Sie es ja daher schon längst oder es wurde im Board womöglich schon erwähnt. (Übrigens bin ich erst seit gestern registriert. Endlich kann ich mich für die Zusendung der Krisenschaukel bedanken, also muchas gracias, senior!)
Und hier die Besprechung aus Bild der Wissenschaft online zu dem Buchtipp:
Südamerika wurde im 16. Jahrhundert mit Hilfe der
deutschen Hochfinanz erobert
Christoph Columbus, Amerigo Vespucci, Hernán Cortéz oder
Francisco Pizarro - mit diesen Namen verbindet man die
Entdeckung und Eroberung Südamerikas. Doch
genaugenommen waren sie nur die Handlanger von Bankiers
und Handelsmagnaten in Mitteleuropa, die das Unternehmen
der Eroberung Südamerikas mit Millionen Gulden finanzierten.
Zwei Historiker von der Universität Jena haben
Notariats-Akten aus den Kontoren und Kanzleien der
oberdeutschen und norditalienischen Hochfinanz des 16.
Jahrhunderts gesichtet und in Buchform jetzt der
Ã-ffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die wirkliche Eroberung des
südamerikanischen Kontinents
spielte sich in den stillen
Kontoren und Kanzleien in
Augsburg, Nürnberg, Genua,
Sevilla und Cádiz ab. Hier saß
die Hochfinanz des 16.
Jahrhunderts, die Fugger, die
Welser, Neidhart und
Cromberger, die Spinola,
Cattaneo und andere, die für
die spanische Krone die
Logistik und das Kapital für die
Expeditionen in die Neue Welt
organisierten.
Rolf Walter und der
inzwischen verstorbene
Hermann Kellenbenz haben
unzählige Notariatsakten aus
den Archiven von Sevilla und
Cádiz gesichtet und
ausgewertet, die Licht in
diese beispiellose Expansionsunternehmung bringen. Etwa 1.000
dieser Akten haben die beiden Wirtschafts- und Sozialhistoriker in
ihrem Buch zusammengestellt. Dabei geht es um Darlehen,
Bürgschaften und Wechselgeschäfte, den Zahlungsverkehr sowie
Geld- und Messegeschäfte großen Stils.
In einem System von Verträgen und Unterverträgen wurden die
Rechte und Pflichten der beteiligten Partner dokumentiert. Die
oberdeutschen Handelsmagnaten bildeten die Geldgeber-Konsortien
auf der einen Seite, die Beauftragten der spanischen Krone waren
die andere Seite. Detailliert hielten die Kontrakte fest, wo in der
Neuen Welt Niederlassungen und Faktoreien zu gründen wären,
oder welche Fachleute die Ausbeutung der vermuteten Reichtümer
vor Ort betreiben sollten.
Die Handelsmagnaten versprachen sich von ihrem Einsatz von - wie
man heute sagen würde -"Venture Kapital" weitgehende Rechte an
der Exploration der Neuen Welt. So vereinbarte Bartholomäus
Welser mit Kaiser Karl V. 1528 einen so genannten Asiento, einen
Generalvertrag über das heutige Venezuela. Welser finanzierte die
Flotten, ihre Ausrüstung und ihre Besatzung. Im Gegenzug erhielt
er das Land praktisch zum Lehen.
Doch das prunksüchtige spanische Herrscherhaus erwies sich in
seinen Geldgeschäften insgesamt als ein unsicherer Kantonist.
Zwar wurden nicht alle Groß-Kaufleute wie die Welser, die ihre
besten Leute in die Neue Welt geschickt hatten, ruiniert, doch viel
Geld verloren fast alle, die die Expansionsunternehmungen
unterstützt hatten."Rein wirtschaftlich gesehen, war das
Engagement der oberdeutschen und italienischen Finanzwelt in der
Neuen Welt ein Desaster", urteilt denn auch Rolf Walter. Die
politischen und kulturellen Folgen der rücksichtslosen Ausbeutung
und Kolonialisierung der südamerikanischen Länder aber bleiben bis
heute spürbar.
Bibliographischer Hinweis: Hermann Kellenbenz, Rolf Walter (Hg.):
Oberdeutsche Kaufleute in Sevilla und Cádiz (1525-1560). Eine
Edition von Notariatsakten aus den dortigen Archiven. Stuttgart
2001. 712 Seiten. DM 144,00.
Doris Marszk
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