"Keine Geldtheorie kann durch den Nachweis der Falschheit irgendwelcher Behauptungen ihres Autors über die Urgeschichte des Geldes widerlegt, keine durch den Nachweis der Richtigkeit solcher Behauptungen ihres Autors als richtig erwiesen werden."
J.A. SCHUMPETER, Das Wesen des Geldes, S. 18. Aus dem Nachlaß herausgegeben und mit einer Einfiihrung versehen von F.K. MANN. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1970.
Hallo,
unser Diskurs über das Geld scheint nun an die Stelle gelangt zu sein, von der aus man die Frage stellen muss, was denn alles als Geld bezeichnet werden kann.
Ist Geld dann und nur dann Geld, wenn es
- aus einem Kredit entstanden ist
- als an sich wertvolle Ware ist (z.B. Gold)
- die herrschaftlichen Zeichen als Währung ausweist?
Ein zentrales Arument von dottore für die Richtigkeit der debitistischen Geldtheorie ist der Verweis auf die Ursprünge des Geldes. Jedes neue Geld kommt auf der Basis eines Kredites auf die Welt. Das läßt sich in der Bilanz der Notenbank nachweisen.
Das ist richtig - allerdings bleibt folgendes Problem: Die feststellung, dass geld als Kredit auf die Welt kommt enthält die gelddefinition unausgewiesen in sich. Kreditgeld kommt als Kredit auf die Welt - gilt das aber für jedes Geld - oder gibt es nur genau 1 Form des Geldes?
Dieses Problem ergibt sich auch bei der historischen Beschreibung der Geldentstehung. dottore erwähnt allenthalben Funde aus der frühgeschichtlichen Zeit die die Entstehung des Geldes aus dem Kreditverhältnis illustrieren. Ja, aber ist das schon alles Geld oder gibt es noch anderes Geld?
Sowohl ontogenetische wie auch phylogenetische Ableitungen des Geldes kommen ohne eine vorhergehende Gelddefinition nicht aus. Wenn man die individuelle wie auch die gattungsspezifische Entstehung von Geld beschreiben will, dann muss man eben wissen, was Geld ist.
Heinsohn & Steiger entwickelten einen qualitativer Geldbegriff. Für sie ist nur Geld, was durch vollstreckbare Titel in das Eigentum der Kreditnehmer in Umlauf kommt. Andere Formen des Geldes - beispielsweise das Geld von Nicht-Eigentumsgesellschaften (z.B. DDR) lassen sie als Geld nicht gelten. Der Wert des Geldes ergibt sich aus dem Interesse der Kreditnehmer (Schuldner), ihre wirtschaftliche Existenz zu erhalten - also ihre Schulden abzulösen.
Die Monetaristen - und zu ihnen kann man auch Silvio Gesell zählen - fragen wesentlich nach dem Verhältnis der wirksamen Geldmenge zu den wirtschaftlichen Ereignissen. Sie gehen von der Tauschmittelfunktion des Geldes aus und bezeichnen als Geld, was diese Funktion erfüllt. Der Wert des Geldes ergibt sich aus dem Interesse der Wirtschaftssubjekte, am Warenkonsum teilzuhaben.
In der Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Ansätzen rücken darum folgende Themen in den Streitfokus:
Bedürfnisse/Nachfragen als Wertbestimmung des Geldes (Monetaristen)
Urschuld/Kreditschuld als Wertbestimmung des Geldes (Debitisten)
Umlaufende Geldmenge verteilt sich auf die Angebote - je mehr umlaufende Geldmenge, desto mehr Nachfrage (Monetaristen)
Monetarisierung von Eigentumstiteln schafft Geld und damit die Nachfrage (Debitisten).
Gehen wir von der Frage aus, wie geldpolitische Aktionen von Banken - insbesondere der Zentralbanken Geldwert als Anregung von wirtschaftlicher Anstrengung gefördert werden kann, muss die Entscheidung zwischen Monetarismus und Debitismus klar getroffen werden.
Will man allerdings die Verteilungsprobleme von Geld innerhalb der Wirtschaft (*wer hat das Geld*) angehen, dann ist die Frage der Menge und der Weitergabe (Umlauf) von Bedeutung.
Was hält uns davon ab, eine Geldtheorie zu entwickeln, die beide Aspekte des Geldes auf einen Nenner bringt:
1. Wer hat das Geld?
2. Was ist das Geld Wert?
Schönen Sonntag
von Rudow
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