Aus dem ZEIT-Text (kostenlos und ohne Copyright, weil von der Zeit selbst reingestellt):
"Barlows programmatischer Aufsatz Selling Wine Without Bottles machte Mitte der neunziger Jahre die Runde. Ideen und Informationen, schrieb Barlow, ließen sich in digitaler Form nicht mehr schützen, sie breiteten sich aus wie Feuer und seien allgegenwärtig wie Luft oder Wasser. Ein Copyright oder Urheberrecht könne sich nur auf die Form, nie auf den Inhalt beziehen. Bildlich ausgedrückt: Die Flasche sei geschützt, nicht der Wein. Im globalen Netz gebe es keine Flaschen mehr, die Gedanken seien trägerlos und damit herrenlos geworden. Deshalb brauche man jetzt ein"Copyleft" für den Umgang mit geistigem Eigentum.
Als Kronzeugen führte Barlow Thomas Jefferson ins Feld:"Wenn es etwas gibt, das sich nicht zum Eigentum eignet, dann ist es die Kraft des Gedankens. Ein Einzelner kann eine Idee vielleicht besitzen, wenn er sie für sich behält; sobald er sie aber öffentlich macht, geht sie in das Eigentum aller über."
***Genau so denke ich auch.
Nun lässt sich mit Jefferson manches begründen. Nur keine schlüssige Theorie des geistigen Eigentums. Und völliger Verzicht auf seinen Schutz im Cyberspace wäre auch kein Fortschritt. Sondern im Gegenteil der Rückfall in vorfeudale Zeiten. Gerade das Recht am geistigen Eigentum ist eine typisch moderne Errungenschaft."
***Wozu brauchen wir eine Theorie für etwas, das wir nicht brauchen, nämlich die Monopolisierung von Gedanken (meine Meinung)? Außerdem: Es wäre kein Rückfall in vorfeudale Zeiten, sondern in eine Vor-Privateigentümer-Gesellschaft. Jedenfalls in diesem Punkt. Und was sind schon"Errungenschaften"? Im Sozialismus gab's sogar"sozialistische Errungenschaften". Wo sind sie hin?
Der Arikel ist bebildert mit einem Luther-Cranach. Das Foto stammt aus den Beständen des AKG (Archiv für Kunst und Geschichte).
Dazu dessen Geschäftsbedingungen:
"Bildausleihe
Geliefertes Bildmaterial bleibt unser Eigentum und ist innerhalb der auf dem Lieferschein angegebenen Frist zurückzugeben.
***Das ist richtig.
Bei Überschreitung dieses Termins werden Blockierungskosten für nicht genutzte Bilder berechnet. Die zur Verwendung ausgewählten Bilder können bis zu drei Monatenohne zusätzliche Kosten entliehen werden.
***Auch gut.
Die Herstellung von Duplikaten auch mit Mitteln der elektronischen Bildaufzeichnung zum Zweck der Archivierung ist nicht gestattet.
***Da wirds schon schwierig, den Luther kann jeder fotografiert haben.
Der Inhalt der gelieferten Bildsendung ist bei Werhalt auf Vollständigkeit und den einwandfreien Zustand des Bildmaterials zu überprüfen; Reklamationen sind binnen einer Woche schriftlich einzureichen. Spätere Reklamationen werden nicht anerkannt. Der Besteller haftet nach Empfang für das ihm überlassenen Bildmaterial bis zum unversehrten Wiedereintreffen im Archiv. Für Dias, deren Siegel geöffnet sind, wird ein Layouthonorar fällig."
***Und d a s ist es: Die Bilder werden nicht via Web verschickt, sondern physisch und damit jeder sehen kann, ob sie evtl. genutzt wurden, tragen sie ein SIEGEL - isses putt, macht's klingeling.
So lassen sich sogar Eigentumsrechte schaffen von Dingen, die längst kein Copyright oder Urheberrecht mehr tragen. Cranach ist wirklich lange tot.
Ich finde die AKG-Form absolut be"recht"igt, weil dahinter eine Leistung steht (mit entsprechender Vorfinanzierung, Fotografen, Dias, Auswahl, usw.).
Aber Gedanken sind frei. Und müssen frei verwendbar bleiben. Wer also durchs Web auf etwas stösst, kann es frei verwenden. Denn der Selbstreinsteller weiß ja, dass es frei verwendet werden kann. Bei Fremdreinstellern wird's schon schwierig, siehe Napster.
Jedenfalls bleibt's dabei: Das Web wirkt hochdeflationär, weil es Eigentum vernichtet und den nur mit Eigentum zu besichernden debitischen Prozess mehr und mehr beschränkt. DAS ist die Gefahr, der wir uns alle bewusst sein müssen.
Gruß
d.
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