Verehrte Runde,
von Stefan ist ein hochinteressanter Gedanke gekommen, den ich kurz etwas vertiefen möchte, bevor er in der Hitze der Gefechte untergeht:
1. dottore hatte bemängelt, daß der Staat nicht bilanziert, und dass sich die Bürger deshalb kein Bild über die wirkliche Lage der Staatsfinanzen machen könnten.
2. Stefan verwies daraufhin auf die Bundesschuldenverwaltung, die ich übrigens gut kenne, da ich mit einem ihrer früheren Pärsidenten befreundet war (Dr. Müncks). Dort, so Stefan, seien durchaus so etwas wie"Staatsbilanzen" erstellt worden.
3. Auf die Frage von dottore, wo denn konkret eine solche"Staatsbilanz" veröffentlicht worden sei, die erkennen lassen müßte, daß die Bundesrepublik Deutschland insolvent sei und ergo unter Zwangsverwaltung gestellt werden müsse, ist meines Wissens von Stefan noch keine Antwort erfolgt.
4. Stefan verwies stattdessen auf die Tatsache, daß auch private bilanzierungspflichtige Unternehmen konkret existierende Passiva nicht als solche verbuchen würden. Als Beispiel nannte er Optionen, die Unternehmen ihren Mitarbeitern ausgeben.
Da der Staat als größten Passivposten, würde er denn bilanzieren, die nach versicherungsmathematischen Grundsätzen zu bewertenden Pensions- und Rentenverpflichtungen in die"Staatsbilanz" einstellen müßte, darf ich der Einfachheit halber diese Idee zur Aufstellung einer Staatsbilanz vorstellen:
Auf der Aktivseite haben wir das Staatsvermögen einschließlich Bundesbank, bewertet nach den bekannten Bilanzierungsvorschriften. Dazu haben wir die zu erwartenden Steuereinnahmen, ebenfalls abgezinst zu bewerten. Plus Forderungen auf Steuerschulden, Bankguthaben, Kassenbestände, usw.
Auf der Passivseite haben wir die aufgrund gesetzlicher Vorschriften zu erwartenden staatlichen Verpflichtungen, ebenfalls abgezinst (plus einen Korrekturposten, der die zu erwartenden Erhöhungen der Staatsausgaben berücksichtigt, schließlich rechnen Beamte, der öffentliche Dienst usw. mit Einkommensverbesserungen) und dazu vor allem die Staatsverschuldung (abgezinst) und die sonstigen Verbindlichkeiten.
Die Pensions- und Rentenansprüche werden nicht passiv verbucht. Wir"denken" sie uns als OPTIONEN.
Nun wirtschaftet der Staat, was, wie die Vergangenheit beweist, vor allem die Passivseite durch zusätzliche Staatsschulden verlängert. Die Aktivseite verlängert sich auch, aber, ebenfalls wie die Vergangenheit beweist, weniger stark als die Passivseite. Das ergibt sich aus der Tatsache, daß die Steuereinnahmen, die laufend eingehen, nicht ausreichen, um den Haushalt zu decken und deshalb immer neue Staatsschulden gemacht werden müssen, um die laufenden Ausgaben (konkret: Auszahlungen) zu finanzieren.
Wir haben also mit einer sich laufend verschlechternden Staatsbilanz zu tun. Der Wert des Staates sinkt also und damit fällt sein"Kurs". Entsprechend sinkt auch der Wert der Optionen als die wir ja Pensions- und Rentenansprüche nach Stefans Modell bezeichnet haben.
Konkret: Die Beamtenpensionäre und Rentner, die bereits existieren und jene die noch auf den Staat zukommen, müßten via ihrer verfallenden Optionen klar erkennen, daß sie einen immer weiter sinkenden Anspruch auf den Staat haben.
Und dies scheint mir auch die konkrete Wirklichkeit zu sein.
Der Staat erkennt diesen Verfall der Renten-Optionen nämlich, vorausschauend wie er manchmal ist, und versucht mit Hilfe von"Rentenreformen" die Renten-Optionen auch de jure immer weiter zu senken (Übergang von der bruttolohn- auf die nettolohnbezogene Rente, Einbau von bevölkerungstechnischen Korrekturposten, Blüm-Modell, Riester-Model usw.).
Wäre der Staat ehrlich, müßte er dies alles der Bevölkerung mitteilen. Genau so wie Unternehmen die laufende Verschlechterung ihrer Bilanzlage mitteilen müssen und den damit einhergehenden Verfall der von ihnen ausgegebenen Optionen (was an der Börse via Markt der verfallende Kurs der Aktien besorgt).
Warum teilen dies der Staat, seine Politiker und Beamten nicht mit? Politiker dürfen lügen wie sie wollen. Beamte aber nicht, zumal sie unter Amtseid stehen. Das macht mich sehr nachdenklich. Wie so vieles, was ich hier erfahren darf.
Bei Stefan darf ich mich jedenfalls für die blendende Idee mit den"nicht verbuchten Optionen" des Staates bedanken. Hoffentlich macht er immer einen weiten Bogen um den Staat. Denn mit dem wird's nicht gut enden.
MfG
Qu.
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