DIE SHORT SELLER - RIESEN UMSĂTZE
Auf der Suche nach ErklĂ€rungen fĂŒr den
nicht enden wollenden Einbruch der
MĂ€rkte kommt man an einer Gruppe von
Marktteilnehmern nicht vorbei: den
Short Sellern.
Der Umsatz an den so genannten Leer-
verkÀufen hat in den USA im vergange-
nen Jahr um rund 50 Prozent auf ĂŒber
dreieinhalb Milliarden Papiere zuge-
nommen. Das Volumen solcher Transakti-
onen am Neuen Markt kann nur geschÀtzt
werden, da diese in Deutschland im Ge-
gensatz zu den USA nicht ausgewiesen
werden mĂŒssen.
WIE FUNKTIONIERTS?
Der Short Seller leiht sich Aktien,
die er fĂŒr ĂŒberbewertet hĂ€lt, bei in-
stitutionellen Investoren, meist
Fondsmanagern. Er verkauft die Aktien
in der Hoffnung, dass der Kurs fÀllt.
Bis zum Ende des Handelstages oder der
vereinbarten Frist muss der Short Sel-
ler die Positionen schlieĂen.
Das heiĂt, dass er die Aktien, von de-
nen er hofft, dass er sie nun billiger
zurĂŒckkaufen kann, an den Verleiher
zurĂŒckgeben muss. Die Differenz, ab-
zĂŒglich der"LeihgebĂŒhr" fĂŒr den
Fondsmanager, ist der Gewinn des Short
Sellers.
IN DEUTSCHLAND KEINE MELDEPFLICHT
In Deutschland kommt erleichternd hin-
zu, dass es hier nicht nur keine Mel-
depflicht fĂŒr solche Transaktionen
gibt; es existiert auch kein Pendant
zur US-amerikanischen"uptick-rule",
die panikartige AusverkÀufe begrenzen
soll.
Diese besagt, dass nur leer verkauft
werden darf, wenn der Kurs der betref-
fenden Aktie zuvor um mindestens 1/32
Dollar gestiegen ist.
Hierzulande hat diese Handels-Variante
spÀtestens seit dem Delisting der da-
mals auch am Neuen Markt notierten
Turbodyne Aufmerksamkeit erregt.
MANUEL ASENSIO - SHORT SELLER STAR
Das kalifornische Unternehmen hatte
spektakulÀre Erfolge in der Weiterent-
wicklung der Dieseltechnologie ver-
sprochen. Short Seller Manuel Asensio,
Wall-Street-Star unter den LeerverkÀu-
fern, hatte die Behauptungen von Tur-
bodyne, deren Aktienkurs zuvor explo-
diert war, widerlegt und daran krÀftig
verdient.
Ăhnlich unlauteres GeschĂ€ftsgebahren
vermutete Asensio beim US-Biotech-
Unternehmen Hemispherx. Beim ersten
Zusammentreffen zwischen Asensio und
Hemispherx-Chef William Carter eröff-
nete Asensio mit den Worten:
DER MARKTBEREINIGER?
"Ich bin Manuel Asensio. Sie gehören
ins GefÀngnis". Was folgte, waren Aus-
einandersetzungen vor Gericht mit mil-
lionenschwerem Streitwert. Carter,
dessen Unternehmen an der Entwicklung
des AIDS-Medikamentes Ampligen arbei-
tet, erwies sich zwar als ebenbĂŒrtiger
Gegner, den Asensio nicht in die Knie
zwingen konnte; am gefallenen He-
mispherx-Aktienkurs verdiente er den-
noch.
Der von vielen gehasste Asensio ver-
kauft seine Strategie als Tugend und
nimmt fĂŒr sich in Anspruch, den Markt
zu bereinigen.
LĂGNER IM GESCHĂFT?
In einem in der"Wirtschaftswoche"
(Ausgabe 46/00) erschienen Interview
rechtfertigte er:"Wir waren es, die
aufgedeckt haben, dass Peter Young von
Morgan Grenfell damals 200 Millionen
Dollar der Deutschen Bank in US-Penny-
Stocks investierte. (....) Es ist eben
ein hÀssliches GeschÀft (...) die
wirklichen LĂŒgner sitzen doch bei Mer-
rill Lynch und Morgan Stanley - mit
welcher Bestimmtheit haben die Amazon
bei 130 Dollar zum Kauf empfohlen."
UnabhÀngig von der Frage, ob er ein
Unternehmen zurecht angreift oder
nicht. Die fallenden Aktienkurse be-
scheren ihm ein Millionen-Einkommen.
HIERZULANDE DIESE SPEZIES RAR
Hierzulande halten sich die Akteure
eher bedeckt;"Shorties" wie Asensio,
die die Ă-ffentlichkeit gezielt nutzen,
sucht man vergeblich, nur hinter vor-
gehaltener Hand wird am Parkett ĂŒber
LeerverkĂ€ufe in gröĂerem Umfang ge-
sprochen.
Oft sind es die selben Institute, die
ein Unternehmen an die Börse beglei-
ten, ihren Privatkunden die Zeichnung
empfehlen und dann Short-Positionen in
dieser Aktie aufbauen. Nicht selten
haben Fondsmanager groĂer Banken be-
stimmte Aktien vollstÀndig verliehen.
PRIVATE BLEIBEN AUSSEN VOR
Dass es sich dabei um völlig voneinan-
der zu trennende Sparten eines Finanz-
dienstleisters handelt, der selbst ei-
ne Aktiengesellschaft und damit der
Erwirtschaftung von Gewinn verpflich-
tet ist, kĂŒmmert den Privatanleger
wahrscheinlich nicht.
Spielarten wie"Short Selling" oder
"Hedging" (Ausgleich eines bestimmten
Risikos durch die Ăbernahme eines
zweiten, kompensatorischen Risikos)
sind dem privaten Investor weitgehend
unzugÀnglich.
WEITERHIN ENORMES RISIKO
Neue, effizientere Handelsplattformen
werden die Transparenz und ZugÀnglich-
keit der MĂ€rkte zwar weiter steigern
und die Marktmacht der etablierten In-
stitutionen schmÀlern. Die Risiken,
die mit einem Engagement in hoch ris-
kanten Segmenten oder speziellen Tra-
ding-Varianten verbunden sind, bleiben
jedoch enorm hoch.
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