Zu finden unter http://www.nybt.de/cgi-bin/analysen...analysen.pl?_zeigen|de|daily/dax
Der Auslöser dieser letzten Phase der Rallye (das US-Verbrauchervertrauen) vom Tief am letzten Donnerstag verdient demzufolge eine nähere und ausführliche Betrachtung.
Welche Bedeutung kommt diesem Wert überhaupt zu?
Das Verbrauchervertrauen wird mittels einer Umfrage unter 5000 repräsentativen Haushalten in den USA ermittelt.
Befragt werden die Verbraucher hinsichtlich ihrer eigenen aktuellen und zukünftig (sechs Monate später) erwarteten ökonomischen Situation sowie nach der aktuellen und zukünftig erwarteten Situation der Gesamtwirtschaft.
Hierbei stehen insbesondere drei Fragen im Vordergrund: die Frage nach der allgemeinen wirtschaftlichen Situation aktuell und deren Entwicklung, die Frage nach dem eigenen Einkommen und dessen erwarteter Entwicklung sowie die Frage wie"leicht" es aktuell und in Zukunft ist bzw. sein wird einen Arbeitsplatz zu erhalten.
Bei der Interpretation dieser Zahl gilt die allgemeine (empirisch bewiesene) Annahme, daß je höher das Verbrauchervertrauen ausfällt, je besser also die Verbraucher ihre eigene Situation und die Situation der Gesamtwirtschaft einschätzen, um so höher werden die Konsumausgaben der entsprechenden Personen sein.
Über den Schluß größere Konsumentenausgaben = größere Wirtschaftsaktivität = größeres Wirtschaftswachstum = höhere Unternehmensgewinne wird ein ansteigendes Verbrauchervertrauen gewöhnlich positiv an den Aktienmärkten und negativ an den Rentenmärkten aufgenommen, während ein abnehmendes Verbrauchervertrauen logischerweise eher negativ an den Aktienmärkten und positiv an den Rentenmärkten aufgenommen wird.
Wichtig ist noch die Unterscheidung nach der aktuellen Situation und der erwarteten Situation in sechs Monaten.
Bei der Interpretation wird insbesondere auf die Erwartung der Konsumenten geachtet, da die Zukunftserwartung einen wesentlich stärker Einfluß auf das anstehende Konsumentenverhalten hat.
Werfen wir nun einen genauen Blick auf die gestrigen Daten so zeigen Sie eine unveränderte Situation bei der aktuellen Einschätzung der wirtschaftlichen Situation aber eine massive Verbesserung der zukünftigen Erwartung.
Es gibt nur zwei plausible Erklärungen für diese Entwicklung des Verbrauchervertrauens. Die beste setzt dabei an, die extreme Verbesserung der zukünftigen Erwartung mit einem unglaublich hohen Vertrauen der Amerikaner in die FED und Allan Greenspan zu erklären. Man geht offensichtlich davon aus, daß die FED die konjunkturelle Abschwächung schon in den Griff bekommen wird, da man sie in den letzten Monaten auch entschlossen hat handeln sehen. Zudem blicken die Amerikaner auf eine praktisch seit 1982 ungebrochen stringente Wachstumphase zurück, welche ein entsprechendes Vertrauen in die FED geschaffen hat.
Den Anstieg des Verbrauchervertrauens über ein fast blindes Vertrauen in die FED zu erklären, ermöglicht es zudem das Verbrauchervertrauen in Einklang mit den anderen aktuellen Wirtschaftsdaten zu bringen, die (mit Ausnahme des Baubereichs) sämtlich die schwache Situation der US-Wirtschaft bestätigen (erst gestern fielen die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter wieder schwächer aus als erwartet). Aktuell sehen auch die Verbraucher noch keine Verbesserung der Situation (Einschätzung der aktuellen Wirtschaftssituation blieb in den Daten wie oben erwähnt unverändert) für die Zukunft aber werden die Maßnahmen der FED schon greifen.
Die zweite Möglichkeit die gestrige Zahl zu erklären, wäre zu sagen, daß nach fünf Monaten in denen das Vertrauen der Verbraucher gefallen ist, viele Verbraucher nach dem Motto"schlechter kann es ja nicht mehr werden" geantwortet haben und daher für die Zukunft eine Verbesserung der Situation erwarten.
In diesem Fall sollten die Befragungen in den nächsten beiden Monaten direkt wieder einen Rückgang bzw. bestenfalls eine Stagnation des Verbrauchervertrauens sehen. Im Falle der Erklärung der Daten über ein großes Vertrauen in die FED wird sich dagegen ein Aufwärtstrend über zwei bis drei Monate im Verbrauchervertrauen ausbilden.
Die gestern vielfach aufgebaute Erklärung im Anstieg des Verbrauchervertrauens eine Verbesserung der aktuellen konjunkturellen Situation zu sehen ist dagegen eindeutig untauglich als Erklärungsansatz. Wäre dies der Fall hätten die Daten bei der aktuellen Einschätzung der wirtschaftlichen Situation ebenfalls einen deutlich höheren Stand anzeigen müssen.
Welche Auswirkungen ergeben sich aus den aufgezeigten beiden Erklärungsansätze nun für die US-Konjunktur und daraus folgend langfristig für die Aktienmärkte.
Betrachten wir zunächst den einfachen Fall das die Verbraucher bei der Befragung nach dem Motto"schlechter kann es ja nicht mehr werden" geantwortet haben. In diesem Fall wird es kaum realwirtschaftliche Auswirkungen geben. Sehr kurzfristig könnte es zu kleinen Ausgabensteigerungen kommen, dann wird man auf Verbraucherseite aber schnell anhand der realwirtschaftlichen Daten erkennen, daß es keinen Grund für die Annahme einer baldigen Verbesserung der Situation gibt. Es wird sich also insbesondere kein positiver Trend beim Verbrauchervertrauen und bei den Verbraucherausgaben entwickeln. Entsprechend werden wir keine wachstumsstimulierende Effekte sehen.
Komplizierter wird es die Auswirkungen im Falle eines großen Vertrauens in die FED und ihrer Maßnahmen zu erfassen. In diesem Fall wird sich in den nächsten Monaten ein positiver Trend beim Verbrauchervertrauen und bei den Konsumausgaben entwickeln, der kurzfristig wachstumsstimulierende Effekte hat. Die Verbraucher werden damit sozusagen selber ihre Erwartungen erfüllen. Dies ist generell betrachtet eine sehr komfortable Situation für eine Zentralbank. Es erleichtert deren Arbeit, da es in Phasen einer konjunkturellen Abschwächung gewöhnlich zu einem völlig anderen Konsumentenverhalten kommt. Angesichts der ungewissen Aussichten neigen die Konsumenten zu vermehrten Sparanstrengungen um sich in einer ungewissen Situation selbst eine gewisse Sicherheit zu schaffen. Dieses Konsumentenverhalten verschärft dann gewöhnlich konjunkturelle Abschwächungen und ist daher generell ein sehr unerwünschter Effekt. Leider gibt es in den USA ein weiteres Problem, was das konjunkturell eigentlich sehr positive Verhalten der US-Verbraucher in den nächsten Monaten möglicherweise in ein sehr negatives verwandeln kann. Dies ist die niedrige US-Sparquote. Diese liegt aktuell bereits unter Null.
Zusatzkonsum wurde somit bereits in der Vergangenheit von Konsumentenseite durch eine zusätzliche Kreditnachfrage bzw. über Aktiengewinne finanziert. Die letztere Finanzierungsquelle ist in den letzten Monaten bekanntlich weggebrochen, ja die Aktienmarktentwicklung hat sogar erhebliches Vermögen der Haushalte vernichtet. Eine erneute Konsumausweitung der US-Konsumenten könnte daher kurzfristig nur über eine weitere Kreditaufnahme erfolgen. Logischerweise ist eine entsprechende Entwicklung nur sehr kurzfristig möglich, da sich die Haushalte nicht unbegrenzt verschulden können. Ein längerer Trend ist nur möglich, wenn die Einkommen der Haushalte schneller steigen würde als ihre Kreditbelastungen. Dies ist angesichts der angekündigten Entlassungen vieler US-Unternehmen allerdings mit Sicherheit kurzfristig nicht zu erwarten.
Somit würden wir bei diesem Erklärungsansatz für das deutlich angestiegene Verbrauchervertrauen in die Situation kommen, daß die US-Konsumenten durch ihr starkes Vertrauen in die FED kurzfristig eine weitere erhebliche Verschuldung aufbauen würden, was gesamtwirtschaftlich eine ganz kurze gefährliche Blütezeit auslösen würde.
Sobald die Ausweitung der privaten Kredite nicht mehr möglich wäre, wäre die Blüte verwelkt und ein erhebliches Liquiditätsproblem bliebe zurück, welches zu einer viel massiveren Rezession führen dürfte als aktuell erwartet (anders wäre es wenn die Amerikaner ihren erhöhten Konsum über entsprechend positive Sparquoten finanzieren könnten; in diesem Fall müßte man sich nur wenig Gedanken um eine Rezession machen).
Bitte beachten Sie, daß wir in den obigen Erläuterungen bewußt auf die Einbeziehung inflationärer Effekte und den Einfluß möglicher Steuersenkungen durch den Statt abstrahiert haben. Dies hätte die Erläuterung erheblich verkompliziert ohne das Ergebnis deutlich zu verändern. Die Einbeziehung inflationärer Effekte macht die Situation im Falle des Erklärungsansatzes"Vertrauen in die FED" nur noch unangenehmer, während Steuersenkungen die Finanzierung eines zusätzlichen Konsum zwar erleichtern würden, wir aber nicht annehmen, daß sie ausreichend wären den privaten Konsum derart lange zu finanzieren, daß aus der erwarteten kurzen Blüte ein sich selbst tragender Effekt wird.
Zusammenfassend folgen aus diesen Erläuterungen für den Aktienmarkt folgende Erklärungen dessen gestrigen Verhaltens und folgende zukünftige Einflußfaktoren.
Die Hoffnung auf eine kurzfristige Konsumausweitung der US-Konsumenten und eine damit verbundene verbesserte Gewinnsituation der Unternehmen hat die heutige Rallye ausgelöst und kann morgen nach positive Nachwirkungen haben. Stellt sich der Erklärungsansatz"Vertrauen in die FED" als korrekt heraus, erklärt die damit verbundene kurze Blütezeit die auch technisch zu erwartende Aufwärtsbewegung über die Sommermonate und bereitet gleichzeitig den Boden für erhebliche Probleme der Aktienmärkte zum Jahresende.
Werfen wir nach diesen volkswirtschaftlichen Erläuterungen noch einen schnellen Blick auf die sehr kurzfristige technische Situation im Dax-Future. Erwarten Sie heute früh einen Test der Widerstände 6020 - 30 und eventuell 6080 Punkte. Es macht keinerlei Sinn den heutigen Tag zu Käufen zu nutzen. Eine deutliche Abwärtsreaktion auf die Gewinne vom Donnerstag steht in jedem Fall kurz bevor und wird den Dax-Future zumindest noch einmal in den 5600er Bereich führen (an den US-Bösen ist weiterhin ein Unterschreiten des letztwöchigen Tiefs zu favorisieren.
Beachten Sie eine heute zu Handelsbeginn bei 5840 Punkten verlaufenden schnell steigende Trendlinie vom Tief am letzten Donnerstag. Sobald diese gebrochen wird, hat die Abwärtskorrektur definitiv begonnen. Der aggressive Trader sollte aber schon morgen früh an den Widerständen 6020 - 30 und 6080 kurzfristige Shortpositonen ausbauen und diese bei einem erwarteten Rücksetzer in den 5600er Bereich langsam abbauen und in Longpositonen drehen, da wir mittelfristig weiterhin von einer positiven Marktentwicklung über die Sommermonate ausgehen.
Da dies ein Service sein soll, der Ihnen ihr Trading erleichtern soll, würde ich mich freuen, wenn Sie Zeit finden würden, mir kurz per e-mail (mwilhelms@newyorkbroker.de) mitzuteilen, ob sie gelegentlich an längeren volkswirtschaftlichen fundamentalen Erläuterungen (wie oben geschehen) interessiert sind oder ob es Sie generell eher an einer rein technischen Orientierung interessiert sind.
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