Unser dottore schreibt:
Außerdem ist ein gedruckte Anleihe gar nichts. Sie muss erst emittiert
und vom Publikum gekauft sein. Das dann reinströmende Geld wird zur Abdeckung der bereits vorhandenen Schulden an die Banken weiter gereicht.
Genau gegen diese Vorstellung wollte ich argumentieren, nämlich gegen die Vorstellung, dass eine Anleihe erst verkauft werden müsse, um zu Geld zu kommen. Die gängige Vorstellung ist ja, Daimler druckt eine Anleihe, bietet sie am Markt an und die Sparer holen ihr erspartes Geld aus dem Sparschwein, geben es für das Anleihepapier her und Daimler baut eine neue Fabrik für dieses, vorher in irgendwelchen Truhen aufbewahrte Geld - also die Anleihe wird gegen vorhandenes Geld eingetauscht.
Dagegen wollte ich das Argument vortragen, dass mit dem Druck der Anleihe neues Geld bereits entstanden ist. Das Geld ist mit dem Druck (mit der Verschuldung) schon in der Welt, es muss nicht erst noch Geld aus den Sparschweinen geholt und eingesammelt werden. Daimler selbst hat mit der Anleihe bereits neues Geld gedruckt. Um es mal bildlich platt zu formulieren, Daimler könnte die Bauarbeiter für die neue Fabrik genauso gut mit frisch gedruckten (kleingestückelten) Anleihen bezahlen, es ist halt nur praktischer und üblich, dieses Geld vorher in gesetzliches Zahlungsmittel zu wechseln, etwa so wie man Dollar vorher in DM wechselt, wenn man hier Bauarbeiter bezahlen will. Der Punkt ist, dass beim Verkauf einer Anleihe nicht vorhandenes Geld eingesammelt wird (gängige Vorstellung) sondern bereits vorhandenes Geld gewechselt wird (Anleihegeld in gesetzliches Geld).
Das ist im Grunde exakt der gleiche Vorgang wie bei einem Wechsel, den wir schon zig mal diskutiert haben. Mit der Unterschrift unter den Wechsel ist das neue Geld (Kreditgeld) bereits entstanden, ich kann den Wechsel schon als Geld weiterreichen. Bei der Diskontierung wird er nur in gängigere Münze gewechselt. Der Wechsel selbst ist Geld, so wie die Anleihe von Daimler bereits Geld ist und nicht erst zu Geld gemacht werden muss.
Der dottore hat ja recht, wenn er schreibt, dass Anleihen häufig zur Konsolidierung bereits vorhandener Schulden dienen, aber dann ist das gleiche Problem nur etwas vorgelagert. Das Schuldversprechen hatte vorher technisch eine andere Form (Wechsel, Kreditvereinbarung). Wenn aber ohne vorherige Verschuldung eine neue Anleihe aufgelegt wird, entsteht mit der Unterschrift unter die Anleihe neues Geld, so wie mit der Unterschrift unter einen Wechsel neues Geld entsteht. Das Geld ist also schon in der Welt, noch bevor die Anleihe verkauft wird, die Anleihe kann theoretisch mit dem durch sie selbst erzeugten Geld gekauft werden. Deshalb können jetzt immer schneller immer mehr Anleihen aufgelegt werden, die erforderliche Liquidität entsteht mit den Anleihen selbst, das ist der entscheidende Punkt.
Ich denke, dieser Punkt ist recht wichtig, für das Verständnis unseres Geldsystems und wir sollten ihn einmal ausdiskutieren.
Gruß
R.Deutsch
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