Hatten wir das hier schon? 
Was er sagt, dürfte klar sein.... 
 
 
 
Prof. Dr. Norbert Walter Frankfurt, den 5. April 2001 
 
Börsenkater - Zeit zum Einsteigen? 
 
Der Crash auf Raten ist Wirklichkeit. Dies gilt weltweit, gilt für  
die Alte Ã-konomie und insbesondere für die Neue Ã-konomie. Die  
Wertvernichtung ist für die meisten in Deutschland - weil  
Aktienneulinge - eine dramatische Erfahrung. Von einer Maschine,  
von der junge Leute meinten, sie sei ein Automat zum ganz schnellen  
großen Geldverdienen, ist die Börse zum gewaltigen Vermögensvernichter 
geworden. Die, die vor gut einem Jahr alles blind kauften, was am  
Markt angeboten wurde, wenden sich nun voll tiefer Enttäuschung vom  
Aktienmarkt ab; sie sind in ihrem Selbstvertrauen erschüttert und  
nicht selten auch in finanzieller Kalamität, da sie sich zu hohe  
Ausgabenniveaus angewöhnt haben, und weil sie zum Teil auf Kredit  
gekauft haben und nun Zinsen und (große) Tilgung zahlen müssen. 
Weltweite Phänomene sollte man nicht mit nationalen Ereignissen  
erklären wollen. Viel spricht dafür, dass die Kursstürze mit der  
Enttäuschung über die US-Konjunktur zusammenhängen. Dort ist wegen  
erhöhter Zinsen und Ã-lpreise, wohl aber auch wegen des zu starken  
US-$ und insgesamt wegen überzogener Investitionen, der konjunkturelle  
Höhenflug zu Ende gegangen. Für diese Lokomotive der Weltwirtschaft  
gab es keinen Ersatz: Japan, seit 1990 in der Stagnation, kann sich  
trotz aller geld- und finanzpolitischer Anstrengungen nicht aus der  
Schwäche lösen. Es mangelt an Vertrauen in die politische  
Gestaltungskraft der herrschenden LDP; die ergraute Bevölkerung und  
eine entsprechend überalterte Arbeitnehmer- und Unternehmerschaft  
sind nicht Basis für neue Vitalität. So sinken dort weiter alle  
Preise: Die für Grundstücke und Aktien, gleichermaßen; aber auch die  
für Güter und Dienste. Auch die Europäer sind trotz relativ  
angemessener Geldpolitik und sachgerecht stimulierender  
Steuersatzsenkung 2001 nicht wirklich ein Gegengewicht für die  
US-Schwäche. 
Schwache Konjunktur allein freilich reicht nicht für einen Crash aus. 
Hierzu konnte es nur kommen, weil zuvor eine Luftblase dramatischen  
Umfangs entstanden war. Zur Erinnerung: Schon bei einem Stand des  
Dow Jones Index von 7000 hatte Alan Greenspan von irrationaler  
Übertreibung gesprochen; zwischenzeitlich wurden 12000 gestreift und  
jetzt sind wir bei weit unter 10000 gelandet. Seit März 2000 ist die  
Nasdaq um mehr als 60 Prozent und der Neue Markt gar um mehr als  
80 Prozent gefallen. 
Ist dies nun die Zeit, um zu investieren in Aktien und gegebenenfalls  
auch Aktien des Neuen Marktes? 
Die Antwort auf diese Frage ist ein klares, entschlossenes"ja".  
Das heißt nicht, dass ich verlässlich konstatiere, dass wir die  
Tiefstkurse in New York, Tokio und Frankfurt schon gesehen hätten.  
Da Märkte immer übertreiben, heißt der Umstand, dass wir bei vielen  
Aktien bereits wieder den fairen Wert erreicht und unterschritten  
haben, eben nicht, dass der Kurs von jetzt an steigen muss.  
Die Übertreibung nach unten kann ebenso wie die Übertreibung nach oben 
ausgeprägt und anhaltend sein. Werte mit soliden  
Dividendenperspektiven sind freilich schon jetzt so deutlich  
entsprechenden Rentenwerten gegenüber vorzuziehen, dass die Korrektur, 
jedenfalls in diesem Sinne, selektiv ansteht. Wer Nerven hat und ein  
entsprechendes Polster, der kann für die künftigen Jahre jetzt  
eine gut Grundlage für ein attraktiv rentierliches Portfolio legen. 
 
 
 
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