Was Bernecker schreibt, war hier schon dankenswerterweise von Günter reingestellt worden:
"Die etablierten Märkte haben sich während der Zinsversteifung sehr"korrekt" verhalten. Und zwar so, wie in allen Vergleichsperioden dieser
Art in der Vergangenheit. Sie können das am besten mit 1994 vergleichen.
>Das hat zur Folge, daß bei einer Zinssenkung, die schon begonnen
hat, ab dem Zeitpunkt, wo es keine inverse Zinskurve mehr gibt, das erste Konjunktur-Signal erwächst und darauf die Börse mit einem
Vorlauf von 6 Monaten zu antizipieren beginnt. Davor stehen wir in Kürze, nämlich mit dem nächsten Schritt der FED um 50 Basispunkte
nach unten. Das ist das Grundmuster...."
Bernecker kennt das Grundmuster der US-Geldpolitik offenbar schon besser als diese selbst, aber er ist ja ein sehr genialer Mann.
Dazu lesen wir heute Ähnliches in der FAZ, die es neuerdings zur Herzenssache macht, alle wieder in den Markt zu treiben,"Chefanalysten" größter Häuser kommen en suite zu Wort und den unsäglichen Beitrag von Ex-Herausgeber Fack von wegen 1929ff. kann sich nie mehr wiederholen haben wir auch noch im Kopf (siehe damals die Postings), vom gestrigen von JüKü reingestellten Beitrag des Herrn Prof. Walter ganz abgesehen. Die FAZ also heute in ihrem Wirtschafts-Leiter:
"Die Zinsstruktur am staatlichen Anleihemarkt... spricht dafür, dass die Fed derzeit den Grundstein für eine kräftige Konjunkturerholung legt. Die amerikanische Zinskurve ist so steil wie seit 1994 nicht mehr. Und eine steile Zinskurve ist nach den Erfahrungen der Vergangenheit der Vorbote für den nächsten Konjunkturaufschwung."
Wie beschreibt der FAZ (ihr Herr Folker Dries ex NY) diese"steile Zinskurve"?
"Die Rendite der staalichen Referenzanleihe mit zehn Jahren Laufzeit liegt wie schon Ende Dezember bei gut 5 Prozent."
Und auf der gleichen Seite der FAZ sehen wir eine Grafik, die die Fed Funds Rate zeigt: Sie liegt exakt ebenfalls bei 5 Prozent, wie allgemein bekannt.
Am kurzen Ende also 5, am langen (10 Jahre) ebenfalls. Die 30jährigen zählen gar nicht erst, da sie durch Rückkauf der T-Bonds a) ausgedünnt sind, so dass sie als Bench keine Aussagekraft mehr haben und b) ebenfalls um bzw. sogar unter 5 % pendeln.
Nun kommt die Frage:
Wie"steil" ist eine Zinskurve, die am kurzen und am langen Ende 5 % zeigt?
Vielleicht kann die FAZ dies demnächst blatthoch darstellen?
Zu Bernecker wiederum ist zu sagen, dass die in Euroland für die Fälligkeiten am kurzen Ende gilt: EZB-Satz 4,75, 3-Monatsgeld 4,65, 2 Jahre 4,25, also eine eindeutig inverse Zinsstruktur. Dann wird besser bis 15 Jahre auf 5,2. Aber so"steil" ist das zwischen 15 und 30 Jahren auch nicht.
Über das"Grundmuster" müssen wir uns ernshaft nicht lange unterhalten. Denn 1. gibt es in GB seit Jahren schon eine inverse Zinskurve, was aber dem Footsie kaum geschadet hat und der Konjunktur auch noch nicht. Und in Japan haben wir eine sehr schöne"steile Zinskurve", beginnend bei ca. 0 % Notenbanksatz und steiler als eine bei Null beginnende Zinskurve kann ja nichts existieren, zu Mal wenn man es prozentual rechnen wollte.
Ich warne dringend davor, auf solches Geschwätz herein zu fallen und den"Boden" (siehe auch WSJ von vorgestern wie gepostet) als erreicht zu halten.
Wie es weiter geht, wissen wir nicht. Aber die Vermutung, dass es weltweit evtl. noch viel"steiler" geht, und zwar bergab, mit Konjunktur und Märkten, hat erheblich mehr für sich als das Gegenteil.
Und wenn es tatsächlich"wie 1994" kommen sollte, werden wir es rechtzeitig merken. Jedenfalls sind Zins-Gebete der vorgestellten Art k e i n Hinweis auf eine Duplik.
Gruß
d.
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