Lieber Baldur und Aldibroker,
Du hast am 14. April 2001 21:42:26 an Aldi geschrieben:
>>dottore und Lüftl und Faber und Leuschel warnten seit Jahren vor dem Crash, aber er kam nicht, statt dessen schoß es durch die Decke.
Also, wo liegt der Fehler?...
Wer immer nur den Crash als das Lebensereignis sieht, sieht keine Blumen mehr am Straßenrand. Da gebe ich Dir (Aldibroker) Recht....<<
Du scheinst richtig zu liegen mit deinen Ahnungen:
>> dottore und Lüftl und Faber und Leuschel warnten seit Jahren vor dem Crash, aber er kam nicht, statt dessen schoß es durch die Decke. Also, wo liegt der Fehler?<<
Ich würde mal sagen KEIN FEHLER. Wir haben es ganz einfach mit komplexen Regelkreisen zu tun --präziser ausgedrückt kybernetische Systeme-- die sich vorläufig noch einer mathematisch-logischen Betrachtungsweise entziehen. Punkt.
Reinhard Deutsch hat neulich so was ähnliches geschrieben, nachdem er meinen Aufsatz über BSE gelesen hatte. Und der doch finanziell recht erfolgreiche George Soros schrieb sinngemäß, dass Volkswirtschaft eigentlich nur Alchimie sei, Goldmacherei.
Wie dem auch sei, Krisenpropheten hat es immer gegeben. Der erste mir persönlich erinnerliche ist Oswald Spengler mit seinem Klassiker „Der Untergang des Abendlandes“, Spengler geht aber überhaupt nicht auf ökonomische Dinge ein, für ihn sind Aufstieg und Untergang von Kulturen geradezu zwangsläufig, inhärent, vorgegeben.
Es muß dann nach Spengler noch sehr viele weitere Krisenpropheten im 20.Jh. gegeben haben, mit persönlich erinnerlich ist als nächster nur v.Bethmann, der Anfang der 80er Jahre sein damals recht stark beachtetes Büchlein „Die Zinskathastrophe“ veröffentlichte, konsequenterweise seine Anteile an der alteingesessenen v.Bethmann’schen frankfurter Privatbank verkaufte und fürderhin durch die Lande tingelte, um seine Crash-These zu verbreiten. Zwar mit viel finanziellem Aufwand --er war nämlich ein seehr reicher Mann-- aber doch mit bescheidenem Erfolg.
Damals wurde wohl auch unser verehrter dottore zusammen mit v.Bethmann zum vielzitierten Untergangspropheten.
Anfang der 90er Jahre schrieb dann Roland Baader sein „Kreide für den Wolf“ ein Werk, das mich außerordentlich stark beeinfluß hat und mich auch endgültig von sozialistischen Ideen aller Couleur --rot, rosa, braun, grün-- kuriert hat.
1995 schrieb dann Walter Wittmann --immerhin beamteter Hochschullehrer „Das globale Desaster“.
Da wurde ich mißtrauisch und hab begonnen physisches Gold zu kaufen. Später hat mir Freund Reinhard den Silberfloh ins Ohr gesetzt.
Ach Reinhard, wenn du wüßtest, wie schwer zu schleppen Silber sein kann!
Tja Freunde,
und kathastrophenmäßig geschehen ist eigentlich gar nichts. Es ging immer weiter „bergauf“ für die Menschen im Allgemeinen, wohlgemerkt, nicht für mich. Ich habe irgendwann vor 25 Jahren mich vom Konsumdeppen wegentwickelt hin zum Konsummuffel.
Was lernen wir daraus? Die wirkliche „Katastrophe“ wird eintreten, wenn alle so konsumierten wie der Harald. Oder wie es ansatzweise jetzt in Japan zu erkennen ist. Dann wird nämlich Wachstum ausbleiben, und dann werden Demokratien unregierbar. Das hat übrigens schon Kurt Biedenkopf vor 20 Jahren festgestellt, da war er noch Professor.
Dabei fühlt Harald sich eigentlich als Konsummuffel ganz wohl, ist fröhlich, und genießt seine Tage, er hat nämlich viel von den Negern in Westafrika gelernt, die sind dort nbach unseren Maßstäben bettelarm und singen immer, tanzen immer und vö**ln immer. Und das bei 50% Kindersterblichkeit, ist das nicht eine großartige Einstellung zum Leben, Freunde?
Und jetzt noch abschließend eine wahre erlebte Geschichte vom Harald, keineswegs ein Osterpausenfüller, sehr wohl etwas mit Real-Wirtschaftspolitik zu tun habend.
Ihr wißt ja vielleicht, dass ich meinen landwirtschaftlichen Betrieb unlängst um einen ordentlichen Batzen Geld verkauft habe. Die Nachbarn hier hats geschüttelt. Grundsätzlich verkauft „man“ nämlich hier kein Land, man vererbt es eben halt nur.
Ich hatte nun dieses Land vor 13 Jahren erworben --damals vor dem Manna aus Brüssel. Habe auch beim Verkauf einen sehr ordentlichen inflationsbereinigten Schnitt gemacht. Und bin froh, weil ich fest davon überzeugt bin, dass in Zukunft die Landpreise in Westeuropa stark fallen werden. Es würde zu weit führen, das „warum“ hier zu erläutern.
Nun denn, der Erwerber meines Betriebs, ein hochintelligenter akademisch gebildeter, sogar promovierter, Landwirt, denkt geradezu konträr zu mir. Denn erhat ja gekauft, zu „überhöhtem“ Preis, wie „alle“ meinen, allerdings auf einem blitzeblank leergefegten Verkäufer-Markt.
Frage: Wer hat nur richtig gehandelt? Er oder ich?????
Vorläufiges Ergebnis meines Grübelns: Warten wirs ab.
Und inzwischen wurde ich zum Experten in „Horten“, denn in einem hat der verehrte dottore durchaus recht, und nicht nur er: Traue keinem Stück Papier, vor allem wenn es von Finanzfachleuten unterschrieben wurde.
Mit einem fröhlichen Salü
vom Harald aus Lothringen
Und jetzt verabschiede ich mich für 2 Wochen Urlaub ins wilde Korsika.
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