Die Banken geben Argentinien wieder Geld
Cavallo:"Die Spekulanten werden viel verlieren"
mos. BUENOS AIRES, 24. April. Angesichts der drastischen Kursverluste argentinischer Anleihen hat Argentiniens Wirtschaftsminister Domingo Cavallo erneut versichert, das hochverschuldete Land werde seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen. Der seit 1991 eins zu eins an den Dollar gebundene Peso werde keinesfalls abgewertet. Die geplante Ausweitung der Währungsbindung auf den Euro werde"verfassungsgemäß im Kongreß diskutiert" und solle erst dann greifen, wenn der Euro die Parität zum Dollar erreiche. Von einer"verdeckten Abwertung" könne mithin keine Rede sein, sagte Cavallo.
Die Regierung habe mit einer Gruppe heimischen Banken und Unternehmen am Montag die Zeichnung von zwei variabel verzinslichen Anleihen dreijähriger Laufzeit im Gesamtvolumen von einer Milliarde Dollar vereinbart. Die Anleihen, die zu den gegenwärtigen Marktkonditionen mit 13 bis 14 Prozent verzinst würden, sind Teil eines neuen Finanzierungspakets von 3,5 Milliarden Dollar, das Cavallo vor einigen Wochen mit lokalen Banken vereinbart hatte, um eine Zeitlang nicht an den internationalen Markt treten zu müssen."Der Default steht nicht vor der Tür", kommentierte der Analyst Martin Redrado."Die kurzfristige Situation ist beherrschbar", bestätigte Daniel Artana, Chefökonom der renommierten Forschungsstiftung FIEL. Es seien jedoch zusätzliche Reformmaßnahmen erforderlich, um die Märkte davon zu überzeugen, daß Argentinien auch auf längere Sicht zahlungsfähig bleibe, sagte Artana.
Cavallo werde"den Krieg an den Märkten gewinnen", prophezeite der Volkswirt Rodolfo Santangelo. Cavallo hatte dem ehemaligen Präsidenten Carlos Menem, dem (noch von Menem ernannten) Zentralbankchef Pedro Pou und einer Gruppe von ultra-liberalen Ã-konomen vorgeworfen, die Spekulationen auf eine Zahlungsunfähigkeit des Landes und auf eine Abwertung des Peso anzuheizen, um von eigenen juristischen Problemen abzulenken und ihr Vorhaben einer vollständigen Dollarisierung des Landes durchzusetzen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.04.2001, Nr. 96 / Seite 34
Ganz schön dicke Luft.
Die"Spekulanten" sind wohl eher"Realisten"!
mcmike
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