>Versuch einer Antwort auf Deine Frage, Cosa: Die steigenden Aktienpreise ab 1995 und eine parallel fallende DM taten das ihre, um internationales Kapital in die USA zu locken. Es muß ja auch so kommen, da das Handelsbilanzdefizit nur durch Nettokapitalexporte ausgegelichen werden kann.
Richtig. Aber entscheidend bleibt die HaBi, denn bei sog."reinen Finanzströmen" sind ja immer Rückzahlungsvereinbarungen zu beachten.
>Das von außen in die USA strömende Kapital hat dann zu weiteren Kurssteigerungen bei Aktien geführt. Offensichtlich trat hier ein selbstverstärkender Prozeß auf.
Richtig. Aber so viel"Kapital" wie immer gesagt wird, ist netto (und vor allem auf Dauer) nicht geflossen. Denn an den Kapitalmärkten geht's immer um viel kürzere Fristen (Devisenmarkt usw.) als beim Warenmarkt: Ein Stahlwerk wird viel langfristiger finanziert, selbst ein Porsche - als die Geld- und Finanzdinger.
>Als 1999 der Euro kam, nahmen viele dies zum Anlaß, ihr in EU investiertes Kapital nach USA zu bringen aufgrund der Skepsis gegenüber dem Euro. Deswegen ab 1999 diese"Mutter aller Anstiege". Das hohe Niveau konnte dann noch einmal gehalten werden durch teure Übernahmen amerikanischer Unternehmen durch europäische an deren Spitze Männer standen, die sich ungeachtet ihrer Position von der Heftigkeit der Blase genauso mitreißen ließen wie"la foule".
Wichtiger Punkt. Siehe Voicestream. Aber so viel Kapital wurde nicht in den USA gekauft, Sachkapital schon gar nicht.
>Soviel als Versuch einer geschichtlichen Interpretation.
>Die theoretische Frage tut sich auf, ob eigentlich zuerst die Nettokapitalexporte (die ihren Niederschlag in der Kapitalverkehrsbilanz und letztlich in den US-Dollar-Devisenreserven der ausländischen Zentralbanken finden) da waren und die Handelsbilanz"sich daher angleichen mußte", oder ob es gerade umgekehrt gewirkt hat oder beides zusammen. Ich glaube an den ersten Kausalzusammenhang, kann aber noch keine wirklich stichhaltige Begründung finden.
Da meine ich nicht: Die Handelsbilanz regiert! Denn es ist einfacher, eine Ware auf Kredit zu nehmen als eine Finanzanlage. Eine Ford-Akiekannst Du jeden Tag wieder verkaufen und das Geld repatriieren, aber einen Mercedes, den Du ein Mal nach drüben verkauft hast, kriegst Du als Gebrauchtwagen so schnell nicht wieder nach D.
>Die nächste Frage, die mich sehr beschäftigt, ist die nach der künftigen Entwicklung. Mit rein charttechnischen Methoden, die makroökonomische Zusammenhänge zunächst außer acht lassen, ist eine Korrelation des Dollarkurses (z.B. US-Dollar-Index) und der Wertentwicklung der US-Börsen (z.B. S&P 500) erkennbar.
Ja. Muss aber nichts heißen. Die von JüKü immer wieder angeprochenen Korrelationen Dollar/Euro/Gold sind da schon viel besser und auch"fundamental" einleuchtender.
>Eine kollabierende US-Börse müßte den Dollar auch kollabieren lassen. Das ist jetzt rein vom Chart her argumentiert. Volkswirtschaftlich finden sich auch Argumente, indem man sagt, Ausländer zögen ihr Kapital ab.
Dazu hatte ich schon mal in Bezug auf Japan gepostet, dass die Abzüge so schnell nicht stattfinden. Denn wo liegt letztlich das Geld? In US-T-Bonds und Bills, die die NBs halten (auch Taiwan!). Und wozu sollte eine NB Dollaranlagen drüben verkaufen? Um eigenes Geld dafür zu kriegen? Das kann sie doch selbst direkt und ohne Probleme selber fabrizieren.
Verkauft die Buba ihre Devisenreserven, dann ja wohl gegen D-Mark. Und was macht sie damit? Auf der Aktivseite kann sie ihr eigenes Geld ja nicht verbuchen. Thats the kick!
>Aber wäre dann den Amerikanern nicht eine Schachpartie gewonnen? Sie hätten den Rest der Welt zu überhöhten Preisen in den Dollar samt amerikanischer Aktien gelockt. Dann kollabiert die Börse und die US-Devise.
Das mit dem Kollaps der US-Devise will mir noch nicht in den Sinn. Und da es eine Korrelation Dollar/Gold gibt, ist mir deshalb auch nicht klar, wieso demnächst Gold steigen sollte, denn dann müsste der Dollar sinken, aber warum sollte er, wenn die Liquidität, die ich aus Dollarverkäufen gewinne, ohnehin in dem land, wo sie benötigt wird (Japan stützt seine Banken usw.) selbst fabriziert werden kann. Von den BoJ.
>Zu deutlich niedrigeren Kursen flieht das Kapital aus den USA. Die Jahre des Konsums, als die USA über ihre Verhältnisse gelebt hat (Handelsbilanzdefizite), wären vollständig durch das Ausland finanziert worden.
Zweiter Satz ganz ohne Frage.
>Die (außerhalb der USA wesenden)Exporteure wären à la longue die Gelackmeierten.
Nein, denn die haben ja ihr Geld via Geschäftsbank und NB des eigenen Landes bereits eingestrichen.
Das Ding kommt erst zum Schwur, wenn die in den NBs liegenden Dollarforderungen wackeln. Und da es sich bei T-Bills um das Nonplusultra von AAA handelt, wird das wohl noch dauern. Es sei denn, die Amis ziehen in einer kommenden Krise die Hyperinfla auf.
>Doch das klingt so sehr nach Plan, nach einer sorgfältig durchdachten Falle für Ausländer. Das traue ich aber ehrlich gesagt keinem Amerikaner zu, außer vielleicht dem alten H.Kissinger, dessen Stärke aber nicht unbedingt in Fragen der Wirtschaft zu finden ist.
Einverstanden. Kein Plan. Ergab sich einfach so, letztlich aus dem Konsumrauschbesessenen Amis.
>Vielleicht muß es einfach so kommen, vielleicht ist es systemimmanent. Ja, es muß so sein, die Regeln des Weltfinanzsystems werden ja befolgt im oben beschriebenen Szenario.
>Wenn dem so ist, könnte man ein wenig in alten Zahlen und Statistiken stöbern. Vielleicht könnte man einen ähnlichen Prozeß finden. Kürzlich hat jemand gesagt, der Dollar sei bereits einmal mit Faktor 40 zu 1 abgewertet worden.
Letzte Dllarabwertrung 1934 (Roosevelt) gegen Gold, von 20,67 auf 35 Dollar/Unze.
Jetzt keinerlei Dollarbindung gegen irgendetwas mehr. Daher: Wogegen abwerten?
>Auf Mosaiksteine hoffend
>Herzlichst
>El Sheik
Besten Gruß
d. (Mosaikliebhaber)
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