>Lieber Dottore,
>Du schreibst weiter unten:
>
>DER STAATSBANKROTT TRITT BEREITS DURCH DIE TÜR.
>Es ist viel später als so mancher ahnt.
>
>Das klingt gut, gebe ich zu, denn irgendwann muss es ein Ende haben mit der Wechselreiterei gewisser Herrschaften. (Moralisch ist es nix anderes als das.)
>Für deutsche Verhältnisse glaube ich jedoch, daß wir noch rund 10 Jahre haben.
>Einen Weg zurück kann ich mir rechnerisch nicht aufmachen. Es sei denn, Politik
>wäre in der Lage, totalen Staats-Verzicht zu erklären, was sicher zu anderen Köpfen und damit Rückkehr zur bisherigen"soliden" Haushaltsführung führte.
>Bin ich einer von denen, die nicht ahnen....?!?
>Gruss, T.
Hi Talley,
der Charme jedes Konkurses, jeder Pleite, Insolvenz, Illiquidität usw. besteht darin, dass sie "völlig überraschend" kommt. Das liegt in der Natur der Sache.
Wüssten alle, die anschließend überrascht sind, dass sie überrascht werden, würden sie sich nicht überraschen lassen wollen, sondern das, was sie überrascht, früher merken und entsprechend handeln.
Dadurch würde der magische Moment ("alle wollen auf ein Mal gleichzeitig ins Freie") entsprechend vorgezogen.
Es gibt für jeden Ablauf einer Pleite eine Anzahl von Durchgangsstationen:
1. Es geht überhaupt los mit der Verschuldung.
2. Es werden, weil's so schön ist immer mehr Schulden gemacht.
3. Erste warnende Hinweise werden überhört.
4. Dann doch gehört, und es kommt zu"Sanierungsbemühungen". Anschließend erneutes Sich-Entspannt-Zurücklehnen.
5. Man setzt die Nummer fort und es kommt zum fatalen "Point of no Return". Der besagt: Egal wie jetzt weiter gewirtschaftet wird, die Schote ist nicht mehr vorm Absturz zu bewahren.
6. Dennoch geht es wunderbarerweise weiter. Unterbrochen von Sachen, wie sie schon beschrieben wurden (Sanierungsversuche usw.).
7. Es kommt zwanglos zum Alarm-Tag. Der ist dann erreicht, wenn die zusätzlichen Einzahlungen etwa so hoch sind wie die Auszahlungen, die dafür geleistet werden müssen, dass man bereits verschuldet ist.
Diese Alarmtage waren in der Geschichte, als die Steuereinnahmen noch nach Belieben und Gutdünken des Serinissimus verteilt werden konnten, erst erreicht, wenn galt: Steuern < Zinszahlungsverpflichtungen. Aber selbst danach ließen sich noch neue Hoffnungen schöpfen, neue Kredite nehmen. Nur musste man sich dann schon nach neuen Einkunftsquellen umschauen, was vornehmlich auf dem Wege über die Gewinnung von Land und zusätzlichen Untertanen geschah.
Heute schrillt Alarm allerding bereits, wenn - wie beschrieben - gilt: Die frei verfügbare (und nicht durch gesetzliche Verpflichtungen bereits sozusagen vorab ausgegebene) Finanzmasse = Zinsen auf die aufgelaufene Staatsverschuldung.
<font color="FF0000">Denn mehr Geld als das frei (!) disponierbare hat kein Staat der Welt zur Verfügung. Alles andere ist durch Recht und Gesetz in seinen Auszahlungsvorgängen festgeschrieben bzw. -gelegt.</font>
8. Das Alarmglöckchen, das heutzutage gaaanz leise bimmelt, vernehmen nur wenige Cogoscenti. Die Masse nie. Aber es hat gebimmelt!
Denn was könnten die Staaten im Fall einer sie alle umfassenden Rezession (= Steuermindereinnahmen) machen?"Einsparungen" nur in ganz wenigen Bereichen, die obendrein kaufkraftwirksame Folgen hätten (weniger Strassenbau, Schließung von Armee-Standorten usw.).
9. In einer weltweiten Rezession schrumpft also der"verfügbare" finanzielle Spielraum ruckartig zusammen. (Siehe das aktuelle Geplapper von"Haushaltssperren" durch BM Eichel, der schon zu ahnen scheint, was irgendwann abgeht; ähnlich ist es mit den 60-%-Defizitbeschränkungen ex Maastricht, usw.).
10. Es läuft also alles auf die Frage hinaus: Ob und wann wird eine weltumfassende Rezession eintreten (ausgehend von den USA, als wichtigstem Wirtschaftsfaktor)?
Tritt diese Rezession mit entsprechender Durchschlagskraft auf die Staatseinnahmen ein, woran kein Zweifel bestehen kann, da alle Steuern letztlich BIP-abhängig sind (früher gab's Pro-Kopf-Steuern usw., egal wie gut die Wirtschaft lief),
<font color="FF0000">geht's S O F O R T dem Ende zu.</font>
Also tief durchatmen und hoffen, dass die Sache sich noch eine Zeitlang schaukeln lässt, u.a. auch durch zusätzliche Neuverschuldung der Staaten, denn diese neuen Schulden sind auch BIP (wenn auch Fake) und die Zinszahlungen darauf nicht minder.
Den Zeitrahmen im Falle des Ausbruchs einer US-Krise sehe ich bei maximal zwei Jahren. Sehr, sehr optimistisch gedacht. Danach hätten wir es komplett und weltweit hinter uns.
Das macht die derzeitige Lage eben auch so spannend, nicht wahr?
Besten Gruß
d.
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