>Hallo Turon!
>Dein Beitrag zu General Jaruselski war überfällig.
>Für mich jedenfalls. Danach wollte ich Dich schon länger mal befragen, hatte es aber wieder aus den Augen verloren.
>Du schreibst: Der häufig kritisierte späterer Staatschef Polens, der in einem Putsch die Regierung Polens im Jahre 1981 entmachtet hat, hat sonderbarerweise davor immer wieder sich geweigert die Armee gegen das Volk zu stellen. Dies wurde aber von den Parteigenossen immer wieder gefordert. So hat man den anderen Mittel der Druckausübung benutzt, nämlich die Polizei....
>Was genau damals passiert ist, daß weiß kein Mensch wirklich.
>Ein paar Leute werden das wohl sehr genau wissen - sie dürfen sich nur dazu nicht entsprechend äußern. Aber das ist Dir sicher bekannt.
Die Eingeweihten haben sicherlich entsprechende Informationen gehabt.
Die Frage ist natürlich wer es genauer war. Ein Linientreuer? Oder doch
einige polnische Regierungsberater, die aus Moskau regelmäßig eingereist
sind?
> 1980 legte der Edward Gierek - der Parteichef der Polen eigentlich - nennen wir es so - zum wirtschaftlichen Aufschwung verholfen hat, seine Ämter nieder, weil plötzlich Solidarnosc auftauchte. Der Nachfolger Kania war gegenüber der Solidarnosc unnachgiebig, doch das war die Arbeiterbewegung auch. Aus der Zeitperspektive - so wie wir es wissen, gab es in den Stasiunterlagen sehr wohl Pläne durch einen Angriff aus damaliger Tschechoslowakei, UdSSR und auch der DDR den Volksaufstand blutig zu beenden, sowie es in Tschechei und Ungarn und auch der DDR schon mal war. Ob Jaruzelski von diesen Plänen wußte - darüber schweigt er.
>In seinem Buch sagt er aber wortwörtlich übersetzt:
>"...als polnischer Patriot war es meine Pflicht die polnische Bevölkerung vor Blutvergießen zu beschützen...".
>gleichzeitig sagt er aber auch in seinem Buch:
>"...er mußte damit rechnen, daß die Armee seine Befehle nicht befolgen würde, wenn er die Armee gegen die Arbeiter eingesetzt hätte..."
Als Verteidigungsminister und damit Oberbefehlshaber der Armee dürfte er sicher von diesen Plänen gewußt haben. Das dürfte schon logistisch nicht anders möglich sein.
Die Armee Polens war seit 1956 stets binnen 24 Stunden einsatzbereit.
Der Tag an dem der Kriegszustand (ist mir immer noch unklar warum exakt dieser
Wortwahl benutzt worden ist, normalerweise wird immer von Ausnahmezustand gesprochen), ausgerufen wurde roch exakt nach solcher 24 Stunden Aktion.
Für knappe 24 Stunden wurden sämtliche Medien vom Netz abgeschaltet, anschließend erfolgte eine 20 minutige Erklärung vom Jaruzelski. In dieser Zeit
wurden bereits sämtliche Verhaftungen vorgenommen insgesamt war es also durchaus eine scheinbar geplante Aktion. (Geht natürlich auch nicht anders).
Doch wie schon erwähnt, die Feldjäger waren keine Polizisten, sondern
Soldaten im Zivil. Ich wohnte in einer kleiner Stadt, wir haben die Polizisten genau gekannt - und die waren es definitiv nicht. Woher jedoch die Armee
die Unterlagen bekommen hat, wer verhaftet werden sollte, ist eine weitere
interessante Frage.
Doch wenn man jetzt bedenkt, daß Jaruzelski erst die linientreue Regierung in die Wüste schickte,und dann etliche Solidarnosc Mitglieder internierte, die aber trotzdem überlebt haben, und wenn man bedenkt, daß man von Herr Kania und dann von Herr Gierek oder irgendwelchen seinen Familienmitgliedern überhaupt nichts mehr gegenwärtig hört (ist sehr komisch finde ich - überall auf der Welt äußern sich ehemaligen Staatschef in Ruhestand zu aktueller Lage - nur in Polen nicht), stellt sich doch die Frage, was eigentlich damals vorgefallen ist. [/i]
>Diese Frage stelle ich mir auch schon seit längerer Zeit.
>Meine Vermutung war immer, daß er von den zwei Übeln das Kleinere gewählt hat um sich in dieser ernsthaften Lage als Patriot für sein Land zu bewähren mit den beschränkten Mittel die ihm zur Verfügung standen.
Ich nehme an, daß Jaruzelski damals die Information über eventuellen
Einmarsch von Fremdmächten, unter Umständen doch nicht wußte. Die Regierung
Polens fing in dieser Zeit an auseinanderzubrechen. Im Sejm (Bundestag),
haben Abgeordnete sehr zynisch und mit viel Witz sehr häufig erklärt, man muß sich von Wachsfigurenkabinett befreien und neuen und echten Sozialismus bauen.
Nach dem einige der alter Garde ersetzt worden sind sprach sogar ein Abgeordneter davon, daß jetzt, wo die größten Feinde des polnischen Sozialismus
endlich weg sind, kann man endlich anfangen das zu bauen, was längst geplant war.:) Insgesamt war das zwar klar was fürs Auge, aber man muß schon bemerken, daß solche Wörter in Sejm damals mindestens als freizügig galten. Das paßte der alter Garde der PZPR überhaupt nicht. Der Höhepunkt solche Sejmdebatten, war mal folgende Aussage: (als ein Wirtschaftsminister, der äußerst interessanten Dialekt gesprochen hat, der eigentlich nur in sehr, sehr östlichen Polen eigentlich geläufig war:), abgesetzt wurde - die ebenso zynische Aussage eines Abgeordenten, der meinte - gleich zum Auftakt seiner Rede, daß es ihm sehr wohl
bei dem Gedanken ergeht, endlich in diesem Sejm einheitliche Sprache zu nutzen,
und das Gefühl zu haben, von jedem verstanden zu werden.:)
Nun - pauschal zu der damaliger kultureller Situation Polens. Hier im Westen ist es sicher den Leuten geläufig, wie am heutigen Tag - Tag der Arbeit -
man dem ersten Sekretär etliche Danksagungen geschrieben hat, ihm mit Brot und Salz begrüßte, wie die stolze Armee paradierte. Doch Polen hatte noch eine andere Seite. Die modernen Rock Bands die sich ja sehr wild genannt haben,
wie Republika, Lombard, Lady Pank sangen Lieder die eigentlich in einem
Diktatursystem kaum durch die Zensur durchgehen konnten. Die Lieder waren extrem politisch, Schwerpunkt war der Ausdruck der Unterdrückung.
Doch das war scheinbar für die linientreuen keine Bedrohung, oder doch eben eingeleierte Revolution von unten, die dazu führte, daß sich die Leute
zum passiven Widerstand formierten. Sehr kritische Sichtweise wurde nahezu propagiert. Ferner gab es etliche private Kabaretisten, die an der Regierung keinen trockenen Faden gelassen haben, immer schön alles mit Humor.
So beispielsweise spottete ein Kabaretist darüber, daß er 80% seiner Einnahmen
an den Staat abführen muß, was ihm aber nicht weh tut, weil er damit das Defizit von mindestens einer Kohlegrubbe wieder ausgleicht.:) Dann gab es einen anderen Kabaretisten, der im Jahre 1980 bereits das verspottete was unweigerlich kommen muß. Er meinte: für seine Texte wird er eines Tages
in gestreiften Anzug gepackt. In der Zelle wo er dann wohl lebenslänglich
sitzen wird, wird er einen Gesprächspartner haben, das war dann eine Laus, die ihm am Ende dann fressen wird, weil er in diesen Pub nichts zu essen bekommen wird.:)
Ja - und damit hat man die Polen zu einer neuer Sichtweise verholfen, die Leute waren einfach zugelassen. Dagegen sind Witze, die man sich hier über Politiker
erlaubt selbst ein Witz.
Zum Thema Solidarnosc Funktionäre: nun - mit Sicherheit war Walesa kaum derjenige der denken konnte. Er hat nur gesprochen. Die Macher waren stets hinter den Kulissen anzutreffen, und es war logischerweise die Intelligenzia der Wirtschaft, Physik, Geschichte etc. Was man noch anmerken muß:
der Lech Walesa wurde ganz klar vom Westen unterstützt, der Friedensnobelpreis, als Beispiel (darüber haben wir sehr wohl mehr als gespottet), wie auch die Kirche und der Papst - sicherlich keine Zufälle - zumal es maßgeschneidert
gepasst hat. Kein Bulle traute sich in die Kirche, weil 1980 bereits
einer der Priester von der Polizei verschleppt wurde und nie gefunden wurde.
Es gibt drei Sachen, die die polnische Bevölkerung seit Jahrtausenden
immer markierten. Erstens: Du kannst einen Polen nicht beherschen,
er wird immer das tun was sich für ihm lohnt. Zweitens: wenn Du merkst
die Polen halten gewaltig zusammen, so ist ein Krise sichtbar, oder in greifbarer Nähe. Drittens: wenn Du einen Polen herausfordern willst,
mußt Du eine Kirche abfackeln. Wenn sie 20 Jahre steht und er nicht an
Gott glaubt, wird er wahrnehmen, das sie da ist, ansonsten ist sie ihm
egal. In dem Augenblick wo Jemand eine Kriche angreift, verliert er binnen
Sekunden an Reputation.
Analog dazu: Der Zusammenhalt der Polen in den Jahren 1979 bis 1983
war gewaltig. Jeder hat dem anderen geholfen, man hat Leute versteckt,
etc. Heute ist davon nichts mehr zu spüren. Jeder macht irgendwelche Geschäfte, kauft Maschinen, fährt sonst wohin arbeiten. Wenn Polen die Sozialhilfe scheinbar abschaffen würde, wäre davon nichts zu spüren.
Seit 1983 hat die Kirche mindestens zu 50% an Anziehungskraft verloren.
Das hat Gründe: Verhütung wird in Polen von der Kirche kritisiert.
Abtreibung ebenfalls. Ferner hat sich versucht in dem Sejm eine katolische
Partei zu etablieren - Niemand wählt sie aber 1% haben die höchstwahrscheinlich.
Lech Walesa ist im Polen äußerst unbeliebt im Vergleich vor einigen Jahren.
Der häufigste Aussage der Leute lautet, wir brauchen Macher und keine
Gesellschaftstatuen. Walesa hat Polen sehr geholfen, nun soll er zusehen, damit er nicht schadet.
Irgendetwas ist in diesem Volk neu geboren. Während wir hier wegen der steuerlicher Belastung jammern, wenn Sprit 2 Pfennig teuerer wird, kalkulieren die Leute eventuelle Preissteigerungen schlicht und einfach ein.
Früher war auch nur wegen Steuern nur gejammert. Wie hier bei uns.
>[Kleine Kurzgeschichte mit Tatort Deutschland:
>Frage: Was ist ein Patriot? Antwort: Einer der sein Vaterland liebt.
>Gellende Buhrufe und Pfiffe aus der Menge.]
Ich kann Dir versichern, daß hier der Begriff Patriot einfach nicht verstanden wird. Ich sehe darin überhaupt keine altmodische Erscheinung
wenn man die Heimat liebt. Sie ist sogar zu befürworten.
Doch den Patriotismus haben aus meiner Sicht die Rechten in den Dreck
gezogen. Wer die Frage der Ausländerproblematik, mit Ausweisung
von Ausländern lösen will und dies Patriotismus nennt, der darf sich nicht
wundern, daß dies nicht bei den Massen ankommt. Das ist das eine.
Deutschland löst keine internen Probleme - es wird vor sich hergeschoben,
das sieht der junge Mensch von heute sehr wohl. Er landet an einem
Arbeitsplatz von sog. Patrioten, und sieht was er mit eigenen Angestellten
treibt. Dann nennt sich der Herr Kollege auch noch Arbeitgeber und Patriot
und baut um sich eine Gott Ära. J.Schrempp zum Beispiel ein Mann
der das verdammte Glück hatte Daimler wieder zu profitablen
Unternehmen zu machen. Ich habe bei Daimler mal im Studium gearbeitet.
Die Leute - die muß man sich anschauen, die dort fix und fertig gemacht
werden. Das muß man wirklich selber mal machen. (nein, nein -
es waren nicht die Studentenarbeitsplätze, wo man zwei mal pro Stunde
Bleche die 10g gewogen hatten in eine Box packen sollte). Wir reden hier von hervorragender Technik die unsere deutsche Wirtschaft ja hat. Wenn
man jedoch es aus dem Standpunkt des einfachen Keulers sieht, wird schnell
einem die tatsache klar, warum die Menschen den Patriotismus verspotten,
oder richtig Reps werden.
Der eine meint: arbeite Dich zum Tode, bis Dir der Puckel wächst.
Davon hat er überhaupt nichts. Der andere wiederum, meint - die
Ausländer rauben uns die Arbeitsplätze. Und deswegen muß er so hart
arbeiten um Leistung zu erbringen. Sonst wird er ersetzt.
Dabei ist diese Schuldzuweisung absolut falsch. Der Ausländer der hier
arbeitet, er lebt nun mal hier.
Ein Ausdruck des Patriotismus wäre - wie ich schon meinte -
die Leute in Frieden zu lassen, die bangen nämlich auch um ihre Existenz.
Und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Ich jedenfalls kann in dem weitverbreiteten Vorurteil,
kein Anzeichen für Patriotismus erkennen, eigentlich schadet man mit
solchen Kraftausdrücken der Heimat die man eigentlich liebt.
> Ich habe daher aufgehört mit der Zeit, den Putsch und den damaligen Ausnahmezustand negativ zu empfinden.
>Ganz im Gegenteil: der Herr Jaruzelski wird sehr wohl von den ehemaligen Chefs der Arbeiterbewegung geachtet. Er kann Bücher publizieren, so als Beispiel. Als Jemand, der gegen Demokratie verstossen hat in dem er sowohl die Regierung
>entmachtete, wie auch die Arbeiterbewegung kurz und bündig stilllegte.
>Daß so eine Internierung der Leute Spuren hinterläßt, darüber sollten sich die ehemalige Solidarnosc Mitglieder doch lauthals beschwerden. BISHER TUN SIE ES NICHT.
>Summasumarum: es ist sehr wohl möglich, daß man es mittlerweile im Westeuropa doch Anders sieht, was das ehemalige Ostblock angeht.
>Irgendwie kann ich nicht mehr so richtig an die stillen Revolutionen glauben.
>Ich habe mich vor längerer Zeit mal mit einem ehemaligen Oberstleutnat der NVA unterhalten (heute Rentner). Der ließ sich überhaupt nicht von der fixen Idee abbringen, daß diese Revolution der Achtziger mit Beginn in Polen, der Gorbatschow-Ära und dem Höhepunkt 1989 von langer Hand eingefädelt wurde.
Kurz und bündig. Verkehrte Sichtweise ist das. Der Westen hat die Revolution
in Polen unterstützt. Symbolisch und durch Propaganda. (Auslandssender
in polnischer Sprache Standort war München - Radio freies Europa, war das)
Was die Revolution aber tatsächlich angeleiert hat, war die Tatsache,
daß viele Menschen zwar gearbeitet haben, aber sie wollten mehr erreichen,
als 10 jahre Wartezeit auf eine Wohnung, 25 Jahre Wartezeit auf ein Auto,
etc. Die Regulierung der menschlichen Gewohnheiten hat sich gegen den Sozialismus gedreht. Ferner ist es schon starkes Wort von Deinem Bekannten,
letztendlich mußte er doch wissen, daß es Aufstände in Polen seit 1956
gegeben hat, dann auch in der DDR und auch in Ungarn und Tschechei.
Im Jahre 1970 wurde der Aufstand der Arbeiter in Polen blutig zerschlagen
mit mehreren Hundert Opfern. Das gleiche gab es in Poznan 1956.
Hungerstreiks - alles da gewesen. Der Zorn wächst mit der Unterdrückung.
Die einen kapitulieren, die anderen fangen wegen der einer Kapitulation
erst zu denken und wieder zu kämpfen.
>Trotz erheblicher Differenzen in politischen Ansichten habe ich vor der Intelligenz und dem Pragmatismus dieses Mannes immer Respekt gehabt und habe es immer noch.
>Ein wichtiger Punkt für seine private Verschwörungstheorie ist sicher das Scheitern seiner Ideologie und die daraus resultierende Verbitterung.
>Aber so ganz abwegig scheinen mir seine Vorstellungen nun auch wieder nicht zu sein.
>Klartext: Das Experiment Sozialismus war gescheitert und nun mußte man diese Idee langsam aber sicher aus der Welt schaffen, das geht nun mal nicht über Nacht, das dauert ein paar Jährchen.
So lange Stalinisten in den Regierungen gesessen haben, die alte
Garde, war alles denkbar, bis zum Bürgerkrieg. Die jüngeren Nachfolger
sahen es wiederum schon kritischer. In so einem System wie Sozialismus
wächst Bedarf schneller als sonst wo. Damit wächst die Mentalität
zur Koruption etc. Damit werden Strukturen aufgelöst, die vorherrschend
waren. Die alte Garde lebte geradezu davon, daß sie das Volk gegen
Agressionen schützen konnte. Die ersten 20 jahre der Sozialismus
waren im Grunde genommen, von der Bevölkerung befürwortet.
Der Sozialismus schützte jahrelang die Leute mental vor dem Rückkehr
der Soldaten mit dem Hakenkreuz.
>Interessanterweise konnte Gorbatschow die gesamte Betonriege in Schach halten und das zu einer Zeit wo es mehr als gefährlich war.
>Und dann verschwindet er Anfang der Neunziger glatt in der Versenkung, frei nach dem Motto:"Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan".
Tja - und da muß man auch etwas vielleicht dazu sagen: in Rußland waren
die Löhne soweit ich weiß, für die Funktionäre waren eigentlich nicht das
Gelbe von Ei. Vieles hat sich eben nur durch Korruption bewegt.
Es ist doch kein Zufall, daß die ehemaligen KGB Leute allersamt
jetzt entweder selbständig, oder Mafiosos geworden sind. Das Netz
ist perfekt organisiert. Wer weiß, wer hier wem festgehalten hat.
Gorbatschow kann eventuell deutliche Unterstützung bekommen haben.
Aus der gleicher Reihe - wie er und dann ging das Schneeballsystem
los.
>Der Vatikan hat ja auch ein bisserl was gespendet für die Solidarnosc.
>Jaruselski hat sich über den gesamten Parteiapparat hinweg gesetzt.
>Für Ostblockverhältnisse, und Du kennst diese ja gut genug, schon sehr sehr bemerkenswert.
>So froh wie ich über den Zusammenbruch bin, das war nicht nur das Werk eines Elektrikers aus Danzig oder ein paar aufrechter Bürgerrechtler.
>Die Revolutionäre sind immer nur für den Umsturz gut, danach verschwinden sie immer recht schnell in der Versenkung. Ich werde das Gefühl nicht los das sie die Marionetten in dem großen Spiel sind. Die Strippenzieher bleiben wie immer im Dunkel.
Das ist eigentlich schon überall der Fall, nicht im Kommunismus nur.
Im Westen ist es ganz klar Großkapital und im Osten war es eine lange Zeit Ideologie der Antikapitalisten. Nun - die Leute oben - sie würden in aller Regel kaum so weit ohne Unterstützung schaffen, dazu ist nun Politik da
- die Leute wählen einen Politiker und die Strippenzieher machen daraus
eine Marionette. Intentionen in der Politik sind immer gut. Kenne bisher keinen
Politiker, der es geschafft hat auf dem eigenen Weg zu bleiben.:)
>Habe kürzlich ein Buch über Raoul Wallenberg gelesen. Der ist Dir sicher auch bekannt.
>Das es die milliardenschweren Wallenbergs nicht fertig brachten ihren Sohn aus den Fängen Stalins zu befreien ist mir ein Rätsel. Denn Geschäfte mit Rußland hat man ja gemacht.
>Wallenberg hat immerhin 80 oder gar 100.000 ungarische Juden vor der Deportation bewahrt. Und dann wird er vermutlich 1947 in einem russischen Gefängnis heimlich beseitigt. Und die schwedische Regierung schickt ab und zu ein paar laue Protestnoten nach Moskau.
Er muß nicht unbedingt ermordet worden sein. Also 1-2-3 - was ist ein
Gefängnis? Also deutsche Gefängnisse mit Videorecordern, Zweizimmer Zellen, mit einem Wasserbett und zwei Stripperinnen hatten sie in Rußland nicht zu bieten.
Habe mal eine Bekanntschaft gemacht mit einem der in Polen wegen einer Ordnungswidrigkeit im Knast gesessen hat. Das sieht so aus: für eine Truppe von Knackis werden in etwa 7 - bis 20 Tonnen Kohle für die Beheizung im Winter veranschlagt. Geht die Kohle zu Ende - tja, da wird so geheizt, bis die Temperatur gerade über Null bleibt. Ernährung: Erbsensuppe am Montag, Erbsensuppe am Di,Mi,Do,Fr und Sa - Und Sonntag gibt es zum Nachtisch
eventuell den Rest eines Knochens der ein Hund gelassen hat.
Wie es in Rußland ausgesehen hat - gerade für Großkapitalisten
im Jahre 1947 - das würde ich gerne wissen. Ich weiß nur, daß
die Knackis die in Rußland gesessen haben - politische Gefangene,
die meisten kamen wegen den harten Bedingungen nicht mehr zurück.
Temperatur und Hunger macht die Leute eben sehr agressiv.
Mich würde es kaum wundern, wenn der Wallenberg zwar eine
Sonderbehandlung bekommen hätte - das aber im negativen Sinne.
Habe mal so 30 Seiten Sieten eines Buches eines ehemaligen Häftlings
in Rußland gelesen, der nach Sibirien abgesandt wurde.
Die 30 Seiten hätten gereicht um einen guten Horrorfilm daraus
zu machen. Habe es vorsorglich bei Seite gelegt, man sollte
nicht alles wissen.:(
Nur so als Kostprobe:
.. hier im Gefängnis erlebt man erst was ein Stück Brot,
sauberes Wasser, bedeutet, oder wozu der Mensch fähig ist.
Nach knapp 6 Monaten hier, glaubte ich langsam den Verstand
zu verlieren. Wie die meisten hier, die letzten Scham
verloren haben und offen paar mal täglich onaniert haben...
Ich hoffe es reicht. Den psychischen Schaden will ich
gar nicht messen, daß man den Leuten dort hinzugefügt hat.
Wenn sie überhaupt überlebt haben.
In dem system dort herrschte damals die Ideologie und das Gesetz
auge um Auge Zahn um Zahn. Wer sich widersetzte, tja - Phantasie
und Grausamkeit sind bekanntlich nirgendwo Grenzen gesetzt.
>Wie gesagt der Gefangene hieß nicht Lieschen Müller aus Kleinsiehstenicht sonder R. Wallenberg und war Mitglied einer der reichsten europäischen Unternehmerfamilien. Wußte der gute Raoul etwa zuviel? So viel das er unschädlich gemacht wurde. Aber was war das wohl?
>Die Wirklichkeit ist spannend ohne Ende.
>mfG
>nereus
Gruß.
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