New York (sda/dpa) Ebenso wie die EuropĂ€er leiden die Amerikaner zur Zeit unter fĂŒr ihre VerhĂ€ltnisse sehr hohen Benzinpreisen. In den vergangenen Wochen wurde ein Preisanstieg von 17 Prozent auf 1,66 Dollar je Gallone (3,785 Liter) registriert. Das waren durchschnittlich rund 76 Rappen je Liter.
Die niedrigen Treibstoff-LagerbestĂ€nde, die extreme Auslastung der US-Raffinerien und ein Mischwerk von regional unterschiedlichen staatlichen Vorschriften fĂŒr umweltfreundliche Benzinsorten, wirken sich preistreibend aus. Die fĂŒr das saubere Benzin benötigten TreibstoffzusĂ€tze haben sich ebenfalls erheblich verteuert.
Seit 30 Jahren keine neuen Raffinerien
Es ist in den USA auch seit Mitte der 70-er Jahre keine neue Raffinierie mehr gebaut worden. Heute gibt es weniger Raffinierien als vor zehn Jahren, obwohl der US-Bedarf an Mineralölprodukten deutlich gestiegen ist.
Die US-Raffinerien stellen ihre Produktion normalerweise im FrĂŒhjahr graduell von Heizöl auf einen höheren Benzinanteil um und bauen damit LagerbestĂ€nde fĂŒr die Hauptreise-Saison im Sommer auf. Momentan sind jedoch mehr Raffinerien fĂŒr dringende Wartungsarbeiten geschlossen als normal. Dies macht sich ebenfalls an der Preisfront bemerkbar.
Höhere Importe
Die USA haben angesichts der knappen Versorgungslage verstÀrkt Benzin importiert, und das wirkt sich an den internationalen MÀrkten wie Rotterdam aus.
Die US-Benzin-LagerbestĂ€nde lagen bis in die zweite April-HĂ€lfte auf dem niedrigsten Niveau seit 1994. Es gab jedoch in dieser Woche einen Lichtblick, denn die US-BenzinvorrĂ€te stiegen ĂŒberraschend stark an.
Deshalb hat sich der Terminpreis fĂŒr Benzin in New York auf 1,0303 Dollar je Gallone verbilligt. Er war zuvor im April um 25 Prozent auf ein Rekordniveau von 1,1297 Dollar je Gallone in die Höhe geschossen.
Amerikanische Ă-lfachleute gehen davon aus, dass die US- Benzinnachfrage im Sommer trotz der schwĂ€cheren Konjunktur steigen wird und dass die Treibstoffpreise hoch bleiben werden.
«Durstige Fahrzeuge»
Die im Vergleich zu Europa niedrigen US-Treibstoffpreise tĂ€uschen ĂŒber die wahren Kosten des Autofahrens im Land der unbegrenzten Möglichkeiten hinweg. Fast die HĂ€lfte der US- Autofahrer fĂ€hrt inzwischen grosse Vans, Pickups oder GelĂ€ndewagen, die teilweise 15 bis 25 Liter auf 100 Kilometer schlucken.
Auch die Autos sind meist grösser. Kleinwagen sind kaum gefragt. Damit ist das Autofahren fĂŒr die Amerikaner inzwischen ebenfalls sehr teuer geworden.
Niedrige Besteuerung
Der Grund fĂŒr die im Vergleich zu Deutschland und anderen europĂ€ischen LĂ€ndern spottbilligen US-Treibstoffpreise liegt in der viel niedrigeren Besteuerung. Nur rund 29 Prozent des Benzinpreises entfallen auf Steuern, 43 Prozent auf Rohöl, 17 Prozent auf die Raffinerien und 11 Prozent auf den Vertrieb.
Etwas bleibt natĂŒrlich auch bei den Ă-lkonzernen hĂ€ngen. ExxonMobil, die grösste US-Mineralölgesellschaft, hat zum Beispiel im ersten Quartal 2001 einen Rekordgewinn von 5 Mrd. Dollar verbucht oder 44 Prozent mehr als in den ersten drei Monaten des Vorjahres.
Auch alle anderen US-Mineralölgesellschaften und Raffineriebetreiber haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres klotzig verdient.
Swissquote.ch
Gruss
Frank
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