Eichel: Europas Abhängigkeit von US-Konjunktur überdenken
Brüssel - Die Vorträge von IWF-Chefökonom Michael Mussa beim
jüngsten Treffen in Washington haben Bundesfinanzminister Hans Eichel über
die Abhängigkeit Europas von der US-Konjunktur ins Nachdenken gebracht: Es
gebe offensichtlich eine ziemlich parallele Entwicklung beider
Volkswirtschaften, über die in Europa neu nachgedacht werden müsse, riet
Eichel am Montag in Brüssel am Rande des Rats der EU-Wirtschafts- und
Finanzminister (Ecofin).
Dass die Abhängigkeiten von den USA im Falle Deutschschlands stärker
seien, sei ohnehin schon klar gewesen, sagte Eichel und verwies zur
Begründung auf gewachsene Kapitalverflechtungen zwischen Unternehmen auf
beiden Seiten des Atlantiks. Damit komme es inzwischen zu direkteren
Übertragungen als über den Umweg der Handelsbeziehungen. Fragen, welche
Folgerungen die Europäische Zentralbank (EZB) aus einer engeren
Konjunkturabhängigkeit ziehen müsse, wollte Eichel nicht beantworten.
Entscheidend sei, wie sich nun die US-Wirtschaft tatsächlich entwickeln
werde.
Die bisher vertretene These, dass sich die Konjunktur in der Eurozone von
der in den USA abkoppeln könne, sei, so Eichel,"nicht ganz falsch" gewesen
vor dem Hintergrund der Erwartung einer sanften Landung der US-Konjunktur.
Dabei sei man noch von einem US-Wirtschaftswachstum von etwa zwei bis drei
Prozent ausgegangen. Inzwischen lägen mit zwei Prozent Zahlen für das erste
Quartal vor, die möglicherweise auch noch nach unten korrigiert werden
könnten.
<center>
<HR>
</center>
|