Edward
Von Hans Hutter
Angesichts der Euro-Gegner-Mehrheit in der Bevölkerung
wird Tony Blair im Wahlkampf und auch unmittelbar nach dem erwarteten Sieg
bei den Unterhauswahlen am 7. Juni 2001 die Euro-Beitrittsfrage diplomatisch
weit zurückstellen. Deshalb war die erste Reaktion auf die Bekanntgabe des
Wahltermins am Dienstag an den Devisenmärkten gering. Für das Pfund im
Euro-Out und für seine Politiker in der Parlament Street (Treasury Chamber)
bzw Threadneedle Street (Bank of England) bleibt die Frage nach dem
Euro-Eintritt offen. Währungs- und wirtschaftspolitisch sucht die Antwort
auf diese Frage eine Konvergenz der Konjunkturen und Wechselkurse.
Wenn der EZB-Rat am Donnerstag den seit Oktober mit 4,75 Prozent
unveränderten Leitzins bestätigt und die Bank of England (BoE) ihren Zins um
voraussichtlich weitere 25 Basispunkte auf 5,25 Prozent senkt, dann ist hier
bereits eine Annäherung im Gange. Die Konjunkturzyklen haben
unterschiedliche Reifegrade, aber beide werden durch die US-Schwäche im
Wachstum gebremst. Die IWF-Wachstumsprognosen decken sich für 2001/2002
nahezu mit 2,6/2,8 Prozent für Großbritannien und 2,4/2,8 Prozent für
Euroland, aber Großbritannien ist nach dem Urteil des IWF anfälliger gegen
externe Einflüsse. Also Konvergenz? Nicht ganz!
Es ist der Wechselkurs des Pfund Sterling, der eben schwankt und - als
abweichende Meinung im WWU-Konvergenzbericht im Frühjahr 1998 auch
niedergeschrieben - erstens das formale Wechselkurskriterium des
EG-Vertrages nicht akzeptiert und zweitens als Variable auch den Binnwert
beeinflusst. Es ist der - stark durch die Euro-Außenwert-Schwäche bedingte -
hohe Kurs des Pfund, der die Inflationsrate (RPIX) aktuell unter zwei
Prozent gedrückt hat, was den Blick auf das vom Schatzkanzler der BoE
vorgegebene Inflationsziel von 2-1/2 Prozent schärft, mit einer
Schwankungsbreite von plus/minus einem Prozentpunkt.
Das lenkt den Fokus auf den BoE-Sonderweg:"Dear Eddie", schrieb
Schatzkanzler Brown am 29. April mit Bezug auf den"Bank of England Act",
der der BoE eine mit dem Inflationsziel verbundene operative Freiheit gab,
und er bestätigte dieses Inflationsziel von 2-1/2 Prozent mit dem Zusatz:
"Ich versichere erneut, dass die Wirtschaftspolitik der Regierung
ausgerichtet ist auf ein stabiles Niveau von Wachstum und Beschäftigung."
Gezeichnet"Your sincerly Gordon."
Und wie sieht Eddie George die EZB? Die EZB sei besser als ihr Ruf, und
sie habe durchaus verständlicherweise noch keine Zinssenkung vorgenommen. So
lobte der BoE-Governor die EZB, deren Zinszögern ja bekanntlich von den
EZB-Watchern in der Londoner City scharf kritisiert wurde, am Montagabend in
Zürich, nachdem er zuvor als Chairman der G-10-Notenbankgouverneure die
"wait-and-see"-Geldpolitik von EZB-Präsident auch schon gewürdigt hatte. Im
"inflation targeting" muss die BoE mit der zusätzlichen Variablen, dem
Pfund-Wechselkurs rechnen, seit dem EWS-Austritt 1992, der in
Großbritannien immer noch traumatische Erinnerungen wachruft. Mit Inflation
etwas unter dem Ziel, sieht George die BoE gut positioniert, sollten die
Stürme stärker werden, die von der abkühlenden globalen Konjunktur ausgehen.
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