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Thema: Süddeutsche Z.berichtet auf halber Seite über GATA und die Goldmanipulationsvorwürfe!
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von golden-bear 10.05.01 18:28:03 3496285
Goldpreis manipuliert?
Verschwörungstheorie sorgt für Unruhe am
Markt
Indizien sollen bei einem Kongress in Südafrika vorgelegt
werden / Unabhängigkeit der Zentralbanken in Frage gestellt
Von Markus Stahl
Angeblich wird der Goldpreis manipuliert und künstlich tief
gehalten. Indizien für die vermeintliche Verschwörung am
Goldmarkt sollen an diesem Donnerstag vom Gold Anti-Trust
Action Committee (Gata) auf einer Konferenz in Durban,
Südafrika, vorgelegt werden. Erwartet wird der Goldanalyst und
US-Anwalt Reginald Howe, der bereits im Dezember 2000 vor
dem US-Bezirksgericht in Boston offiziell Klage gegen die
mutmaßlichen Beteiligten an der Konspiration eingereicht hat.
Angeklagt werden keine Geringeren als Alan Greenspan, Chef
der amerikanische Zentralbank, William McDonough, Präsident
der New Yorker Federal Reserve Bank und zugleich
Direktionsmitglied der Bank für internationalen
Zahlungsausgleich, Lawrence Summers, ehemaliger
US-Finanzminister sowie fünf namhafte Banken wie J.P. Morgan,
Chase Manhattan, Citigroup, Goldman Sachs und Deutsche Bank.
Pikant könnte die Veranstaltung schon deswegen werden, weil
neue Informationen über ein vermeintliches Goldgeschäft
zwischen der deutschen Bundesbank und dem im Mittelpunkt der
angeblichen Konspiration stehenden Exchange Stabilization Fund
erwartet werden, der unter der Kontrolle des
US-Finanzministeriums steht.
Die Vorwürfe sind ebenso schwer wie umstritten. Nach der
Auffassung des Gata hätte das Kartell in gesetzeswidriger Weise
den Preis für das gelbe Metall künstlich auf ein tiefes Niveau
gedrückt. Dadurch wären Minengesellschaften, ihre Arbeiter und
Eigentümer geschädigt worden. Gefahr drohe künftig den in
Goldderivategeschäfte verwickelten Banken und schließlich dem
gesamten Finanzsystem. Gäbe es die Konspiration nicht, dann
wäre der Goldpreis höher, möglicherweise bei seinem fairen Wert
von 600 US-Dollar pro Unze und nicht bei unter 270 US-Dollar. In
der Gata-Studie"Gold Derivative Banking Crisis" werden
vermeintliche Indizien für eine derartige Manipulation vorgelegt.
Die Studie deckt vorgebliche Ungereimtheiten bei den Statistiken
zum Umfang der Goldleihe der Zentralbanken auf. In diesem
Zusammenhang macht sie auf die markante Ausweitung der
derivativen Goldgeschäfte der globalen Finanzhäuser
aufmerksam. Die in diesem Geschäftsfeld tätigen internationalen
Banken sollen an dem Geschäft mit der Goldleihe in erheblichem
Umfang profitieren.
Glaubhafte Motive fehlen
Der umstrittene Gold-Analyst Frank Veneroso, der ebenfalls in
Durban erwartet wird, will beweisen, dass die Goldleihe der
Zentralbanken mindestens 10000 Tonnen und damit rund ein
Drittel der offiziellen Zentralbankreserven in Höhe von rund
33000 Tonnen betragen soll. Die vom Gold Anti-Trust Action
Committee Gata (Kasten links unten) verbreitete
Verschwörungstheorie ist indes selbst von der Goldlobby wie
dem World Gold Council als abwegig zurückgewiesen worden.
Bei ihrer bereits im August 2000 vorgelegten Studie"Gold
Derivatives: The market view" hat die Goldexpertin Jessica Cross
im Auftrag des World Gold Council festgestellt, das die
Ausleihungen unter 5000 Tonnen und die offenen Positionen
beziehungsweise die spekulativen Leerverkäufe (Kasten rechts)
nur zirka 400 Tonnen betragen. Auch die unabhängige
Gesellschaft Gold Fields Mineral Services oder auch Professor
Anthony Neuberger von der London Business School halten die
Konspirationstheorie für wenig stichhaltig. Andere Erklärungen
für den Goldpreisrückgang sind weitaus plausibler: So hat der
Rückgang der Inflationsraten in den letzten Jahren hauptsächlich
den Kursverlust des Inflationsbarometers Gold verursacht. Hinzu
kommt der Anstieg des US-Dollars gegenüber den Währungen
der Hauptförderländer wie Südafrika, Australien, Kanada und
Russland. In Dollar-Relationen betrachtet sinken damit die
Förderkosten in den Gold produzierenden Ländern, da diese die
Kosten der Minenproduktion hauptsächlich in ihren eigenen
Landeswährung begleichen. In einem Markt mit hohem
Wettbewerb führen die in US-Dollar gesunkenen Förderkosten
schlussendlich auch zu niedrigen Marktpreisen für das Gold.
Der Verschwörungstheorie wird hauptsächlich
entgegengehalten, dass es an einem stichhaltigen Motiv
mangelt, warum die Notenbanken ein Interesse an einem
niedrigen Goldpreis haben sollten. Warum sollte denn die
amerikanische Notenbank einige Geschäftsbanken über
attraktive Goldleihgeschäfte zu mehr Erträgen verhelfen. Warum
sollte sie einigen Bullion-Banks (Kasten rechts) aus der Bredouille
geholfen haben, als im Herbst des Jahres 1999 der Goldpreis
einen überraschenden Preissprung gemacht hat? Und warum
sollte die Deutsche Bundesbank dabei Schützenhilfe geleistet
haben? Sollten die Gerüchte zutreffen, dann würde dies doch
bedeuten, dass die Zentralbanken nicht so unabhängig wären
wie gemeinhin unterstellt, sondern die Interessen einiger
Bullion-Banks vertreten würden. Eine andere Erklärung wäre,
dass die Notenbanken deshalb den Bullion-Banks zur Seite
getreten sind, weil die Banken im September 1999 in derartiger
Bedrängnis waren, dass eine Ausweitung der Goldmarktkrise auf
andere Kapitalmarktsegmente nicht mehr auszuschließen war. In
einem solchen Falle wäre aber die Notenbank eine Geisel der
Short- Positionen (Kasten rechts) der Bullion-Banks. Ob nun
Interessensvertreter oder Geisel - beide Rollen der
Notenbanken erscheinen den meisten Finanzmarktexperten
kaum vorstellbar.
Eine ganz andere Erklärung vermittelt allerdings die Goldstudie
der Baden-Württembergischen Bank AG aus Stuttgart. Darin wird
die These vertreten, Gold sei der"natürliche Feind" der
Zentralbanken. Zwar hätten ursprünglich die ersten, zunächst
privaten Zentralbanken die Einlösung des Papiergeldes gegen
Gold versprechen müssen, um Vertrauen in die ausgegebene
Geldwährung aufzubauen. Und erst die volle Goldkonvertibilität
hätte lange Phasen der Preis- und Währungsstabilität
gewährleistet. Doch als sich Notenbankgold und Geldproduktion
immer weiter entkoppelten, war gerade der Goldmarkt ein
zentraler Indikator für den eigentlichen Wert des Papiergeldes.
Im Goldstandard kam ein schwindender Wert des Papiergeldes in
zunehmenden Abflüssen von Zentralbankgold zum Ausdruck. Und
in einem System flexibler Wechselkurse und fehlender
Golddeckung - wie es derzeit installiert ist - signalisiert ein stark
steigender Goldpreis höhere Inflationsraten und deswegen
schlechtere Zukunftsperspektiven für das Papiergeld.
Die Glaubwürdigkeit einer Zentralbank wird somit gerade an der
Messlatte des Goldpreises gemessen. Vielleicht mag dies auch
einer der Gründe sein, warum die Notenbanken ein
gleichgerichtetes Interesse an einem dümpelnden Goldpreis
haben. Den Marktteilnehmern könnte damit signalisiert werden,
dass es hinsichtlich der Geldwert- und der Finanzmarktstabilität
zum Besten steht. Die Strategie der Goldverkäufe und der
Goldleihe seitens der Zentralbanken entspricht weiterhin ihrem
Grundmotiv, diejenigen Geldformen zu verdrängen, die sie nicht
selbst kontrollieren können. Geldpolitiker, die bei Krisen und
Konjunkturrückgängen eine stark expansive Strategie
bevorzugen, würden durch eine Golddeckung des Geldes stark
eingeschränkt. Angesichts dieser Grundmotive und der sich
daraus ergebenden Verhaltensmuster der Goldverkäufe und der
Goldleihgeschäfte verwundert es wenig, dass am Goldmarkt die
Theorie der Goldpreismanipulation seitens der Notenbanken
kursiert.
Zweifelhafte Signale
Ob nun gleichgerichtetes Interesse oder Konspiration - den am
Goldmarkt beteiligten Parteien wird von den Zentralbanken in
jedem Fall ein zweifelhaftes Signal gegeben. Mit dem
Bewusstsein"kämpfe niemals gegen die Zentralbanken"
verfestigt sich am Goldmarkt der Glaube, dass ein Aufschwung
praktisch unmöglich, eine Fortsetzung des etablierten
Abwärtstrends jedoch sehr wahrscheinlich ist. Derartige
Asymmetrien bei der Gewinn- und Verlusterwartung führen
langfristig manchmal zu kollektiven Irrtümern. Potenzielle
Goldanleger werden von Goldkäufen abgehalten,
Minengesellschaften verkaufen die Produktionen auf zu viele
Jahre hinaus und Banken oder Hedge- Fonds verstricken sich in
immer größere spekulative Leerverkäufe am Goldmarkt. Sobald
am Goldmarkt sichtbar werden sollte, dass beispielsweise
aufgrund stark geschwundener Zentralbankreserven sich das
Damoklesschwert weiterer Goldverkäufe als zunehmend stumpf
erweist, müssen plötzlich diejenigen, die auf einen fallenden
Goldpreis gesetzt haben, ihre Positionen überdenken. Gold
könnte dann einen neuen Megatrend etablieren.
Der Autor ist Leiter der Fondsvermögensverwaltung und
Goldexperte der Baden-Württembergischen Bank AG, Stuttgart.
Das Geschäft mit der Goldleihe
Große internationale Banken, die im Goldhandel als Bullion-Banks
bezeichnet werden, leihen sich Gold von den Zentralbanken zu
einer Leihrate in Höhe von 1 bis 2 Prozent. Das geliehene Gold
verkaufen sie dann sofort am Goldmarkt zum Beispiel an große
Schmuckproduzenten und legen den dabei erzielten
Verkaufserlös zu den üblichen Zinssätzen am Geldmarkt - in der
Vergangenheit waren dies teilweise rund 6 Prozent - an. Dabei
erzielen sie Zinsgewinne. Allerdings müssen die Bullion- Banks
das am Markt verkaufte Gold wieder den Zentralbanken
zurückgeben. Dabei besteht aber das Risiko steigender
Goldpreise. In diesem Fall müssten die Banken das Gold am
Markt teurer zurückkaufen als sie es anfänglich verkauft hatten.
Um sich gegen das Risiko steigender Preise abzusichern, treten
die Banken deshalb in Termingeschäfte mit den
Minengesellschaften ein. Während die Bullion-Banks zur
Absicherung nunmehr auf Termin Gold ankaufe, sind es
insbesondere die Minengesellschaften, die ihre künftigen
Jahresgoldproduktionen auf Termin verkaufen.
Das Motiv der Terminverkäufe der Minengesellschaft ist der
Wunsch, die Preisrisiken künftiger Goldförderungen abzusichern.
In der Theorie ist somit der Kreislauf geschlossen. Die
Bullion-Banks wären damit reiner Zwischenhändler zwischen der
Zentralbank und den Minengesellschaften. Die Bullion-Banks
hätten in gleichem Umfang Leihrückgabeverpflichtungen
gegenüber der Zentralbank wie Terminlieferungsansprüche
gegenüber den Minengesellschaften. Und die
Minengesellschaften hätten in gleichem Umfang
Lieferverpflichtungen an die Bullion-Banks wie Goldbestände aus
ihrer Förderung.
Kritisch werden die Geschäfte, wenn beispielsweise
Bullion-Banks in Erwartung weiter fallender Goldpreise keine
Absicherungsgeschäfte (Terminkäufe) tätigen. In diesem Falle
hätten sie Gold leerverkauft ( Short-Position). Eine vergleichbare
Short-Position liegt auch dann vor, wenn Minengesellschaften
mehr Gold auf Termin verkaufen würden, als sie tatsächlich
fristgerecht zu Tage fördern könnten. Bei einem zu hohem
Umfang an offenen Short-Positionen könnten dann
Zwangseindeckungen der Gold-Short- Positionen ausgelöst
werden.
Markus Stahl
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