>Moin Dottore,
>unten ist ja wieder voll die Infla-Defla-Diskussion ausgebrochen. Ich muß hier aber trotzden nochmals nachfragen, und zwar:
>Falls es so kommt wie in den 20er Jahren, dann sehen wir zuerst die Inflation, d.h. es wäre todlich, Bargeld zu halten und die Schulden noch mit"gutem" Geld zu bezahlen.
Die Infla haben wir bereits gesehen. Was jetzt Euro-abwertungsbedingt noch in euro-11 läuft und aktienkursbeleihungsbedingt in den USA, sind letzte Mätzchen; Japan hat gezeigt, dass es nach einer Infla (die in den Immobilien gerade besonders intensiv abgearbeitet wird - Hauspreise in Tokio bis zu ca. minus 60 %) und disinflabedingten Mega-Hausse (Nikkei fast 40.000 Ende 1989) immer zur Defla kommt, aus der heraus zu kommen so recht nix hilft. 14 Konjunkturprogramme und Nullzins am Geldmarkt (overnight rate liegt sogar noch unter dem Notenbankzinslein!) inklusive.
>Es könnte sich also lohnen, schon in der inflationären Phase Gold und Sachwerte zu kaufen.
Tja, was ist jetzt heute (!) die"inflationäre Phase"? Die Zahlen sind bekannt und wir haben es - so meine ich - mit einer klassisch vordeflationären Inflaphase zu tun. Alles verzwickt, aber ich sag' mal so: Weil die Notenbanken, fest in der Hand der Gläubigerfraktion, die ja Infla hasst, weil sie ihre Guthaben entwertet, jetzt"zuschlagen" müssen (die EZB wohl auf jeden Fall, die BoJ eventuell, die Fed nochmal, nachdem schon kräftig, aber noch fraglich), kann das für die Finanzmärkte nichts Gutes verheißen: Wir kriegen - siehe GB und USA, die Fed Rate mal ausgenommen - inverse Zinskurven, also Geld wird am kurzen Ende knapper und ergo teurer als am langen. Und das kann der TRIGGER sein, der die Aktienmärkte in die Knie zwingt.
Da hat Gold - absolut meine persönliche Meinung - nichts zu suchen, weil hohe Zinsen (kurzes Ende, hoher Liquiditätsdruck also) und stürzende Kurse eigentlich jeden (!) anderen Kurs & Preis ebenfalls runter ziehen müssten.
Kommt die Defla, haut sie auch Gold zusammen. Es kann (kann!) aber auch sein, dass die Meister am Goldmarkt wissen, dass die Defla (= Abarbeiten der in der Infla gemachten und diese definierenden Schulden!) natürlich politisch nirgends durchzuhalten ist (Massenarbeitslosigkeit etc.) und dass also über kurz oder lang die Weltkonjunkturankurbelungsprogramme (also ein Japan hoch zehn) starten müssen.
Dies geht aber nur durch fresh money und da die Wirtschaft, selbst in der Schuldenfalle steckend, keine Lust darauf hat, fresh money zu produzieren (da sie sich ja dazu noch mehr verschulden müsste, Geld gibt's nicht netto), muss der STAAT ran: Gibt also Kurzfristschuldscheine en gros aus, lässt sie von der Notenbank rediskontieren oder wie auch immer in fresh money verwandeln.
Dieser Prozess könnte (könnte!) das Preisniveau wieder hochreissen, aber so einfach ist das nicht. Denn Infla"macht" ja nicht der Staat, sondern der Unternehmer, der die Preise erhöht. Und wer traut sich das, zumal in einer Wirtschaftskrise! Kommt diese Form von Infla (via Kurzfrist-fresh-money aus der Notenbank) aber mal tatsächlich in Gang, dann gibt's wiederum kein Halten mehr.
STAAT muss dann immer weiter nachlegen, weil die Schuldscheine, die er an die Notenbank gegeben hat, ja wiederum fällig werden mit Zins drauf und dazu muss wieder neues Kurzfrist-Schuldenmachen her, usw. Ausserdem beginnt dann die bekannte Preis-Lohn-Preis-Spirale und die Staatshaushalte kommen immer tiefer ins Defizit, bitte nur mal einen Generalstreik der Ã-TV durchrechnen.
>Fragt sich nur, wie stark die Inflation ausfallen wird? I
Das Inflatiönchen, in dem wir stecken, kann unmöglich z.B. in euro-11 über 5 % gehen. Dann wurde das gesamte EZB-Personal ausgetauscht. Big Wim als erster.
>Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir nochmals eine Hyperinflation sehen.
Die allerdings sehe ich - nach all dem Geschilderten - auf uns zukommen so sicher wie das Amen in St. Peter.
>So, angenommen NACH der Inflation erfolgt ein Währungsschnitt bzw. Währungsreform,
"Währungsreform" ist immer ein Staatsbankrott, heisst bloß nicht so, damit der wahre Schuldige an dem Desaster schön verborgen bleibt.
Form A: Staat entschuldet sich - wie 1948 - auf dem Wege über"neues Geld" (man hätte ja auch mit den alten Reichsbanknoten weiter machen können, nur eben die Preise freigeben - mit Subito-Preisexplosion).
Form B: Neuer Goldstandard wird eingeführt mit entsprechender neuer Parität zum Gold.
>die die ggf. noch gut laufende Wirtschaft (inflationsgetrieben) endgültig in den Abgrund reißt.
Nee, in einer schön sanft anlaufenden Infla brauchst du keine Währungsreform, die brauchst du erst, wenn Hyperinflation (1923!) und das kurrante Geld nicht mehr angenommen wird (Fachausdruck:"Repudiation" = lat. Zurückweisung).
Merke: Am Ende jeder Hyperinflation sind nicht nur die Preise auf ATH, sondern auch die Schulden (Staatsschulden vor allem). Und die werden in der"Währungsreform" schön ausgebucht. Mit feinem"neuen" Geld, damit keiner so recht kapiert, wer denn für den ganzen Schwindel verantwortlich war.
Währungen müssen nie"reformiert" werden - was sollte das denn sein?"Währungsreform" ist ein klassisches Wieselwort zu Verschleierung des wahren Tatbestandes.
>DANN wäre für mich der Zeitpunkt da, in Bares zu gehen.
Nein, Cash nur dann, wenn wie im anderen Posting von mir beschrieben.
>Unsere jetzige Währung ist doch im Prinzip kurz davor, über den Jordan zu gehen.
Nein, noch lange nicht. Da fehlen erst noch ganz entscheidende Zwischenstufen. Wann die kommen und wie schnell die dann ablaufen, weiß ich jetzt noch nicht.
>Später ist die Währung hoffentlich saniert, vermutlich auch wieder an Gold gebunden.
Sanieren tut sich immer nur einer - Altmeister STAAT. Goldwährung allerdings wäre das Beste, weil Gold Infla und Defla mit dem sog. GOLDAUTOMATISMUS weitestgehend ausschaltet. 1814 bis 1914 waren die Preise in Europa im wesentlichen stabil. Damals Goldstandard.
>Ich würde denken, daß es absolut logisch ist, bis NACH der Währungsreform zu warten und dann erst Bargeld zu"horten".
Nein. Nach der"Währungsreform" geht's erst mal ganz normal weiter. Wozu da was horten? Das bitte nur in der Defla, weil unsichtbare Zinsen (= fallende Preise) auf dein Cash.
>Wie der deflationistische Kreislauf gelöst wird..... keine Ahnung.
Läuft sich schon bestens warm. Und der Startschuss fürs echte Rennen könnte bald zu hören sein - oder es dauert halt noch. Jedenfalls sind wir alle schon im Stadion und dieses Board hier sitzt auf den allerbesten Plätzen.
>Viele Grüße und berichtigen Sie mich wenn ich falsch liege.
Gern geschehen, siehe oben (und als Trost: Ich hatte das alles auch sehr, sehr lange nicht kapiert).
>Jan
d.
<center>
<HR>
</center> |