REUTERS-FORUM - Deutsche VerkehrsBank AG zum Goldmarkt
' Robert Hartmann, Deutsche Verkehrsbank, Frankfurt"''GOLD-QUO VADIS'' Verschwörung und Manipulation am Goldmarkt? Ist das die Erklärung für einen nunmehr seit 21 Jahren anhaltenen Abwärtstrend des Goldpreises? Ob Russland- oder Asienkrise, Euroschwäche oder Yenstärke, Hedge-Fonds Pleiten, Verdreifachung des Ã-lpreises, weltweites Kursdebakel an den Technologiebörsen oder Energiekrise in den Vereinigten Staaten - nichts konnte das in früheren Zeiten so sensible Krisenbarometer Gold zu einer Aufwertung verhelfen. Allein die kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten 10 Jahre, inklusive der Operation ''Wüstensturm'' im Irak und der stets latente Nahostkonflikt hätten in der Vergangenheit eine steigende Goldpreisnotierung garantiert. Worin also liegen die Gründe für die schwache Performance des Goldpreises? Ist das Krisenmanagment der Notenbanken wirklich so viel besser geworden und das Inflationsgespenst besiegt? In der Tat scheint das Vertrauen der Anleger in die Finanzmärkte und deren Lenker schier unerschöpflich und so wurden immense Kapitalströme an den Edelmetallmärkten vorbei in die Aktienbörsen geleitet. In der jüngsten Vergangenheit tauchten in führenden Wirtschaftsgazetten vermehrt Spekulationen über vermeindliche Manipulationen am Goldmarkt auf. Eine Organisation namens GATA (GOLD ANTI-TRUST ACTION COMMITTEE) tritt hierbei als ''Anwalt'' der durch die angeblichen Machenschaften von Notenbanken und Goldhandelshäusern geschädigten Goldminengesellschaften und deren Anleger auf. Angeklagt sind unter anderem Alan Greenspan, Chef der amerikanischen Zentralbank, der ehemalige amerikanische Finanzminister Summers sowie die fünf führenden Goldhandelshäuser, unter ihnen die Citigroup, J.P. Morgan und die Deutsche Bank. Laut GATA haben diese Institutionen mit Hilfe von gesetzeswidrigen Absprachen den Goldpreis manipuliert und so die Regeln des freien Marktes verletzt. Dabei hätten die Notenbanken in Situationenals der Goldpreis sich anschickte, seinen langfristigen Abwärtstrend zu verlassen, den Market-Makern die zu einer künstlichen Verbilligung des Goldes notwendige Liquidität kurzfristig zur Verfügung gestellt. Das Instrument für die Steuerung der Liquidität ist die Goldleihe. Hierbei leihen Zentralbanken einen Teil ihrer Goldreserven an Banken bester Bonität zu einem Zinssatz von durchschnittlich weniger als 2 Prozent aus. Dieses Gold wird anschließend am Kassamarkt verkauft, und der Erlös an anderen Märkten zinsbringend angelegt. Nach Ablauf derÂusleihungsperiode werden die Leihen prolongiert und das ''Spiel'' beginnt von Neuem. Die Leihenehmer erzielten enorme Zinsgewinne und profitierten zudem von einem ständig fallenden Goldpreis, denn die Leihe kann zu einem günstigeren Basispreis wieder zurückgeführt werden. Solange die Notenbanken bei steigenden Kursen die Liquidität, und somit das Angebot erhöhen, kann man diese Transaktionen fürwahr als ''Geldmaschine'' bezeichnen. Die Schätzungen über das Volumen dieser Leihegeschäfte gehen weit auseinander und schwanken zwischen 5000 und 10000 Tonnen. Somit wurden in den letzten 15 Jahren rund 30 Prozent der offiziellen Goldreserven der Zentralbanken am Markt verkauft. Was bedeutet dies für die zukünftige Preisentwicklung? Nun, Verschwörung hin, Manipulation her - eine unmittelbare Trendwende am Goldmarkt steht unserer Meinung nach nicht bevor. Zwar glauben wir langfristig durchaus an eine Vermehrfachung des Goldpreises, doch wirken derzeit noch starke Kräfte gegen einen Anstieg des gelben Metalls. Ein Hauptargument für diese Annahme ist der starke US-Dollar. Einerseits erzielen Goldproduzenten in Südafrika oder Âustralien, umgerechnet in die jeweilige Heimatwährung, historisch hohe Verkaufserlöse. Andererseits verteuert die feste US-Valuta den Einstieg potentieller Goldkäufer in den klassischen Nachfrageländern Asiens und Europas. Zudem ist das Interesse großer Investoren am Goldmarkt weiter rückläufig. Zuverlockend erscheinen die Chancen an den weitaus volatileren Aktien- und Rentenmärkten. Seit mehr als 2 Jahren beobachten wir eine regelrechte Enthortungswelle der Kleinanleger. Die vor vielen Jahren erworbenen Goldmünzen- und Barren werden an den Bankschaltern zum Verkauf angeboten. Die vom permanent fallenden Goldpreis frustrierten Anleger wollen die erlittenen Verluste durch den Einstieg an den Aktienmärkten wieder wettmachen. Diese physischen Verkäufe bewirken ein höheres Angebot. Zudem ist davon auszugehen, dass die betroffenen Kunden dem Goldmarkt langfristig den Rücken gekehrt haben. Derzeit beteiligen sich fünf professionelle Gruppen von Marktteilnehmern am Geschehen. Die Zentralbanken verkaufen Teile ihrer Reserven und steuern über Goldausleihungen die Liquidität, die Goldhandelshäuser veräußern das geliehene Gold am Markt und legen die Erlöse gewinnbringend an, die Goldminen versuchen sich mit Terminverkäufen und Hedgeprogrammen bis zur nächsten Goldhausse über Wasser zu halten und die Schmuckhersteller sind bestrebt das zur Produktion von Uhren und Ringen benötigte Material möglichst günstig zu erwerben. Von Zeit zu Zeit treten noch amerikanische Hedge-Fonds in Erscheinung, die aus charttechnischen Überlegungen kurzfristige Handelspositionen eingehen. Solange dieses Gleichgewicht nicht empfindlich gestört wird, kann der Golpreis nicht nachhaltig steigen. Auch wenn die Lage aus heutiger Sicht wenig Anlass zum Optimismus gibt, so gibt es durchaus einige Überlegungen, die weitblickende Investoren schon heute anstellen sollten. Früher oder später werden die Reserven der Zentralbanken so weit abgebaut sein, dass sie größeren Avancen des Goldpreises nicht mehr im Weg stehen können. Die Lage an den Finanzmärkten ist derzeit äußerst nervös. Trotz der inzwischen fünfmaligen Zinssenkung der amerikanischen Notenbank um insgesamt 2,5 Prozentpunkte seit Jahresbeginn, und einer starken Ausweitung der Gelmenge M2 und M3 in den USA, hat diTechnologiebörse Nasdaq noch keinen Tritt gefasst. Zuletzt sorgten Investments des ''Anlegergurus'' Warren Buffet und des Chefs der Softwareschmiede Microsoft, Bill Gates, am Silbermarkt für Aufsehen. Sehr oft in der Vergangenheit ging einer langfristigen Trendwende eines Marktes eine ''Verzweiflungsphase'' mit panikartigen Verkäufen voraus. Bei hohen Umsätzen und großer Volatilität wurde so ein tragfähiger Boden für zukünftige Kursgewinne gebildet. Aus charttechnischer Sicht bietet der Bereich zwischen 180 US-Dollar und 230 US-Dollar pro Feinunze Gold eine ideale Zielregion für ein Ende des Bärenmarktes. Wir halten daher an unserer Empfehlung für langfristig orientierte Anleger fest, sich an kursschwachen Tagen behutsam und in mehreren Tranchen am Goldmarkt einzukaufen. Das Gesamtengagement sollte jedoch auf dem derzeitigen Niveau 5 Prozent des liquiden Vermögens nicht übersteigen. Bei Kursen um oder unter 200 US-Dollar pro Feinunze würden wir diese Quote auf 10 bis 15 Prozent erhöhen." Robert Hartmann ist Edelmetall Senior-Händler bei der Deutschen VerkehrsBank AG. Für den Inhalt des Beitrags ist allein der Verfasser verantwortlich. '
Quelle: Reuters
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