--------------------------------------------------------------------------------
Guten Morgen, meine Damen und Herren,
jetzt kann der DAX zeigen, was er kann. Denn der gestrige Wall-Street-Abend war auch eine Art historisches Erlebnis. Bis knapp an den bisherigen Höchststand von rd. 11.350 im Dow Jones. Was tun? Heute nichts. Warum? Der Daily-Stand im Dow Jones hat eine technische Grenze erreicht. Schauen Sie auf die nächste AB auf Seite 1 und anschließend auf Seite 6. Das ist geradezu spannend, wenn ich die Frage angehe, wo das Ziel für den Dow Jones im Jahresverlauf liegt. Atmen Sie gut durch: Über 14.000, auch 15.000 sind im Extremfall möglich, und dennoch ist er kurzfristig überkauft.
Die Einzelanalyse zeigt das gleiche Bild. Was ragte gestern heraus? Nichts. Aber alle Kurse legten etwas zu und das ergab den obigen Sprung. Technisch natürlich hervorragend, aber auch beeindruckend ist, wenn allein bei Cisco 73 Mio Aktien umgingen und der Titel 1,20 $ zulegte. Hinter dieser gewaltigen Umsatzzahl verbergen sich also ebenso massive Käufe wie auch Verkäufe. Oracle gewann 22 Cents mit einem Riesenvolumen von 46 Mio Stück, was die Kleinigkeit von 736 Mio $ Umsatz ausmacht. Das ist nebenbei gesagt das 8-fache des Jahresumsatzes von Oracle. Einen wirklichen Gewinner gab es auch, auf den ich kürzlich hingewiesen hatte: Applied Materials mit einer besser als erwarteten Prognose für dieses Jahr. Noch spannender lief es bei Hewlett Packard, die gestern ebenfalls"besser als erwartete" Zahlen
vorlegten. Mein Limitvorschlag von gestern ging haarscharf auf. Das Tief lag bei 25,32 $, so daß der absolute Abstauber zwar nicht klappte, aber alles zwischen 25 und 26 $ aufging, Schlußstand über 27,75 $. Bitte dazu Chart und Fundamentaldaten in der AB nachlesen. Heute ist Dell dran. Das sieht so aus: Schlußstand gestern knapp unter 26 $, und das bedeutet: Liegen die Zahlen über den Erwartungen, muß sofort gekauft werden. Versuchen Sie es dennoch mit einem Limit 25 $ oder der Alternative, die Sie morgen in der AB auf Seite 7 lesen.
In Deutschland sind die Nachrichten keineswegs schlechter, aber die Markttechnik kommt mit New York nicht mit. Ich hatte das schon vor Wochen begründet: Nichts ist schwieriger, als einen Markt"zu drehen", wenn die 200-Tage-Linie stärker fällt. Das klingt extrem technisch, ist es aber nicht. Denn die 200-Tage-Linie ist der innere Trend eines Marktes, mathematisch ausgedrückt die geglättete Trendkurve. Während der Dow Jones dies nicht aufweist, siehe Seite 7 der nächsten AB, ist der DAX leider im Februar in diese Falle gelaufen. Es dauert also länger, bis er aus diesem Loch wieder herauskommt.
Vielleicht geben die heutigen Termine einen Anstoß: Bayer hat eine Pressekonferenz für das Bayer-Plastic-Center in Neuss, und möglicherweise wird Herr Schneider sich erneut zu gewissen Tendenzen äußern. Lesen Sie dazu eine völlig neue Betrachtung der Strategen in der Chemie, die sich zwangsläufig aus dem kürzlichen Paketwechsel bei Roche ableitet. Es geht um Grundsätzliches. Dabei dürfte Bayer eher gewinnen als verlieren. Die Dt. Bank hat HV, aber große Dinge erwarte ich nicht. Die ständig angekündigten neuen strategischen Schritte sind zwar immer eine Schlagzeile wert, aber die Gewinnqualität der deutschen Banken nimmt nicht zu, sondern ab oder stagniert. Der Grund liegt darin: Investment Banking ist von Börsentrends abhängig, das Kreditgeschäft von der Zinsmarge. Das eine schwankt stark und
bedingt eine Art Abschlag, das andere ist stabil und wird deshalb besser bewertet. Das ist übrigens auch ein Grund, warum die amerikanischen Banken grundsätzlich ein niedrigeres KGV aufweisen.
Die Lufthansa präsentiert heute den Quartalsbericht. Das müßte den Kurs stützen, enthält aber einige Imponderabilien infolge des Pilotenstreits. Was Holzmann heute in der Pressekonferenz zu sagen hat, ist mir wichtiger. Sie wissen, daß diese Aktie einer der interessantesten, wenn auch schwer verständlichen Turnarounds ist. Ich hatte mich in der AB mehrfach dazu geäußert.
Zu den schon bekannten Daten: Die FAG-Zahlen sind ein neuer Kaufgrund. Wichtiger ist eigentlich noch, was der Vorstand dazu zu sagen hat. Die Konsequenzen diskutiere ich in der AB. Die Stinnes-Zahlen sind imponierend und unterstreichen meine mehrfachen Kaufhinweise, die allesamt im Gewinn stehen. Plus 24 % Konzernumsatz im 1. Quartal enthalten zwar eine neue Tochter, aber das bereinigte Betriebsergebnis erhöhte sich um 17 % und das Vorsteuerergebnis sogar um 97 %, so daß ich bei meiner Kursprognose von 33/36 E. bleibe. Degussa wird das Asta-Medica-Geschäft unter dem Namen Zentaris an die Börse bringen. Jetzt kommt es auf den Ausgabekurs an und auf die genauen Abgrenzungen für diesen Teilwert von Asta-Medica, der aber eine ganze Menge Geld bringen dürfte. Sie wissen, daß Degussa noch immer die mit Abstand billigste deutsche Chemie-Aktie ist. Unverständlich ist mir die negative Reaktion auf die Linde-Zahlen. +11,6 % im Umsatz und +17 % im Ebit
sind das, was Linde seit Jahren praktiziert: Gewinnqualität, aber keine Sensationen. Diese Aktie bleibt ein Kauf. Unverständlich auch die Reaktion auf die Zahlen der Dt. Post. Sie liegen komplett im Trend und die Kaufbasis bleibt 17 - 18 E.
Nicht vergessen: Heute gibt es voraussichtlich neue Zahlen für Dt. Telekom, und ich rücke von meiner Einschätzung nicht ab. Die Paketverkäufe einiger größerer Anleger, die aus dem Voicestream-Deal stammen, mögen kurzfristig stören, ändern aber nichts an der Sache.
Das wär's für heute. Mit einem schönen Gruß und einem erfolgreichen Tag
herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
<center>
<HR>
</center> |