Hallo wünsche einen guten Morgen,
hier ist der FAZ Artikel,
wünsche nochmals ein schönes Wochende.
Aufschwung am Goldmarkt
Großspekulanten bauen Baissepositionen ab /"Inflationsrisiken steigen"
hi. FRANKFURT, 18. Mai. Die Haussiers am Goldmarkt haben das Gefühl, seit längerer Zeit erstmals wieder auf der richtigen Seite zu liegen. Die Dollarnotierungen für das Edelmetall sind in den zurückliegenden Tagen spürbar gestiegen und haben dabei fast die Marke von 275 Dollar je Feinunze erreicht, bevor sie sich zum Wochenende hin leicht auf etwa 272 Dollar abschwächten. Auf diesem zuletzt verzeichneten Niveau befand sich eine Widerstandszone, die Mitte März schon einmal überwunden worden war. Seinerzeit stellte sich jedoch sogleich ein Rückschlag ein. Diesmal, so vermuten Händler, könne aus dieser Widerstandszone jedoch ein Stützungsbereich geworden sein, der die Notierungen nach unten hin absichern dürfte. Bemerkenswert erscheint, daß der Aufschwung nicht von einem nennenswerten Anziehen der Zinsen für das Ausleihen von Gold (Lease Rates) begleitet oder gefördert wurde. Im Gegenteil, die Zinsen, die Interessenten für das kurzfristige Leihen physischer Ware zum Beispiel von Notenbanken zu zahlen haben, sind seit Ende April tendenziell gesunken. Dies läßt vermuten, daß die jüngsten Preissteigerungen nicht von einer akuten oder wenigstens latenten Knappheit an prompt verfügbarem Gold ausgingen.
Belegbar ist anhand der Entwicklung der offenen Positionen und der amtlichen Angaben über die Aufteilung dieser Engagements auf die einzelnen Gruppen von Marktteilnehmern beim Terminhandel an der Comex in New York, daß die Gruppe der Großspekulanten seit Wochen Baissepositionen abbaut. Da diese Abdeckungen durch Gegengeschäfte, also Käufe, erfolgen müssen, hat der Markt zweifellos zunächst Stützung und später Auftrieb erhalten. Der Sinneswandel, der hinter diesen Abdeckungen zu vermuten ist, liefert Stoff für Mutmaßungen. Die großen Spekulanten, unter denen sich größtenteils das"Smart Money", also die erfahrungsgemäß besonders clever anlegenden Investoren, befinden dürfte, scheint Grund zu der Vermutung zu haben, daß das Risiko bei Baissepositionen zunimmt, heißt es. Eine These lautet, diese Spekulanten sähen die Inflationsrisiken in Amerika wachsen. Tatsächlich äußern sich Analysten besorgt vor allem über das kräftige Wachstum der amerikanischen Geldmenge M2, das auch zu einer Fehlleitung von Geld und Kapital und somit zu einer neuen Spekulationsblase an den Aktienmärkten führen könne.
Inflationsrisiken signalisieren seit Ende März auch die Märkte für Staatsanleihen. Merrill Lynch hat erst am Donnerstag eine pessimistische Haltung zum amerikanischen Anleihemarkt bezogen und dies damit begründet, daß jenseits des Atlantiks eine Erholung der Konjunktur vorgezeichnet sei. Daraus kann geschlossen werden, daß eine Entlastung auf der Inflationsseite auf mittlere Sicht nicht zu erwarten ist und daß die Risiken zunehmender Teuerung eher zunehmen. In einem solchen Umfeld besteht aller Erfahrung nach kein Raum mehr für fallende Goldpreise.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.05.2001, Nr. 116 / Seite 25
>reinstellen? (www.faz.de)
<center>
<HR>
</center> |