Ihr erinnert Euch an meinen brieflichen Austausch mit der Hannoverschen (siehe Link unten):
Hier die Fortsetzung: Am 26.02. formulierte ich folgende Rueckfrage an die Hannoversche:
"bezugnehmend auf mein Schreiben vom 20.12.00 und Ihre Antwort v. 29.01.01:
- Inzwischen haben wir inflationaere Tendenzen, die den Rechnungszins der LV uebersteigen, von Kaufkrafterhaltung kann keine Rede mehr sein.
- Inzwischen sieht es nach einem Hard-Landing aus (Stagflation).
Die Kopflastigkeit der Alterspyramide wird dazu fuehren, dass vermehrt Kapital aus dem Aktienmarkt in den vermeintlich sicheren Hafen “Festverzinsliche” ueberfuehrt wird. Es wird somit zu einer weiteren verstaerkten Abnahme des Wealth-Effektes kommen durch sinkende Aktienkurse. Dies wird die Konsumneigung verringern und die Versorgung von Unternehmen mit neuem Eigenkapital verhindern und so zu rezessiven Effekten fuehren, die eventuell auch die Immobilienwerte belasten (siehe heute schon Telekom-Immobilien: total ueberschaetzt. Werden jetzt teilweise verkauft und belasten den Markt mit Verkausfdruck.)
Die jetzt schon einsetzende Verringerung der Bonitaet von bisher einwandfreien Schuldnern und weltweite Finanzkrisen (Tuerkei, Japan etc.) werden ihr Uebriges leisten.
Apropos Telekom: Warum kann ich sicher sein, dass die Immobilienwerte, die die Hannoversche Versicherung halten, nicht auch ueberschaetzt sind und einer Wertberichtigung beduerfen?
Wieso investieren Sie bei einer erwarteten Hyperinflation in Aktien (gem Ihrem Schreiben). Wie haben sich Aktien zwischen 1921 und 1923 verhalten? Koennen Sie im Bedarfsfall ueberhaupt so schnell in Immos und Aktien umschichten, es handelt sich doch schliesslich um Milliarden, und andere Versicherungen und Institutionelle wollen ihre Werte schliesslich auch retten.
Wie haben sich Versicherungen in den Jahren 1921 bis 1923 und in anderen Zeiten der Inflation (1970er?) verhalten und was war das Resultat? Wenn Sie mir hierueber Infos geben koennten, waere ich Ihnen dankbar."
Darauf kommt folgende Antwort am 21.05.01:
"Unseres Erachtens mehren sich die Anzeichen, daß wir kein Hardlanding der US-Konjunktur sowie der europäischen Konjunktur sehen werden. Gerade in Amerika sehen wir ein Ansteigen des Konsumentenvertrauens sowie weiterer Stimmungsindikatoren der US Wirtschaft mit der entsprechenden Leitfunktion für die Wirtschaft in Europa. Die Inflationsraten sind weiterhin stark beeinflußt durch hohe Energie- und Fleischpreise, dennoch liegen die Infationsraten noch immer unter 3% und somit auch unter dem Rechnungszins von 3,25%. Andererseits sind z.B. in Japan eher deflationäre Tendenzen erkennbar. Die von Ihnen angeführte Alterspyramide wird zu einer höheren privaten Zukunftssicherung führen (Pensionsfonds /"Riesterrente"), ein Großteil dieser Sparbeträge wird in höher rentierliche Aktienanlagen fließen.
Dem Risiko der Veränderung der Bonität von bislang einwandfreien Schuldnern und der Verschlechterung der Bonität durch Finanzkrisen (Türkei und Japan) - Einflüsse denen Rentenanlagen auch in der Vergangenheit ausgesetzt waren, wird durch eine laufende Bonitiätskontrolle und Risikobegrenzung durch Einhalten von Mischung und Streuung der Emittenten Rechnung getragen.
Im Hinblick auf die anhaltend niedrige Rendite und den bekannten Preisrisiken bei der Vermarktung haben wir unsere Immobilien im Jahr 2000 veräußert.
Gerade in Zeiten mit hohen Inflationsraten (1921/23) sind Substanzwerte den Nominalwerten überlegen, d.h. in diesen Zeiten müßte eine genau umgekehrte Anlagepolitik betrieben werden - Verkauf von Rentenpapieren / Kauf von Aktien. Ein typisches Beispiel: Sowohl in England als auch in den USA konnte man in den Jahren mit einer hohen Inflationsrate überdurchschnittliche Aktienkursgewinne erzielen.
Wir hoffen, Ihre Fragen zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet zu haben, wohlwissend, daß der Themenbereich in der Kürze nur angerissen werden kann. Gern stehen wir Ihnen auch telefonisch für die Beantwortung weiterer Fragen zur Verfügung."
Ich kann nicht glauben, was ich da lesen muss. Wie immer so schoen einer von Euch sagt:"Herr lass Hirn regnen".
Meine Police habe ich ja schon beliehen, damit ich mein Geld im Konkorsfall nicht herausklagen muss. Die Hannoversche hat in den letzten Wochen als erste angekuendigt, den Rechnungszins senken zu muessen. Siehe Beitrag http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/51479.htm.
Ich denke, dass ich meine Police sehr bald kuendige.
Bei dieser Gelegenheit moechte ich Euch auf eine Nachricht aus Australien (HB 22.05.01)aufmerksam machen:
Australiens Schatzminister sorgt sich um Volkswirtschaft
Versicherungspleite in Sydney zieht Kreise
HANDELSBLATT, 22.5.2001
dp SINGAPUR Der Konkurs des australischen Versicherungskonzerns HIH Insurance Ltd., Sydney, entwickelt sich zur größten Pleite in der Untemehmensgeschichte des Kontinents. Schatzminister Peter Costello meinte, der Zusammenbruch der HIH könnte die australische Volkswirtschaft beschädigen.
Inzwischen werden die Schulden der HIH auf 4 Mrd. bis 6 Mrd. A $ (2,4 bis 3,6 Mrd. Euro) geschätzt Das Budget, das Costello am heutigen Dienstag dem Parlament vorlegt könnte mit rund 500 Mill. A $ für die HIH-Opfer belastet werden, schätzen Analysten.
Das HIH-Desaster hat auch internationale Folgen: Die Gruppe (weltweites Prämienaufkommen 1999/2000-. 2,9 Mrd. A $) ist zweitgrößtes Versichemngsunternehmen des Landes und mit rund 200 Unternehmen in Nord- und Südamerika sowie in Asien, Europa und Neuseeland aktiv.
Seit Ende Vergangener Woche ermittelt die Börsen- und Investitionsaufsichtsbehörde (AISC) gegen fünf ehemalige HIH-Vorstandsmitglieder sowie den Aufsichtsratsvorsitzenden wegen des Verdachts kriminieller Verstrickungen.
Zudem bahnt sich über die Behandlung der HIH-Pleite eine innenpolitische Auseinandersetzung an. Der Ministerpräsident des Bundesstaates New South Wales (NSW), Bob Carr, wirft Premierminister John Howard von der Zentralregierung in Canberra vor, den Anschein einer Verschwörung der Howard-Regie rung mit der Versicherungswirtschaft« zu erwecken - so wie Howard den HIH-Fall behandelt wissen mochte.
Carr fordert im Namen seines Bundesstaates, unterstützt von den Bundesstaaten Queensland und Victoria sowie vom Oppositionsführer Kim Beazley in Canberra, die Einberufung einer Königlichen Untersuchungskommission. Sie wird von Howard jedoch als unnötig abgelehnt.
Anwälte befürchten einen katastrophalen Anstieg der Unternehmenspleiten. Viele laufende Gerichtsverfahren hingen in der Luft, weil der Versicherungsschutz der.Beklagten wie der Kläger bei großen Schadenersatzprozessen, unter anderem wegen Umweltschäden, ungeklärt sei.
Ebenso stünden Taunsende von Freiberuflern-Ärzte,Rechtsanwälte und Steuerberater - derzeit ohne Rechtsschutz dar.
Inzwischen hat die Bundesregierung in Canberra für die HIH-Kunden die gemeinnützige Auffanggesellschaft HCS gegründet, um das öffentliche Vertrauen in die Versicherungswirtschaft wieder herzustellen.
Das HIH-Management hatte am 15. März ein vorläufiges Konkursverfahren eingeleitet, unmittelbar nach seiner Mitteilung, dass HIH das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres mit einem Verlust von 800 Mill. A $ (479 Mill. Euro) abschließen werde. Als Ursache wurden schlechte Ergebnisse im amerikanischen, britischen und asiatischen Geschäft genannt.
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