|  Berlin, 25. Mai - Die Haushaltslage Berlins hat sich nachAussage von Finanzsenator Peter Kruth (CDU) nach den Finanzzusagen für die
 in Schieflage geratene Bankgesellschaft Berlin dramatisch
 verschärft. Zu dem Senatsbeschluss habe es aber keine Alternative gegeben,
 sagte Kurth der"Berliner Morgenpost" (Freitagausgabe). Der Kapitalbedarf
 des zu 56,6 Prozent im Eigentum Berlins stehenden Bank-Konzerns bezifferte
 er mit rund vier Milliarden Mark. Diese Summe müsste unter Umständen
 vollständig von Berlin aufgebracht werden. Der SPD-Landesvorsitzende Peter
 Strieder sagte am Freitag im Berliner InfoRadio, Berlin erlebe eine
 Existenzkrise,"wie keiner von uns sie sich jemals hat träumen lassen". Zur
 Koalition mit der CDU gebe es aber keine Alternative.
 Derzeit hofft Kurth noch, am Dienstag dem Senat einen Nachtragshaushalt
 über rund 700 Millionen Mark ohne zusätzliche Neuverschuldung präsentieren
 zu können. Es gebe noch politische Abstimmungsgespräche, sagte Kurths
 Sprecher am Freitag. Als letzte Variante der Kapitalausstattung der
 Bankgesellschaft bleibe"die direkte Kapitalzufuhr aus dem Landeshaushalt",
 erklärte Kurth.
 Ende Mai wird das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BAKred) seinen
 Prüfbericht über die Immobiliengeschäfte der Bankgesellschaft vorlegen. Dann
 wird der genau Kapitalbedarf bekannt. Kurth sagte:"Ich gehe von keinen
 weiteren großen Lücken aus."
 Die Gespräche über die Einbeziehung eines Partners vor allem aus dem
 Sparkassensektor - die Landesbank Berlin gehört mit ihren Berliner
 Sparkassen zum Bank-Konzern - haben bislang zu keinem Erfolg geführt, um
 kurzfristig der Bank zu helfen. Kurth sagte, der Senat halte an seinem Ziel
 fest, sich mittel- und langfristig als Mehrheitseigentümer zurückzuziehen.
 Zur Haushaltslage sagte Kurth:"Dass sich die Situation in dramatischer
 Weise verschärft hat, stellt niemand in Abrede." Die Konsolidierungspolitik
 werde aber auf jeden Fall fortgesetzt. Strieder sagte, es gehe um 16.000
 Arbeitsplätze und den Finanzplatz Berlin, deshalb müsse der Bank-Konzern
 gerettet werden. Woher das Geld komme, sei noch nicht entschieden. Über vier
 Milliarden Mark seien aber weder in diesem Haushalt noch in dem nächsten zu
 verkraften."Berlin ist in einer extrem schwierigen Lage, und ob das ohne
 die Hilfe des Bundes überhaupt bewältigt werden kann, ist keineswegs
 sicher."
 Zur Koaltion mit der CDU gebe es keine Alternative, sagte Strieder
 weiter. Rechnerisch verfügen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und die PDS über
 eine Mehrheit im Abgeordnetenhaus. Ohne die CDU gebe es keine Mehrheit, um
 den Haushalt zu sanieren, sagte der SPD-Politiker.
 Strieder forderte zugleich juristische Konsequenzen. Die
 Staatsanwaltschaft müsse jetzt wirklich die Vorgänge untersuchen. Und die
 CDU muss sich auch fragen lassen, was"Herr (Klaus) Landowsky da gemacht
 hat". Landowsky hatte den Vorstandsvorsitz bei der zum Bankkonzern
 gehörenden Berlin Hannoverschen Hypothekenbank (Berlin Hyp) im Zusammenhang
 mit der Spendenannahme von einem Kreditnehmer aufgegeben. Auf Druck der SPD
 war er kürzlich auch vom Amt des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Berliner
 Abgeordnetenhaus zurückgetreten.
 Zur Rolle des Ende 1996 als Sanierer zur Bankgesellschaft geholten
 Vorstandschefs Wolfgang Rupf sagte Strieder, er hielte eine Abberufung nicht
 für einen klugen Schachzug. Wenn auch noch Rupf gehe, wäre die Bank"absolut
 Führungslos". In Medienberichten ist über eine Ablösung Rupfs zur
 Hauptversammlung am 29. August spekuliert worden, zumal dann, wenn eine
 neuer Partner die Führung des Bank-Konzerns übernehmen sollte.
 Kurths Sprecher wies darauf hin, dass es bei Vorlage bestimmter
 Kennziffern (Zins-Steuer-Quote, Kreditfinanzierungs-Quote) keinen
 Automatismus gebe, eine extreme Haushaltsnotlage festzustellen und den Bund
 um Hilfe bitten zu müssen. Hier gebe es Spielräume. Grundsätzlich kann eine
 solche Notlage vom Bundesverfassungsgericht oder vom betroffenen Land
 gegenüber dem Bund, der sich dann äußern muss, festgestellt werden.
 
 
 <center>
 
 <HR>
 
 </center>
 |