Stehen uns"Goldene" Zeiten bevor?
Die achtziger und neunziger Jahre waren phantastische Zeiten für den Aktienmarkt. Unterstützt von einem robusten, fast inflationsfreiem Wirtschaftswachstum, niedrigen Zinssätzen, der Deregulierung der internationalen Wirtschaft und hohen Produktivitiätssteigerungen der Unternehmen erklommen fast alle international bedeutsamen Aktienindizes historische Höchststände.
Im krassen Gegensatz dazu begab sich gleichzeitig das ehemals so glanzvolle Anlageobjekt Gold auf eine beispiellose Talfahrt, die in Tiefstkursen unter 260 US-Dollar pro Feinunze im Oktober 1999 und Februar 2001 gipfelte. Dies entsprach einem Wertverlust von zwei Drittel innerhalb von 20 Jahren. In den Jahrzehnten zuvor war Gold die klassische krisensichere Anlage gewesen. Doch als es kaum noch Krisen gab, ließ auch die Nachfrage nach vermeintlich soliden Anlagen nach.
Doch der eigentliche Startschuss für die Gold-Baisse fiel nach Meinung von Experten schon früher. In den siebziger Jahren wurde die Goldpreisbindung der wichtigsten Währungen abgeschafft. Dadurch hat Gold für die internationalen Zentralbanken deutlich an Bedeutung eingebüßt. Schon seit vielen Jahren bauen daher die internationalen Währungshüter ihre Goldbestände sukzessive ab. Im letzten Jahr wurden von den Zentralbanken immerhin 491 Tonnen auf den Markt geworfen.
Trotzdem lässt sich der historisch niedrige Goldpreis nicht allein durch die Notenbankverkäufe erklären, denn seit Jahren wird weltweit wesentlich mehr Gold nachgefragt als produziert. Beispielsweise betrug der weltweite Gold-Bedarf im letzten Jahr 3743 Tonnen. Demgegenüber wurden weltweit in 2000 nur 2568 Tonnen produziert.
Dieses Missverhältnis hat schon die ersten Verschwörungstheoretiker auf den Plan gerufen. Das Gold Anti-Trust Action Committee (Gata) beschuldigt internationale Zentral- und Geschäftsbanken den Goldpreis künstlich niedrig zu halten, um ertragreiche Goldleihegeschäfte durchführen zu können. Beweise für die Beschuldigungen konnte Gata allerdings bisher nicht vorlegen.
Als Erklärung für die Goldpreis-Entwicklung verweisen einige Gold-Experten vielmehr auf das schwere Erdbeben in Indien vom Januar diesen Jahres, das die Goldnachfrage deutlich gesenkt habe. Immerhin kam vor dem Beben insgesamt 20 % der weltweiten Goldnachfrage aus Indien. Außerdem führe die sich international abschwächende Konjunktur zu einer sinkenden Nachfrage nach Gold-Schmuck.
Welche Argumente auch genannt werden; ob sich der Goldpreis überhaupt rational erklären lässt, ist fraglich. Vielmehr scheinen viele Kursbewegungen eher von psychologischen und markttechnischen Aspekten abhängig zu sein. Noch im März war die Stimmung für das Edelmetall förmlich auf dem Tiefpunkt angekommen. Kein Marktteilnehmer schien nur einen Pfifferling auf das Edelmetall zu geben. Doch einem Trendwechsel gehen oftmals solche extreme Stimmungslagen voraus.
Völlig überraschend setzte der Goldpreis am Montag dieser Woche zum Höhenflug an. Der Goldpreis stieg bis 298 Dollar pro Feinunze und tastete sich damit nahe an die Marke von 300 Dollar heran. Experten sind sich einig, um einen nachhaltigen Trendwechsel zu vollziehen, muss die 300-Dollar-Marke signifikant nach oben durchbrochen werden.
Aber was können Anleger tun, die mit einem weiter steigenden Goldpreis rechnen? Experten raten anstelle des direkten Gold-Kaufes zu einer Investition in Goldminen-Aktien. Als Grund werden die wesentlich niedrigeren Transaktionskosten genannt. Allerdings sollten sich Anleger informieren, ob und auf welchem Niveau die einzelnen Goldminen ihre zukünftigen Goldverkäufe in Erwartung weiter fallender Preise abgesichert haben. Sonst kann ein böses Erwachen drohen. Denn liegen in der Vergangenheit abgeschlossene Termin-Verkäufe deutlich unter den aktuellen Goldnotierungen, können die Goldminen-Unternehmen keinen Profit aus steigenden Gold-Notierungen schlagen.
28.05.2001 09:03
©boerse.de
gruss mcmike
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