>Wohin führt dieser Weg?
>Gruß Dieter
Sehr guter, nachdenklich stimmender Beitrag, lieber Dieter!
Vereinfacht gesagt: Erst werden wir alle GmbH's (wobei ich mich schon lange frage, warum nicht jeder"Arbeitnehmer" sich schon längst in eine solche verwandelt hat, Kapital wäre genug vorhanden und auch leicht auszurechnen: der abgezinste Ertrag aus Arbeit für die nächsten zehn Jahre z.B., keine"Sachgründung" zwar, aber immerhin mal was, um darauf rumzudenken).
Dann beginnt die Fusionswelle, sehr schön zu sehen gerade bei den Anwaltskanzleien, die sich inzwischen schon städteübergreifend zusammenschließen, bei den Ärzten, die Gemeinschaftspraxen haben und überall. Die Fusionitis bei den Mega-Großen brauche ich hier nicht zu erwähnen, kennt jeder.
Dann endlich kommt der STAAT daher und - schwupps - hat er alles einkassiert. Und in die ganz große Staatsholding GmbH & Co KGaA eingebracht. Es wird ja hier keiner im Ernst glauben, dass wir dem Moloch schon deshalb entkommen sind, weil wir gerade mal wieder eine"Privatisierungswelle" erleben. Dieses Pendel schwenkt zurück und zwar spätestens in der Großen Krise (wenn sie denn kommt).
Das haben wir in der Wirtschaftsgeschichte noch und noch erlebt. Und inzwischen ist der STAAT ja bei solchen Takeovers nicht mehr so doof wie weiland Lenin, der nicht wußte, was tun (siehe sein Buch"Was Nun?"), nachdem er die russischen Betriebe enteignet hatte, also den real existierenden Sozialismus starten musste. Da hat er sich halt ausgeguckt, wo denn so ein Staatsbetrieb gut funktioniert und was hat er dann als"Muster" für seine Staatsbetriebe genommen? Die DEUTSCHE REICHSPOST (wunderbare Geschichte, übrigens!).
Es ist richtig: Wir stehen längst im Endkampf zwischen STAAT und FREIHEIT, wobei STAAT hier definiert wird als markt- und menschenwidriges Mega-Monster und nicht als das, was er für jeden Liberalen (wie mich) selbstverständlich sein muss: ein Gebilde, das für Sicherheit & Ordnung sorgt und das Rechtsgebäude aufrecht erhält. Und FREIHEIT muss ich nicht erklären.
Als ich den großen Unternehmer August von Finck (Merck, Finck & Co., gigantische Industriebeteiligungen, Landwirtschaft, Transportwirtschaft, Grundbesitz usw. und alles Ausfluß eines durch Generationen zu beobachtenden unbändigen Willens zum Erfolg und nicht etwa mit Hilfe von Tricks aufgebaut) zum ersten Mal interviewte, sagte er mir:"Ich bin in zehn Gemeinden" (Klartext: hatte am Ostrand Münchens sehr viel Land). Und gleich danach, als ich mir schon überlegte, ob er nicht doch ein bisschen zu reich sei für diese Welt, sagte er:"Und ich hafte bis zum letzten Hosenknopf".
Diese Typen, und davon gab's in den Jahren seit 1800 ach so viele, die sogenannten"dynamischen Unternehmer" wie sie der große J.A. Schumpeter bezeichnete - die sterben aus, die Siemens, Thyssen, Krupp, Stinnes, Grundig, Otto, Springer, Burda usw. usw.
Das gab's schon mal in Deutschland zu Beginn des 16. Jh., als auch solche"Dynamiker" en masse erschienen, die Fugger, Welser, Höchstätter, Imhoffs usw. und die dann im System"Staat", der dann im Absolutismus / Merkantilismus / Fiskalismus eskalierte, wieder verschwanden oder bis zur Unkenntlichkeit verbogen wurden. Die Welser-Bank ging übrigens klassisch bankrott (ich glaube es war 1614, steht in"Aufwärts ohne Ende"). Denn die Aktivseite der Bank bestand fast nur noch aus Uneinbringlichkeiten wie:"Forderung an das Haus Habsburg" oder"kaiserliche Schatzwechsel".
Und dann war Feierabend. Das 17. und 18. Jh. sollten wir am besten aus den Geschichtsbüchern streichen. Andere Nationen kamen hoch, mit den gleichen"Dynamikern", ich darf nur an den Holländer de Witt erinnern. Und die englische Wirtschaftsgeschichte platzt geradezu von solchen Leuten.
In Deutschland war Hinterherhinken angesagt, bis auch wir den"Dynamikern" wieder ihre Chance gaben, siehe oben. Und dann kamen die Amerikaner, aber wie! Ich hatte mal ein Gespräch mit einem der härtesten aus diesem Gehege, dem Textil-Milliardär Milliken. Damals war Vietnamkrieg und ich meinte, er würde doch jetzt gute Geschäfte machen, von wegen Uniformaufträge.
Und was antwortete er?"I never trade with government!"
Der Mann hatte noch CHARAKTER.
Aber so langsam wird's halt wieder dunkel. Zu sehen nur noch"Manager", unbeholfen von"15 Prozent Kapitalrendite" sprechend (und nicht ahnend, was das auf Dauer heißt) und unter der Knute des sog."shareholder value" stöhnen. Flach wird es, immer flacher.
Nicht dass wir keine exzellent geführten Aktiengesellschaften hätten - aber das allein ist viel zu wenig. Die ganz persönliche HAFTUNG ist es - jawohl. Und als der schon erwähnte Finck seine erste Bilanz vorstellte (wozu eigentlich? Jeder persönlich Haftende ist niemand gegenüber Rechenschaft schuldig, auch so ein STAATSTRICK), und auf der Passivseeite bloß 150 Mio DM als EK auswies, fragte ich in der Pressekonferenz, ob denn das nicht etwas wenig sei. Er daraufhin:"Das Aufsichtsamt weiß schon, dass da noch Land ist, was da haftet. Und was ich als EK in meine Bilanz schreibe, ist nur meine Sache." Siehe den Hosenknopf von oben.
Wir stecken mitten drin, also im Endkampf. Und alles passt zusammen: Das mit dem FBI-Big-Brother-Computer, zynisch"Carnivore" (der Fleischfresser) genannt, genau so wie das mit den jetzt dann anstehenden massenhaften Betriebsprüfungen, Steuerfahndungen gar, wegen der Internet-Privat-Nutzer-Kiste, um nur den Frontverlauf von gestern/heute zu skizzieren.
Aber wir sind wachsam! Und noch ist lange nichts entschieden. Und wenn's denn eines Tages doch sein sollte, dann gehen wir aufrecht reitend ins letzte Gefecht. Besser als Held zu sterben denn als Wurm.
Entschuldigung für den etwas längeren Text. Und danke fürs Lesen. Und für Ihr / Euer"Einverstanden!" auch.
d.
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