>Hi dottore,
>Ich stürz mich auch ins Getümmen:-)
Großartig, Diogenes. Danke!
>>Es geht um die Fragen: Wie kommen zusätzliche Mäntel daher und wie zusätzliches Gold? Wie kam der erste Mantel daher, bevor es Gold gegeben hat?
>Jäger geht in den Wald, sieht Bären und päng!, Blattschuß, Fleisch wird verspeist, Fell zu Mantel verarbeitet.
Woher hat er das Gewehr für den Blattschuss? Selbst ein klassischer"Long Bow" kostete mehr als der Vierteljahreslohn eines Schützen (siehe Literatur zu Agincourt; 25. Oktober 1415, entscheidender Sieg der Engländer über die Franzosen).
>>Oder hat es als erstes Gold gegeben, und dann gab es Nachfrage nach diesem Gold - aber in was wurde es nachgefragt? In Gold? In Mänteln? Aber womit wurde dann die Mantelproduktion finanziert?
>Gegenfrage: Von wem haben Adam und Eva denn Kredit bekommen?
Gegenfrage: Adam musste nach dem Paradies bekanntlich arbeiten."Im Schweiße seines Angesichts". Hat er gepflügt? Wer hat ihm den Pflug gebastelt? Wenn er selbst: Wer hat ihn während des Pflugbastelns ernährt? Das einfache"in den Wald gehen und Beeren pflücken" ist kein Wirtschaften. Das ist Sammeln und Jagen - was jedem bis heute unbenommen bleibt, sofern er Wald und Feld findet, die niemandem gehören.
Was ist aber mit der Pacht, der er sonst bezahlen muss? Wie kommt er an das"Geld", sie zu bezahlen?
>>Vor allem: Wie wurde die Fabrikation des ersten Goldes finanziert?
>Nichts wurde finanziert, wurde gefunden.
>>Selbst der Nugget-Finder muss in etwas bezahlt werden, während er Gold wäscht - oder?
>Er muß ja nicht"hauptberuflich" Gold gewaschen haben, kann er ja auch in der"Freizeit" machen. Ackerbau läuft gut, Bauch ist voll, wieso nicht ein bisserl von dem gelben Metall suchen, das so schön glänzt?
Ackerbau = Pflugproblem. Bauch voll = Kochproblem. Davon abgesehen: Wir sprechen nicht vom"Naturaltausch", sondern vom Geld als Tauschmittel, also von"Geld" als etwas etwas, das den Tausch (Bärenfleisch gegen Steckrüben, oder noch viel besser: Bärenfleisch gegen Nuggets!)"erleichtert" haben soll. Das aber ist - wie oft genug nachgewiesen - definitiv nicht der Fall gewesen. Sonst hätte es historisch als erstes Kleingeld in Form von Münzen gegeben und nicht Großmünzen.
Nochmal: <font color="FF0000"> Jeder kann Waren gegen Waren tauschen - bis heute. Aber Geld wurde nicht"erfunden", um diesen Tausch zu erleichtern wie immer behauptet wird (Nuggets gegen Bärenfell!)
Wir können jederzeit gern zum Naturaltausch zurückkehren, aber das ist kein"Wirtschaften", denn im Naturaltausch wird just das produziert und dann Ware gegen Ware getauscht, was alle am Tausch Beteiligten zum Leben (= Überleben = Urschulddeckung) brauchen. Mehr passiert nicht.
In einer Naturaltauschwirtschaft brauchen wir kein Geld - wozu denn auch? Und wenn in einer Naturaltauschwirtschaft niemand Geld braucht, kann es in einer solchen Wirtschaft auch nicht entstanden sein. Da wir inzwischen aber Geld haben, kann es nur entstanden sei, nachdem aus einer Naturaltauschwirtschaft eine Kontraktwirtschaft entstanden war. Und Kontrakte brauchen immer Sicherheiten (Eigentum) und überbrücken immer Zeit und Zeit bedeutet immer Zins - egal in welcher Form.</font>
>>Und was will er mit dem ersten Nugget machen, wenn es noch keine Mäntel gab, da deren Produktion ja noch nicht vom Nuggets bezahlt sein konnte, weil die doch erst gefunden werden mussten.
>Er hängt es seiner Frau um den Hals...
Ja und? Schmuck ist in diesem Fall Konsum, nicht mehr und nicht weniger.
>>Ich kann alles bereits Vorhandene mit allem bereits Vorhandenen"tauschen". Immer schön Ware gegen Ware. Wie kommt es aber - noch Mal - zu zusätzlicher Produktion?
>...Später komt der Nachbar und fragt:"Hast du noch eines? Meine Frau liegt mir in den Ohren, ich könnte dir dafür Getreide geben"
Okay, aber Du musst es genauer anschauen: Das Ganze läuft darauf hinaus, dass die Frau mehr konsumieren will (Schmuck eben). Auch in Naturaltauschwirtschaften kann der Konsum gesteigert werden. Aber es bleibt beim Tausch - auf mengenmäßig höherem Niveau. Das"in den Ohren liegen" ist ein Wunsch und keine Schuld.
Im übrigen hat Gary Becker seinen Nobelpreis 1992 dafür gekriegt, dass er das Phänomen"Ehe, Familie usw." ökonomisert hat. 1981 publizierte er sein hoch gerühmtes Buch"A Treatise on the Family". Darin analysierte der den Haushalt als eine Art Fabrik. Und dass in Fabriken mit"innerbetrieblichen Verrechnungspreisen" also Marktsimulationen garbeitet wird, ist bekannt. Und Märkte mit Preisbildung setzen immer Kontrakte und damit Geld und damit Schuldverhältnisse voraus. Auch Haushalte sind also Kontrakterfüllungsphänomene (sonst wären Männer, Frauen, Kinder ja"Waren"). Das Buch ist sehr lesenswert, by the way.
Becker bis heute Kolumnist von Business Week.
>A geht Gold waschen, in seiner Freizeit, weil er ja auch essen muß und B's Getreide noch nicht erntereif ist.
Von welchem Geteide lebt er dann, in seiner"Essenszeit"? Von dem Versprechen, dass ihm Getreide zum späterem"Tausch" angeboten wird, kann er nicht satt werden.
>>Von diesem Rondo: Gold wird gegen sich immer mehr veschlechternde Waren und gegen immer mehr verschlissenes Kapital getauscht, kann sich kein Wirtschaften ableiten. Um zu wirtschaften, muss ich Produktionszeit überbrücken, Klartext: Produktion vorfinanzieren.
>Vorfinanzieren heißt sparen, im Bereich der realen Waren geht es gar nicht anders.
Sparen heißt Konsumverzicht (in Bezug auf das bereits Produzierte, also Existente und nicht in Bezug auf das in Zukunft zu Produzierende). Und für diesen Verzicht gibt's halt"Geld" (= Forderung) in Form des Zinses.
Der Zins ist immer eine Forderung! Das ist gerade der Charme unseres real existierenden Wirtschaftssystems.
>Was wirklich gebraucht wird sind reale Waren und die müssen übrig sein (Ersparnis), um überhaupt etwas"finanzieren" zu können.
Die müssen"übrig" sein? Warum produziert aber jemand mehr als er braucht? Egal ob zum Selbstverzehr oder um den"Überschuss" zu tauschen? Damit kommt kein Wirtschaften in Gang. Denn der"Überschuss" dient ja nur dazu, einen"Unterschuss" in einer anderen Lebensspähre zu kompensieren. Die Mengen der produzierten und tauschbereiten Güter bleibt sub summa aller am Tausch Beteiligten gleich.
Erst wenn ein Zwang entsteht, mehr als das zu produzieren, kommt Wirtschaften im Sinne von sich laufend steigerndem Mehrprodukt zu Stande wie wir es bis heute erleben (sog."Wachstusmraten" des BIP).
Um diesen Zwnag zu starten, genügt das erste Vereinbaren des ersten Zinses.
>Es muß daher bei den realen Gütern immer zuerst ein Überschuß erwirtschaftet werden um etwas investieren zu können.
Beim Naturaltausch werden zunächst nur Naturalien (= Konsumgüter) produziert. Dann gibt es aber in der Tat einen Fortschritt (trial and error) bei der Produktion von Naturalien (Speere, Netze, Boote). Das aber sind keine"Investitionen". Genau so könnte man sagen: Der Übergang vom Essen mit einer Hand zum Essen mit zwei Händen sei eine Investition.
Eine"Investition" ist nicht der Produktivitätsfortschritt beim Erstellen von Konsumgütern. Denn dann haben wir nach wie vor Naturaltausch. Und nach wir vor kein Geld, sondern Edelmetall als Ware. Eine"Investition" setzt aber Sparen voraus und zwar nicht im Sinne von sich allgemein ergebender Überschuss-Produktion (denn diesen Überschuss - der über die zu Naturaltauschüberschüssen und ergo wieder nur zum Konsum dienenden Konsumtauschgütern - hinausginge, könne niemand verwenden, weil ihn niemand braucht). Sondern Sparen im Sinne von Konsumverzicht! Der Verzicht ist der Knackpunkt!
Sonst würden die simplen Gleichungen Y (BSP) = C (Konsum) + I (Investition) und zugleich Y = C + S (Sparen), woraus sich I = S ableitet, auf die eine Gleichung Y = C + Nicht-C zusammenschnurren. Und Nicht-C würde dann halt, da"überschüssig" (und zwar für alle!), weggeworfen.
>Bei einem Goldstandard mit 100% Deckung steht dem sparen an Geld ein freiwilliges Sparen an Waren gegenüber, bei fracitonal Banking wird auch im Bereich der Waren"gespart" - unfreiwillig durch Inflation.
Ein Goldstandard mit 100 % Deckung ist und bleibt ein Nauraltausch-Phänomen. Erst wenn S (= Konsumverzicht!) dazu kommt, wird ein Schuh daraus. Dann muss der Konsumverzicht belohnt werden, weil ich das, was ich jetzt verkonsumieren <i<>könnte[/i] auf später verschiebe. Hätten alle einen Überschuss, könnten sie bestenfalls horten. Aber für das, was alle gehortet haben (über das hinaus, was sie als Konsum nach den entsprechenden Naturaltauschvorgängen genutzt haben) wird sich kein Mensch interessieren.
Das"Sparen" (Konsumverzicht) ist zwar freiwillig, aber dazu gibt es ja den Zins, um der Freiwilligkeit sozuagen"Nachdruck" zu verleihen. Bei 100 % Zins (= ich kriege also in t 2 doppelt so viel an Waren zurück), werde ich mir schon überlegen, ob ich in t 1 nicht auf 50 % (nur die Hälfte, nicht 100 %!) des Konsums verzichte (nur als Beispiel).
Ein Banken-System setzt bereits ein Sparen gegen Zins voraus. Dass eine Inflation (gemessen an den Warenpreisen) die Menge der zurückzuerhaltenden Waren mindert, ist völlig richtig. Die Inflation löst aber nicht das Bankensystem als solches aus, sondern die Tatsache, dass ich beim Banken-System (zunächst) mehr Kredit erhalten kann und mit diesem Kredit die Preise der aktuell verfügbaren Waren hinauftreiben kann.
In dem Moment aber, da die Kredite zurückgezahlt werden müssen (was letztlich nur über zusätzliche Warenproduktion und die Realisierung der Waren auf den Märkten) geschehen kann), müssen die Preise wieder sinken - es sei denn die Kreditierung wird ad libitum fortgesetzt.
<font color="FF0000"> Das ist die konkrete Gefahr, in der wir stecken. Wird die ad-libitum-Kreditierung nicht fortgesetzt bzw. werden die bereits existierenden Kredite echt fällig gestellt, muss es zur Deflation kommen. Etwas anderes ist logisch nicht vorstellbar. Denn die Kredite/Schulden sind ja bereits vorhanden, sind bloß noch nicht fällig bzw, fällig gestellt.</font>
>>Ich kann aber mit bereits vorhandenen Waren immer nur bereits vorhandene Waren tauschen. Wie aber kann ich noch nicht vorhandene Waren mit bereits vorhandenen Waren (Gold inkl.) finanzieren?.
>Ersparnis und Kredit, ganz eindeutig.
>>Können wir gern. Dann hören alle auf, zu wirtschaften und tauschen die jeweils noch vorhandenen Güter immer weiter, bis zum Schluß (siehe oben) alles verbraucht ist, was je produziert wurde, die schnell verderblichen Sachen zuerst. Am Schluß haben einige, die mit den haltbarsten, und ergo zuletzt noch tauschfähigen Waren, nachdem sie diese gegen Gold eingetauscht haben, eben dieses Gold. Und das war's.
>Wenn wir alles Ratzeputz verkonsumiert haben, was hilft dann ein Schuldschein?
Der Schuldschein zwingt den Schuldner zur zusätzlichen Produktion und zur Realisierung der selben auf dem Markt. Du gehst davon aus, das immer nur die gleiche Menge für den Konsum produziert wird, der Witz des Kapitalismus besteht aber darin, alle zu immer mehr Konsum zu zwingen. Das erleben wir doch jeden Tag.
Was - nebenbei - auch die laufende Kapitalismus-Kitik so attraktiv macht.
>Es ist nichts mehr da, man kriegt also auch dafür nichts mehr, mag er besichert sein wie er will. Daß heißt: Er könnte nicht besichert sein, weil ja alles verkonsumiert worden ist.
Wenn die Besicherung in Sachen erfolgt ist (Eigentum), habe ich statt des nicht erscheinenden und nicht realisierten zusätzlichen BIP in der Tat nur das Eigentum an das ich mich halten kann. Immerhin.
<font color="FF0000">Dass die Preise für dieses Eigentum dann ebenfalls fallen werden (was soll die Bank mit lauter Häusern?), ist die zweite große Gefahr, in der wir stecken. Eigentum kann nur"bewertet" (= gepreist) werden, wenn das Kreditsystem (= Geldsystem) aufrecht erhalten werden kann. Kontrahiert bzw, kollabiert es gar, rauschen auch die Werte/Preise für Eigentum in die Tiefe.</font>
Gruß
d.
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