Liebe Brüder und Schwestern,
ich möchte die in den vergangenen Tagen hier eingestellten Gedanken als Freistoß, äh, als ANStoß nehmen, ein paar Gedanken über diesen komplexen bereich menschlichen Grübelns zu formulieren.
Schließlich fragen wir uns alle, zumindest manchmal, nach dem Sinn des Lebens, dessen Spielregeln doch so klar formuliert zu sein scheinen, das aber dennoch mitunter unergründliche Wendungen nimmt.
Welchen komischen oder auch selbstgemachten Gesetzen folgt nun dieses Leben?
Zum einen gibt es da die Atheisten, viele Chirurgen scheinen dieser Geisteshaltung anzuhängen - da sie beim Aufschneiden eines Menschen noch nie eine Seele gefunden hätten - welche der Ansicht sind, wir, das leben, alles sei völlig zufällig und somit sinnentleert entstanden, und würde wieder zu Müll zerfallen, den es zu entsorgen gilt.
In dieser Welt überlebt nur der stärkste, Glück ist etwas Stochastisches, und die Annahme eines höheren, verborgenen Sinnes wird negiert.
Dann gibt es die Gläubigen, welche das als Wahrheit annehmen, was andere, nämlich die in keiner Weise mit mehr Informationen ausgestatteten Mitmenschen in eigentümlichen Roben und mit ebenso unüblichen Umgangsformen, darüber zu berichten wissen, oder besser, nicht wissen, aber es trotzdem tun.
Und dann gibt es die rührigen, kritischen Menschen, die auf der Suche nach dem eigenen Weltbild sind, die Empiriker, die kritisch vergleichenden Belesenen, die Aufgeschlossenen.
Aus dieser letztgenannten Sicht möchte ich einmal auf das Wesen des Glückspiels hinweisen, einem Laster, oder, wie man es nimmt, auch einer Zerstreuung, welche uns alle schon einmal in den Wanst, äh, in den Bann geschlagen haben dürfte.
So gibt es die angeblich sicheren Systeme beim Roulette, welche in der Lage sein sollen, dem Spieler und Käufer des Systems einen angenehmen Lebenswandel zu gewährleisten, indem ein Mehr-Wissen die Gesetze der Statistik übertrumphen würde.
Ein Statistiker würde nun mit dem Kopfe schütteln, wie ein Angehöriger von GWUP beim Anblick eines Schamanen, denn er wüßte zu berichten von der ehernen Regel des Ziehens mit Zurücklegen, was keinerlei Vorhersage zulasse, im Gegensatz zu den Black-Jack-Spielen ohne Zurücklegen, die ein Kartenzähler eher einzuschätzen wüßte.
Und dennoch wird ein"Gläubiger", äh, wie war das, nee, sagen wir in diesem Kreise besser, ein Glaubender, von der Gleichverteilung sprechen, und dem Zwang zum Ausgleich, die wiederum von den Nüchternen bestritten würde, zumindest, falls man es in einem kurzen Zeitraum zu sehen wünsche.
Nun, schon Generationen haben sich hierüber den Kopf zerbrochen, haben Permanenzen analysiert, und haben gefunden, was sie zu finden wünschten.
Eines möchte ich jedoch herausgreifen, es ist die Beobachtung, daß eine bestimmte vorteilhafte oder unglückliche Trefferquote nicht nur abhängig ist vom Tisch, vom Tag, vom Ort, nein, sondern, man fand heraus, daß sich eine sehr starke Beeinflussung ergab von der Tageskonstellation des Spielenden.
Wir hätten damit eine Beeinflussung von stattfindenden Ereignissen durch die Persönlichkeit des Beteiligten.
Kürzer könnte man einfach sagen, Pech oder Glück.
Und schon sind wir wieder beim Anfang, bei Murphy´s Gesetz des Schiefgehens im unpassendsten Moment.
Wir alle kennen solche unglaublichen Ereignisse, und doch werden wir hoffentlich auch alle schon einmal die Erfahrung haben machen dürfen, nachdem im Moment höchster Not ein unglaublicher Zufall, oder war es eine hilfreiche Vorsehung, die Wende zum Guten, wenigstens zum erträglichen Kompromiß brachte.
Wieder werden die Materialisten von der NLP sprechen, die man selbst in der Hand habe, quasi als Schlüssel zum Glück.
Und vieles mag daran auch richtig sein, sagt doch schon die alte Volksweisheit, daß aus einem verzagten Arsche kein fröhlicher Furz komme.
Mit einer ablehnenden"no-future" - Einstellung reicht es gerade zur nächsten Parkbank am Kiosk.
Nur bleibt die Frage, gibt es ein System der Ordnung in unserem Dasein, oder geschieht alles völlig ungeordnet, zufällig, wahllos.
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, Sarkasten, Zocker und Säufer,
gerade als Ketzer bin ich davon überzeugt, daß die wirklichen Regeln nicht offenbar sind und man empirisch die Sache auf sich wirken lassen sollte, gar erstaunliche Erfahrungen werden zu machen sein.
Gehen wir einen Moment davon aus, daß unser Dasein nicht willkürlich und zufällig verläuft, sondern einer einmal zuvor festgelegten Planung entspricht.
Es bleibt zu fragen, wer diese Planung denn festlegte, und wo, und mit welcher berechtigung, und ob mit oder ohne unser Zutun, dies werden wir in unserer aktuellen Verkörperung nicht verifizieren können, nur darüber spekulieren, was sich aber dennoch lohnt.
Gehen wir einmal davon aus, daß wir in allen Lebenslagen eine helfende, für uns unsichtbare Hand um uns haben, ein gütiges Wesen, oder auch mehrere davon, welche uns auf unserem Wege begleiten, und uns durch hilfreiche Einfälle, durch Eingebungen, Wendungen, Ereignisse und anderes unser Dasein etwas leichter machen, als es ohne ihr Vorhandensein wäre.
Bereits dieser kleine Unterschied mag in einem schicksalshaften Geschehen den Unterschied ausmachen, ob man wieder herausfindet, oder daran zerbricht.
Vieles, was uns heute als unerwünscht erscheint, kann in ein paar Jahren segensreich wirken, denn es mag unseren Lebensweg auf eine andere Bahn als sonst gelenkt haben.
Selbst der hammerharte Schicksalsschlag heute kann in zwanzig Jahren vergessen sein, was bleibt, sind die Lehren, die hieraus zu ziehen waren, die uns vielleicht vor noch härteren Erfahrungen schützen konnten.
Und genau hier sind wir wieder beim Hauptkritikpunkt, beim unerklärlichen dieser Ansicht: wie soll in einer erstrebten friedlichen Welt der Barmherzigkeit, der Liebe und der Gerechtigkeit überhaupt Platz sein für Leid, für Schicksalsschläge, für Not und andere emotionale Krisen?
Wieso gibt es Platz für Unrecht, für Krankheit und Schmerz, für Enttäuschung und mitunter die jähe Vernichtung einer bürgerlichen Existenz durch ein unerbittliches Zusammenwirken verborgener Kausalitäten?
Wieso scheint manchen jede Untat zum Vorteil zu gereichen, warum scheinen andere das Unbill geradezu anzuziehen?
Der Hinweis auf eine selbstgewählte Ursache kann nur wie Verhöhnung und Spott eines Leidgeprüften klingen, anmaßend und verletzend.
Das, liebe Ausharrende, ist die Frage, die auch ein Ketzer nicht beantworten kann.
Vielleicht ist es die Angst, die Verdrängung, das Sankt Florians- Prinzip, welches uns im finsteren Walde singen läßt, obschon wir das Knistern und Knacken überall hören, aber es selbst noch nicht spüren.
Wenn wir von der persönlichen Einwirkung auf ein neutrales Geschehen ausgehen, so sind wir wieder bei den metaphysischen Gedankengängen von Karma, vom Lernen der Seele, von der Unbedeutendheit dieses einzelnen Lebens in der inkarnierenden Abfolge des ewigen Seins.
Ereignisse, die uns tief berühren, wie der Tod eines nahen Angehörigen, sein Leiden, oder auch nur der sinnlose Tod eines Vogels, den man wochenlang mühsam mit der Pinzette aufgezogen hatte, nur um sehen, wie er zu sterben hatte, bevor der groß genug war, auszufliegen - alle diese Dinge scheinen keinerlei bedeutung zu haben, haben zu dürfen, um nicht daran zu zerbrechen, wie es so plakativ und so unnachahmlich beschrieben wurde im Film über Nottinghill, die strategische Anhöhe in Vietnam, die zum Leid so vieler Menschen führte und letztlich völlig sinnlos umkämpft war.
Der in der Verfilmung gebrachte Satz"es hat keine Bedeutung" negiert in diesen Fällen jegliche Ansicht eines höheren Sinnes.
Nach vielleicht fünfzig Jahren, mit viel Distanz und gewonnenen Einsichten, erscheinen die gemachten Erfahrungen dann mitunter in einem anderen Lichte.
Meine ehemalige Nachbarin verlor fast die gesamte Familie im zweiten Weltkrieg, doch sie mißt dies stets an anderen, noch schlimmeren Erfahrungen und leidenswegen, die ihr eigenes Schicksal als etwas gnädiger erscheinen lassen.
Sie sieht wohl, und verdrängt dennoch, daß zu jedem Todestag, zu jedem Datum im leidvollen Geschehen des massenhaften Sterbens ein Geburtstag paßte, daß ihr Enkel am gleichen Datum geboren wurde, als ihr Mann starb, und gleiches immer wieder, was einen Empiriker schon aufmerksam werden läßt.
Junge Soldaten von damals, die stets von vom Himmel fallender Unpaäßlichkeit überfallen wurden, wenn eine Staffel, ihre Staffel, nicht mehr zurückkehren sollte, und die immer gut drauf waren, wenn es keinen Zwischenfall gab.
Dieses wieder un immer wieder, bis sich ganze Legenden um die Erwähltheit dieses Staffelführers rankten?
Der Fall eines mir bekannten Mannes, welcher zweimal erschossen wurde, einmal an die Wand gestellt mit seinen Kameraden, aber vom betrunkenen Feind nicht getroffen, ein ander mal von sechs Schüssen aus einer MP getroffen, wovon fünf in seiner eigenen steckenblieben und der sechste in seiner Uhr, die er als Auszeichnung einen Tag vorher (!) erhalten hatte?
Fragen über Fragen, die dennoch manchmal Antworten in sich tragen.
Wenn etwas passieren soll, wenn wir einen großen Gewinn an der Börse machen oder zu viel Geld kommen sollen, dann wird dies geschehen, wir werden nachts davon träumen, eine Eingebung verspüren, den richtigen Artikel zur richtigen Zeit lesen oder uns im Land der Gringos einen heißen Kaffe über unser bestes Stück kippen.
Und wenn dies nicht im Lebensplan steht, so wird man stets den Umkehrpunkt in falscher Richtung erwischen, wird stets, dem Schmetterling gleich, die Börse allein bewegen, und so manchen Frust wegzustecken haben.
Die Zeitqualität, wann etwas zu tun ist, ist seit altersher ein Forschungsgebiet der Astrologen und kritischen Beobachter, und es wäre nicht so, gäbe es hierfür nicht eine Fülle von empirischen Hinweisen.
Und die persönliche Lebensplanung, die sich dem überlagert, mag das ihrige dazu beitragen, das Mosaik des Lebens darzustellen, das einem Strickbild gleich, von der Hinterseite nur ein Gewirr aus Fäden und Unordnung zu sein scheint, aber umgedreht, von der anderen Seite, vom Ergebnis her betrachtet, einen Sinn und eine Vollkommenheit repräsentiert.
Leider ist es uns nicht möglich, diese fertige Seite zu sehen, denn leben müssen wir bekanntlich vorwärts, obwohl manches nur retrospektiv zu verstehen ist.
Wenn wir annehmen, daß es für uns einen Lebensplan gibt, der uns einserseits manche erstrebten Dinge nicht erleben läßt, uns andererseits für anderen gefürchteten Dingen gütig bewahrt, und wenn wir annehmen, das dieses personale Element der Schlüssel ist für die Mekrwürdigkeiten des Lebens, so nehmen wir damit auch eine Hilfe an, die uns nicht nur von eigennützigen Klerikern versprochen wird, sondern gleichsam ewig besteht, unabhängig von Kulten und Kultuhren, äh, Kulturen.
Wenn wir täglich angesehenen Leid um uns herum diese gütige Hand zu fassen kriegen, diese hilfreiche Hand, die vielleicht nicht alles ändert, aber doch lindert, zum Guten neigt und warnt, so wäre uns bereits das beste begegnet, was uns hier auf Erden zukommen kann, die Privilegierung nämlich, alles nicht alleine durchstehen zu müssen.
Nennen wir diese hilfreiche Sphäre nicht in klerikalen Begriffen, nennen wir sie neutral"geistige Welt", und versuchen wir, uns an sie zu wenden, wenn wir der Hilfe bedürfen - es kann schließlich nicht schaden.
Logik wird aus dieser Sicht zu einem rein irdischen, also vorübergehenden Wirklichkeitsfilter, der die Gesamtheit verengt, Bewußtstein wird zu einer Dualität zwischen ewiger Seele dann und leidendem Fahrzeug"Körper" jetzt, und Persönlichkeit wird zu einer machtvollen Überlegenheit, die es zu formen und zu entwickeln gilt, zu jeder Zeit und in allen Umständen, indem niemals die eigenen, höchst persönlichen Prämissen verraten werden dürfen.
Nehmen wir Dinge hin, die derzeit nicht zu ändern sind, aber versuchen wir, sie zum möglichen Zeitpunkt zu verändern - vertrauen wir auf den Ausgleich aufgrund kosmischer Gesetze, anstatt uns kaputtzuhirnen, warum etwas geschah, das wir nicht verursachten und nicht zu vertreten haben - versuchen wir, positiv zu denken, und freuen wir uns des Tages - schließlich wissen wir nicht, was morgen kommt.
Oder, mit ein paar Bürosprüchen, albeite flöhlich ohne mullen und knullen, und denke an die Stimme aus dem Chaos, die da sprach,freue Dich, denn es könnte schlimmer kommen.....
Herzliche Grüße im erfrischenden Regen von Euren Baldur, dem Ketzer
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