Auch Tokios offizielles Wachstumsziel für das laufende Haushaltsjahr dürfte nicht erreicht werden
<font size=5>Wenig Hoffnung für Japans Wirtschaft</font>
<font color="#FF0000">Die japanische Regierung hat ihr Wachstumsziel im abgelaufenen Haushaltsjahr verfehlt</font>. Vor allem die privaten Investitionen haben unter dem Exportrückgang gelitten. Analysten erwarten auch für das laufende Haushaltsjahr keine Besserung, weil dann die von der Regierung Koizumi geplanten Reformen greifen werden.
HANDELSBLATT, 12.6.2001
ga TOKIO. Im ersten Quartal dieses Jahres ist es in Japan aufgrund der Investitionsschwäche und des Exportrückgangs <font color="#FF0000">erneut zu einer deutlichen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gekommen</font>. Japan verfehlte damit das offizielle Wachstumsziel von 1,2 % im abgelaufenen Fiskaljahr 2000/01 (April bis März) und erreichte auf Jahresbasis lediglich einen realen BIP-Anstieg von 0,9 %. Am Tokioter Aktienmarkt kam es unter dem Eindruck der am unteren Rand der Prognosen liegenden Daten zu einem deutlichen Rückgang des Kursniveaus. Der Nikkei-Index gab um 1,5 % auf 13 226,47 Punkte nach. Die japanische Währung fiel weiter auf 121,48 Yen/$.
<font color="#FF0000">Japans Wirtschaft stehe vor der größten Kontraktion seit Beginn der 90er-Jahre</font>, erklärte der Chef-Ã-konom des Mitsubishi Research Institute, Johsen Takahashi, gegenüber dem Handelsblatt. Im laufenden Haushaltsjahr 2001/02 <font color="#FF0000">sei angesichts der Schwäche der Inlandsnachfrage mit einem Rückgang des BIP um real 1 % zu rechnen</font>. 2002/03 werde es dann noch kritischer, da dann die von der japanischen Regierung initiierten Strukturreformen wirksam würden.
Da das BIP zwischen Januar und März dieses Jahres real um 0,8 % unter dem vierten Quartal 2000 lag, konnte das zwischenzeitlich bereits von 1,5 auf 1,2 % nach unten revidierte Wachstumsziel der Regierung für 2000/01 nicht erreicht werden. Während der private Verbrauch insgesamt auf dem Niveau der Vorperiode stagnierte, <font color="#FF0000">kam es im ersten Quartal dieses Jahres zu einem kräftigen Rückgang des privaten Wohnungsbaus </font>und als Folge des starken Rückgangs der Auslandsnachfrage vor allem wegen des Wachstumseinbruchs in den USA auch zu einer erneuten Drosselung der privaten Sach- und Ausrüstungsinvestitionen. Wachstumsimpulse gingen lediglich von den staatlichen Infrastrukturinvestitionen aus.
Der für Wirtschafts- und Finanzpolitik zuständige Staatsminister Heizo Takenaka erklärte, die Zahlen zeigten die tatsächliche Lage der japanischen Wirtschaft. Bei ihm habe sich jetzt die Einschätzung verstärkt, dass ein Erreichen des offiziellen Wachstumsziels von 1,7 % im laufenden Haushaltsjahr"außerordentlich schwierig" sei. In einer Wirtschaftskrise befinde sich Japan aber anders als 1998 nicht. Nach Rücksprache mit Ministerpräsident Junichiro Koizumi schloss der Minister erneut die Erarbeitung eines Nachtragshaushalts aus. Unterdessen wurden die Rufe nach höheren öffentlichen Ausgaben lauter.
Der Chef-Ã-konom des Sanwa Research Institute, Yuji Shimanaka, erklärte gegenüber dem Handelsblatt, um im laufenden Fiskaljahr zumindest ein Realwachstum von einem halben Prozent zu erreichen, sei ein Nachtragshaushalt von 3 Bill. Yen (rund 30 Mrd. Euro) und eine noch weiter gehende Lockerung der Liquiditätsversorgung der Wirtschaft durch die Bank von Japan erforderlich. Wünschenswert seien hierzu Beschlüsse der Notenbank noch in dieser Woche.
Takahashi plädiert demgegenüber für eine konsequente Verwirklichung der von der Regierung Koizumi geplanten Reformen statt weiterer"Morphium-Spritzen zur Schmerzminderung". Der Handlungsspielraum in der Geldpolitik sei ausgeschöpft. Das fiskalpolitische Instrumentarium habe sich als unwirksam erwiesen. Nach Takahashis Ansicht steht Japan"vor einer extrem schwierigen Reise."
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