Konjunkturprognosen fĂĽr Deutschland und die Euro-Zone nochmals nach unten revidiert
<font size=5>Starker Inflationsschub engt Zinsspielraum der EZB ein</font>
Die Europäische Zentralbank steckt im Dilemma. <font color=#FF0000">Das Wirtschaftswachstum flacht ab, gleichzeitig verstärkt sich der Preisdruck. Eine weitere Zinssenkung in nächster Zeit ist damit unwahrscheinlich</font>.
HANDELSBLATT, 19.6.2001
HB DÜSSELDORF. <font color=#FF0000">In Deutschland trüben sich die wirtschaftlichen Perspektiven nachhaltig ein</font>. Kräftig nach unten revidierte Wachstumsprognosen für Deutschland und die Euro-Zone in diesem Jahr treffen <font color=#FF0000">mit der höchsten Inflationsrate im Euro-Raum seit Beginn der Aufzeichnungen vor acht Jahren zusammen</font>. Den Preisanstieg von 3,4 % (Vormonat 2,9 %) im Mai führte die EU-Kommission vor allem auf die <font color=#FF0000">explodierenden Kosten für Energie und Lebensmittel </font>zurück. Sie rechnet jetzt nicht mehr, dass die Teuerungsrate in diesem Jahr nochmals unter 2 % fällt.
<font color=#FF0000">Das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), den Anstieg der Verbraucherpreise in der Währungsunion unter 2 % zu halten, würde damit 2001 komplett verfehlt</font>. Besonders bedenklich für die EZB ist der unerwartet starke Anstieg der Kerninflation, die mit 2,1 % erstmals über dem EZB-Limit lag. <font color=#FF0000">Bei der Kerninflation sind die besonders stark schwankenden Preise für Energie, Lebensmittel, Tabak und Alkohol ausgeklammert</font>. Offenbar wirken sich die Preissteigerungen bei Energie und Nahrungsmitteln bereits auf andere Bereiche wie etwa Verkehr und Gastronomie aus.
Der deutliche Preisanstieg geht einher mit reduzierten Wachstumserwartungen. Das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA) rechnet demnach nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 1,7 Prozent, das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) erwartet sogar nur ein Plus von 1,3 Prozent. <font color=#FF0000">Der Präsident der Landeszentralbank Hessen, Hans Reckers, schloss sogar ein Abgleiten in eine Rezession nicht mehr aus</font>.
Eigener Kommentar: So langsam aber sicher zeigen sich weltweit (Japan, Europa und USA) die Folgen der Baisse seit Mitte März 2000 immer deutlicher.
<font color=#FF0000">Für die Europäische Zentralbank (EZB) wird das Dilemma damit immer größer</font>. Auf der einen Seite lässt der Ruf vor allem von Gewerkschaften, aber auch vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) nach Zinssenkungen zur Ankurbelung der Konjunktur nicht nach. Auf der anderen Seite sieht sich die EZB vorrangig der Preisstabilität verpflichtet. Chef-Volkswirt Otmar Issing bekräftigte gestern den Standpunkt der EZB, dass ihr bester Beitrag zum Wachstum die Sicherung stabiler Preise sei.
Das Bundesfinanzministerium sieht in den schlechteren Konjunkturaussichten keinen Grund zur Panik. Die Regierungsprognose für 2001 von 2 % werde erst vor der nächsten Steuerschätzung im November überprüft. Dann lägen auch die Daten des dritten Quartals vor. <font color=#FF0000">Konjunkturprogramme kämen nicht in Frage, weil sie die Neuverschuldung erhöhten</font>. Überlegt werden sollten aber kleinere strukturelle Reformen wie eine weitere Liberalisierung des Ladenschlusses.
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