>Hallo Dottore,
>ich bewundere ja die HartnÀckigkeit, mit der Du die Kreditgeldentstehung in Babylon vertrittst ;-)
Danke -;). Hier geht's sogar um die Zeit vor Babylon, was mir auch erheblich besser passt, denn es tritt kein Edelmetall auf wie in vielen der babylonischen Urkunden.
>>YES, DIMI, YES - jetzt fehlt nur noch die Gleichung token = Geld.
>Was nicht ganz nebensÀchlich wÀre ;-) Bisher sind sie nur ZÀhler (und daran wird sich auch nichts Àndern).
Oh doch! Denn ich muss ja meine Herde nicht zÀhlen und das GezÀhlte dann irgendwo niederlegen, so lange sie bei mir und unter meiner Aufsicht ist. Also geht es um genau das, was ich zitiert hatte:
"The standardization of the tokens meant that they had great power for record-keeping and contracts in a way that counting using pebbles or twigs would not do. A collection of tokens could represent a future promised transaction, or be kept in an archive (in a temple or palace) as a record of a past transaction. Both contracts and archives require secure methods of keeping groups of tokens. The Mesopotamians devised two main systems of storage. The first involved piercing the tokens with small holes, stringing them on a piece of cord and attaching the ends of the string to a solid lump of clay, called a bulla."
Was sollten"contracts" und"future promised transactions" anderes beinhalten als Kredit und Schulden - und dies ganz ohne jegliches Geld in Form von Warengeld?
>>Jetzt geht's also nur noch um die Frage, warum diese Tontafeln nicht als Geld hÀtten fungieren können.<
>Es geht um die Frage, ob sie als Geld fungierten, und da lautet die Antwort nein.
Wenn ich einen Kontrakt ĂŒber 100 Schafe zediere (GlĂ€ubigerzession) und der Kontrakt wird weiter gereicht, weil bereits diese Besicherung (also nicht die zusĂ€tzliche durch - damals vermutlich, da Nomaden - noch nicht existentes Privateigentum an Grund und Boden) ausreicht, habe ich eindeutig Geld in der Definition einer zedierten bzw. zedierbaren Forderung.
Die Frage ist nur: Wurde zediert? Ich sehe keine vernĂŒnftigen Grund anzunehmen, dass nicht zediert wurde, nachdem alles fĂŒr eine Zession bereit lag. Irgendwer muss schlieĂlich als erster zediert haben, sonst lieĂe sich - aufs Warengeld bezogen - auch nicht behaupten, dass es ein erster akzeptiert hat. Und das Warengeld-Kontrakte zessionsfĂ€hig waren, belegt die Tontafel, die ich in Ochsenfurt ausgestellt hatte: A leiht sich Silber von B (möglicherweise Tempel oder Depotanstalt) und der am Kontrakt unbeteiligte C haftet dafĂŒr mit seinem Land. Bis zur RĂŒckzahlung darf sich B aus den ErtrĂ€gen des Landes bedienen.
FĂŒr den Kontrakt und seine spĂ€tere Vollstreckung (SilberzurĂŒcklieferung) hĂ€tte doch ein A/B-VerhĂ€ltnis genĂŒgt. Es gibt solche A/B-Kontrakte hĂ€ufig, dann muss eben mehr Silber zurĂŒckgeleistet werden ("Zins"). Warum sollte also C auftreten, wenn sein Auftritt (= zusĂ€tzliche Sicherheit) nicht den A/B-Kontrakt interessanter gemacht hĂ€tte - interessanter fĂŒr D, E, F usw.? Interessant heiĂt akzeptabel und ein"Akzept" beinhaltet immer eine Zession.
>>Jessas, etwa sogar die Schuld vor der Schrift?
>Ja, das Leihen kam vor der Schrift.
Bestens. Dann steht am Anfang immer die Schuld ("das Leihen"), egal wo weit zurĂŒck wir ansetzen.
>>A clay envelope has one obvious drawback as a means of storing information: it is not transparent; if you forget what is inside, the only way to find out is to break open the seal.
>Diese Kapseln waren also sogar ohne Ă€uĂere Zahlenangabe, der Informationsgehalt befand sich nur im Inneren. HĂ€tten also bestenfalls"Lotteriegeld" sein können ;-) (das ist, als wĂŒrde man mit verschlossenen Geldbeuteln zahlen ohne zu wissen, was drinnen ist).
Oh, mein Lieber, genau das ist es! In der Geschichte wurden Transaktionen noch und noch in"verschlossenen Geldbeuteln" abgewickelt. Darstellungen dazu aus der Antike (Vasen, MĂŒnzen) bis hin zur den"GeldsĂ€cken" der Bankiers noch bis ins 19. Jh. in Massen vorhanden. Kann sie gern zeigen bzw. ausstellen oder demnĂ€chst Mal hier reinstellen. Besonders bekannt aus der Antike die Folles-SĂ€cke (Folles = stark entwertete MĂŒnzen), die auf Merkurdarstellungen des 3. Jh. noch und noch zu bestaunen sind (auch als Bronze-Kleinplastiken, sogar Goethe hatte solche aus Italien mitgebracht, siehe Ausstellung im Goethehaus, Weimar).
>Vielleicht hilft aber die Website, auf die Dein Link weist, ein bischen in bezug auf Abrahams Silbergeld weiter.
Abraham war viel spÀter als die von Schmandt-Besserat untersuchte Zeit!
Dort heiĂt es nĂ€mlich unter http://ancienthistory.about.com/hom...ondmor.tripod.com%2Findex-7.html
>"In a clay jar buried in a pot beneath the floor of a building, archaeologists discovered the remains of some 17 linen bags
<font color="FF0000">Da sind sie auch schon, die"verschlossenen Geldbeutel" bzw."GeldsÀcke"!</font>
"filled with pieces of silver. Most of the silver is in the form"of small, flat tokens in the shape of small coins, as well as other pieces of cut silver..." (Stern 1998: 50). Reportedly, each of the 17 units of silver, with relatively high gold content, weighs a bit more than a pound (490.5 grams). Each of the linen bags is, moreover, sealed with a bulla
<font color="FF0000">GENAU das sind die"verschlossenen Geldbeutel" und gesiegelt, damit man sich an den Siegler halten kann! Und das entspricht genau den mit"bullae" gesiegelten Tafeln, die oben von Schmandt-Besserat fĂŒr die Vorsilber-Zeit (!) dargestellt wurden.</font>
>and the same same stamp seal was used to impress all the bullae. According to Stern (1998: 48):"The structure in which the vessel was found, located between two large buildings once associated with the harbor's maritime activities, dates to the late 11th or early 10th century B.C.E." On the other hand, the seal impressions consisting in interlocking scrolls and spiral designs has been dated on stylistic grounds to Middle Bronze II, about 1750 BCE.
>Sources: Stern, Ephraim. (1998)."Buried Treasure: The Silver Hoard from Dor." Biblical Archaeology Review, 24, 46-51, 62."
Was fĂŒr eine wunderbare BestĂ€tigung! Vielen Dank fĂŒr das FundstĂŒck - auch wenn es tausende von Jahren nach dem Erstauftritt solcher mit"bullae" gesiegelten Verpflichtungsurkunden ("contracts","future promised transactions", siehe oben) datiert wird.
GruĂ
d.
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