>Kanada (Privatisierung, USA)
>Anfang 1998 erhielt die privatwirtschaftliche Nova Group von der Provinz Ontario die Erlaubnis, dem Lake Superior während fünf Jahren jährlich 600 Mio. Liter Wasser zu entnehmen und nach Asien zu exportieren. Diese Abmachung führte zu Protesten: Wasser sei ein öffentliches Gut, ein Geschenk der Natur, und keine Handelsware. Wasser dürfe nicht zum Erdöl des 21. Jahrhunderts werden. Der Lake Superior ist der weltgrösste Süsswassersee. Die Grossen Seen wiesen 1998 den tiefsten Wasserstand seit 34 Jahren auf, was Umweltorganisationen auf den Klimawandel zurückführen.
>Kurz darauf zog die Provinz Ontario ihre Bewilligung zurück. Doch im Frühling 1999 reichte die kalifornische Sun Belt Water Inc. eine Klage von mehreren Mio. US$ gegen Kanada ein, für entgangene Gewinne aus einem sistierten Wasserhandelsabkommen mit der Provinz British Columbia. Die Firma beabsichtigte, Wasser mittels Tankern nach Kalifornien zu exportieren. Kanada verfügt über 20% der Süsswasservorräte der Erde. Die USA verbraucht am meisten Wasser pro Kopf der Bevölkerung. Sun Belt stützte ihre Klage auf das Freihandelsabkommen NAFTA. Nach Kapitel 11 dieses Vertrags sind Wasser, Eis und Schnee frei handelbar. Das Abkommen bedeutet, dass die günstigsten Handelsbedingungen in einer Provinz auch für alle anderen Provinzen in den drei Nationen Kanada, USA und Mexiko geltend gemacht werden können. Die jeweils schwächste Regulierung gilt demnach in der gesamten NAFTA-Zone auch für alle Nachfrager. Wird einmal einer Firma erlaubt, Wasser zu exportieren, so könnte Kanada diese Ressourcen nicht mehr kontrollieren: «Once you start exports of water, there is no turning off the tap.»
>Im Juni 1999 forderte die Provinz British Columbia zusammen mit der Organisation Council of Canadians die nationale Regierung auf, ein generelles Verbot von Wasserexporten zu verhängen. Bei öffentlichen Hearings in Detroit und Toronto wurden die geplanten Wasserexporte kritisiert: Die Idee, Wasser in die US-amerikanischen Wüsten zu exportieren, damit dort Reis angebaut werden könne, sie ein ökologischer und ökonomischer Unsinn. Der Export von Wasser in wasserärmere Gebiete sei es keine langfristige Lösung, sondern verzögere im Gegenteil die Behebung der eigentlichen Ursachen der Wasserarmut. Für den Council of Canadians ist klar: «They can't buy the air we breathe, so now they want to buy and control the water we drink.»
>(Quellen: Council of Canadians, TA, www)
>
>Zurück nach oben.
>
>-------------------------------------------------------------------------------- >
>Bolivien (Proteste gegen Privatisierung in Cochabamba)
>Im April 2000 kam es in Bolivien zu massiven Protesten, nachdem die Regierung beschlossen hatte, die zuvor öffentliche Wasserversorgung der Stadt Cochabamba zu privatisieren und einen Gesetzesentwurf präsentierte, der den Zugang der Bauern zu Wasser einschränken sollte. Mit dem Verkauf der Wasserversorgung an Aguas de Tunari wurden die Preise für Wasser im Januar 2000 auf einen Schlag verdoppelt. Bei einem minimalen Einkommen von 100 US$ pro Monat wirkte sich die Erhöhung um 20 US$ für die ärmere Bevölkerung verheerend aus. So entspricht der Anstieg um 15 US$ für Tanys Paredes, einer Mutter mit fünf Kindern, dem Betrag, mit dem sie ihre Familie während 10 Tagen ernähren kann. Obwohl in Bolivien jeder Person jährlich 40'000 m3 Wasser zur Verfügung stehen würden, so haben nur 22% der ländlichen Bevölkerung Zugang zu frischem Trinkwasser. In Bolivien wurde die Privatisierung von kollektiven (staatlichen) Gütern und Betrieben bereits mehrmals heftig diskutiert. Bisher wurden die bolivianische Fluggesellschaft, die Eisenbahn und Teile der Elektrizitätsversorgung privatisiert und meist in ausländische Hände vergeben.
>Auf die Proteste der Bevölkerung in Cochabamba reagierte der Staat mit militärischer Gewalt. Präsident Hugo Banzer, der sich bereits 1971 an die Macht geputscht hatte und Bolivien bis 1978 diktatorisch regierte, verhängte den Ausnahmezustand: Versammlungen von mehr als vier Menschen wurden verboten, die Radiostationen nach und nach durch Militärs eingenommen, eine Ausgangssperre verhängt. Die Militärs schossen nicht nur mit Tränengas und Plastikgeschossen in die protestierende Menge, sondern auch mit scharfer Munition. Mindestens drei Personen wurden erschossen und über 30 Personen verletzt. Etliche Protestierende wurden inhaftiert.
>Nach vier Tagen des Widerstands gab die Regierung schliesslich nach und kündigte an, den Vertrag mit Aguas de Tunari aufzulösen. Hinter diesem Investor steht die britische International Water Ltd., welche wiederum grösstenteils dem US-Baukonzern Bechtel Corp. gehört. Recherchen ergaben, dass Aguas de Tunari für die Wasserversorgung in Cochabamba offiziell weniger als 20'000 US$ bezahlt hatte. Gemäss The Blue Planet sind die meisten der zehn weltweit grössten Wasserkonzerne in Korruptionsskandale verwickelt.
>(Quellen: Jim Shultz, Blue Planet, WRI, www)
>
>Zurück nach oben.
>
>-------------------------------------------------------------------------------- >
>Schweiz (hormonaktive Stoffe)
>Von der Schweiz aus fliesst Wasser in grossen Strömen in alle vier Himmelsrichtungen, von den Alpen her quer durch Europa. Dabei transportieren diese Flüsse nicht nur Schiffe, sondern auch belastende Substanzen: Pestizide, Rückstände aus Kopfschmerztabletten, Antibiotika und Reste von Röntgenkontrastmitteln. Viele Pharmaka sind mit herkömmlichen Methoden nicht messbar, kaum abbaubar, ohne sofort erkennbare Wirkung, aber mit unbekanntem Langzeitpotential. Die neueste Erkenntnis der bereits langen Liste von wasserverschmutzenden Substanzen sind hormonaktive Stoffe. Täglich werden zahllose Medikamente und Chemikalien verbraucht und gelangen in Kläranlagen, wo sie nur teilweise eliminiert werden können. Untersuchungen zeigen, dass viele alltäglich benutzte Substanzen heimtückische hormonaktive Wirkungen haben können. Diese Stoffe können bei einigen Tierarten zu Geschlechtsveränderungen und Unfruchtbarkeit führen. Hormone steuern wichtige Prozesse im Körper und wirken im Gegensatz zu vielen Schadstoffen bereits in kleinsten Mengen.
>Die wichtigsten Verursacherstoffe sind synthetische und natürliche Hormone. Beide werden mit dem Urin ausgeschieden. Bei den synthetischen Hormonen handelt es sich z.Bsp. um Rückstände der Antibaby-Pille oder von Medikamenten, die in der landwirtschaftlichen Tierhaltung eingesetzt werden. Unter den weiteren Stoffen mit nachgewiesener oder vermuteter hormonähnlicher Wirkung finden sich viele chlororganische Verbindungen wie DDT, Lindan oder PCB, sowie weitere Stoffgruppen. Allen ist gemeinsam, dass sie schwer abbaubar sind und sich in den Organismen der Umwelt anreichern.
>So wurden bei Untersuchungen an Fischen unterhalb von Kläranlagen Effekte der Verweiblichung beobachtet: Männliche Bachforellen bilden zum Beispiel in ihren Hoden Eizellen aus. Gegenteilige Phänomene zeigen sich bei Wellhornschnecken in Flussmündungen im Küstenbereich sowie bei rund hundert anderen marinen Arten: Die Weibchen entwickeln einen Penis und werden fortpflanzungsunfähig. Während die Ergebnisse der Untersuchungen von hormonwirksamen Chemikalien im Tierreich weitgehend unbestritten sind, stellt sich die Frage, ob solche Gefahr auch den Menschen droht. Bisher wurden keine eindeutigen Wirkungszusammenhänge nachgewiesen. Allerdings wird bei Männern - mit grossen regionalen Unterschieden - generell eine Abnahme der Spermienzahl festgestellt.
>(Quellen: Greenpeace, EAWAG, GEO)
>
>Zurück nach oben.
>
>-------------------------------------------------------------------------------- >
>Türkei (GAP-Staudammprojekt, Irak, Syrien)
>Die Flüsse Euphrat und Tigris entspringen im Osten der Türkei und fliessen dann durch Syrien und den Irak (Zweistromland) in den Persischen Golf. Im türkischen GAP-Projekt (Güney Anadolu Projesi), «einem der ehrgeizigsten Bauvorhaben der Welt», werden die beiden Flüsse seit 1990 in mehreren Stufen gestaut. Das von 22 Dämmen gestaute Wasser soll dereinst 1,7 Mio. ha. Land bewässern. Dank dem GAP-Projekt können in Südostanatolien nun auch Baumwolle, Schnittblumen und Gemüse angebaut werden. 19 Wasserkraftwerke sollen jährlich 23'000 Gigawattstunden Strom produzieren. Das Projekt kostet 31 Mrd.US$. Über fünf Mio. Menschen in 3773 Dörfern und in 74 Städten sind davon direkt betroffen. Nicht alle profitieren von dieser Entwicklung, wie Martin Woker in der NZZ feststellt: «Die auf Selbstversorgung ausgerichtete, feudal geprägte Bauerngemeinschaft wandelte sich in weniger als einem Jahrzehnt zu einer kapitalorientierten Farmergesellschaft.» - Landflucht, Verstädterung und eine Verslumung der Städte sind Folgen dieser Entwicklung.
>Neben der Gewinnung von Elektrizität und der Bewässerung dient das türkische Grossprojekt auch der Aufstandsbekämpfung. Über zwei Millionen Menschen sind bereits aus den kurdischen Gebieten der Türkei geflohen. Bis Ende 1997 zerstörte die türkische Armee über 3000 kurdische Dörfer. Weiter kommt dem GAP-Projekt eine erhebliche geostrategische Bedeutung zu: Mit den Staudämmen kann die Türkei die Durchflussmengen von Euphrat und Tigris in die nachfolgenden Länder kontrollieren. 90% des Euphrat-Wassers stammt aus Niederschlägen auf türkischem Gebiet. Während des Golfkriegs 1991 drosselte die Türkei die Abflussmenge in den Irak. Rund 5,5 Mio. irakische und ebenso viele syrische Bauern waren von der Massnahme betroffen. Aufgrund der Knappheit kostete ein Liter Trinkwasser 1991 in der südirakischen Hafenstadt Basra fünfzigmal so viel wie ein Liter Benzin.
>Angesichts der Konflikthaftigkeit lehnte die Weltbank eine Finanzierung des GAP-Projekts ab. 1984 half die Schweiz aus: Die Bankgesellschaft (UBS) kümmerte sich um die Finanzierung des 1,7 Mia.US$ teuren Ilisu-Staudamms, den ein Konsortium von Sulzer-Hydro-Escher-Wyss und ABB bis 2006 fertigstellen will. 1998 sicherte die Eidgenossenschaft dem Konsortium eine Exportrisikogarantie von 470 Mio.SFr zu. Nach Fertigstellung des Dammes werden 52 Dörfer und 15 Kleinstädte im Wasser versinken, auch das historisch und archäologisch wertvolle, an der ehemaligen Seidenstrasse gelegene Hasankeyf. «Natürlich ist es schade, wenn wertvolle Kulturgüter verschwinden. Aber Ilisu macht keinen Sinn, wenn Hasankeyf nicht überflutet wird,» erklärte Hans-Peter Binggeli von Sulzer dem Journalisten Joerg Dietziker. Seine Firma habe aber eine Umweltverträglichkeitsstudie veranlasst und werde Vorschläge für eine Versetzung der historisch wertvollen Stadt unterbreiten.
>(Quellen: Dietziker, evb, NZZ, TA, www)
>
>Zurück nach oben.
>
>-------------------------------------------------------------------------------- >
>Pakistan (Nestlé Pure Water)
>«Anfangs 1997 entschloss sich Nestlé zu einem kühnen Sprung ins Trinkwassergeschäft. Ein Teil der Strategie war die Einführung eines qualitativ hochstehenden Wassers mit ausgewogenem Mineralwassergehalt, das für jedermann erschwinglich ist. Im April des gleichen Jahres begann das Forschungszentrum in Lausanne, die geeignete Zusammenstellung der Mineralsalze festzulegen und das Geschmacksprofil zu definieren. Das Projekt wurde dann an [die Nestlé-Tochter] Perrier Vittel nach Frankreich zur Durchführung der ersten technologischen Versuche übergeben. Die Idee war, eine kompakte Produktelinie zu entwickeln, die überall dort in der Welt installiert werden kann, wo sich eine Quelle von annehmbarer Qualität befindet. Nach der vollständigen Reinigung des Wassers und nach dem Zusatz der notwendigen Mineralsalze sollte ein preiswertes Endprodukt entstehen, dessen Qualität garantiert werden konnte. Im Dezember 1997 wurden in Ozarka, Texas, USA, vollindustrielle Versuche durchgeführt. Ab Juni 1998 folgten Verbrauchertest in Pakistan, Thailand, Mexiko und Brasilien, und im Dezember 1998 führte Nestlé Pakistan das Produkt unter der Marke Nestlé Pure Life ein. Ein Jahr später waren in Pakistan mehr als 15'000 Verkaufsstellen eingerichtet. Angesichts dieses Erfolgs wurde Nestlé Pure Life inzwischen in Brasilien und China auf den Markt gebracht. Andere Schwellenländer werden in Zukunft folgen.»
>(Aus der Nestlé-Publikation Nestlé: Forschung und Entwicklung an der Schwelle des 21. Jahrhunderts.)
>Der in Vevey angesiedelte multinationale Nahrungsmittel- und Getränkekonzern Nestlé erzielte 1999 bei einem Umsatz von 75 Mrd.SFr. (plus 4%) einen Reingewinn von 4,7 Mrd. SFr. (6,3% des Umsatzes; plus 7% gegenüber dem Vorjahr). Ein Drittel des Umsatzes wird in Europa erwirtschaftet. Weltweit betreibt Nestlé 509 Fabriken. Der Bereich Getränke (inkl. Nescafé) gehört zu den lukrativsten: Der Umsatz beträgt in diesem Bereich 27,9%, der Ertrag 38,6%. Nestlé erklärt: «Die Rentabilität im Bereich Wasser ist Ausdruck eines erfreulichen Volumenwachstums sowie von Kosteneinsparungen.»
>(Quellen: Nestec, Nestlé)
>
>Zurück nach oben.
>
>-------------------------------------------------------------------------------- >
>Philippinen (Privatisierung, Suez und Vivendi)
>«Die meisten Menschen denken, dass die grössten Wasserdiebe die Squatts sind, die unerlaubt Wasser abzapfen. Sie sind es nicht! Die grössten Wasserdiebe sind Grosskonzerne wie CocaCola oder Unilever, die in Manila riesige Mengen von Wasser illegalerweise abzweigen» schreibt das Philippine Center for Investigative Journalism. Zweieinhalb Jahre nach der bislang weltweit grössten durchgeführten Privatisierung der Wasserversorgung in der 10-Millionenstadt Manila sei die Effizienz noch nicht verbessert worden. Auch heute noch sei der Wasserhandel geprägt von Korruption und Ineffizienz. Die philippinische Gewerkschaft COURAGE berichtet von massiven Preiserhöhungen und von Massenentlassungen als Folgen der Privatisierung.
>Bei der Privatisierung ging die Lizenz für die West-Zone an ein Konsortium von Ayala Corp., der britischen United Utilities und den US-Konzern Bechtel. Die Lizenz für die Ost-Zone wurde an Maynilad vergeben, die im Besitz der Benpres Holding und der französischen Suez Lyonnaise des Eaux ist. Inzwischen ist auch Vivendi (Générale-des-Eaux), der grösste Konkurrent von Suez, in einzelnen Stadtteilen Manilas vertreten. Suez und Vivendi gehören zu den weltgrössten Konzernen. Suez ist in 120 Ländern tätig und versorgt 100 Mio. Menschen mit Trinkwasser. Vivendi operiert in 90 Ländern und beliefert 80 Mio. Menschen, davon jeden sechsten im Asien-Pazifik-Raum. Vivendi unterhält hier 3500 Wasserinstallationen in 35 Ländern und verdoppelte seinen Jahresumsatz in der ASEAN-Region von 1997 bis 2000 auf über eine Mrd. US$.
>Suez Lyonnaise des Eaux und Vivendi/Générale-des-Eaux wurden im 19. Jahrhundert als Privatbetriebe für die nationale Wasserversorgung Frankreichs gegründet. Heute expandieren die Konzerne stetig in neue geografische Märkte, diversifizieren ihr Angebot als Generalunternehmer in die Bereiche Recycling, Tiefbau, Elektrizitätsversorgung, Transport und Telekommunikation und konkurrieren um die Position des Weltmarktführers: Beide kauften sich 1999 mit Milliardenbeträgen in den US-Markt ein. Suez übernahm für 4,1 Mrd.US$ die Nalco Chemicals, Marktführerin der Wasseraufbereitung in den USA, und Vivendi erwarb für 6,2 Mrd.US$ die Firma US-Filter. Jährlich erzielen die beiden Konzerne alleine im Wassergeschäft Einnahmen von 10 Mrd.US$. Alle Wasserkonzerne zusammen nehmen in den USA jährlich rund 80 Mrd.US$ ein, viermal mehr als Microsoft. Dank den zunehmend deregulierten Märkten rechnen die Konzerne im Wassermarkt mit jährlichen Wachstumsraten von 10%.
>Asien ist für die Konzerne wegen seines überdurchschnittlichen Bevölkerungswachstums von Bedeutung. Vivendi betont: «Diese Zone umfasst 500 Mio. Einwohner. 70% der asiatischen Bevölkerung hat keinen Zugang zu Trinkwasser.» Die Konzerne sind bemüht, als Partner aufzutreten, die mit ihrer Erfahrung im Bereich der Umweltdienste mithelfen, die Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen. So steht Vivendi bereit, «... seine Flaggen überall dort aufzustellen, wo unser Wissen von Nutzen ist.»
>(Quellen: Vivendi, Suez, NZZ, TA, Blue Planet, www)
>
>Zurück nach oben.
>
>-------------------------------------------------------------------------------- >
>Aralsee (Versalzung, Oekollaps)
>Vor 40 Jahren noch war der Aralsee der viertgrösste Binnensee der Welt. Ende der 50er Jahre intensivierte die Sowjetunion die landwirtschaftliche Produktion, um die Selbstversorgung an Baumwolle zu steigern. Durch die Bewässerung der Monokulturen reduzierte sich die Wassermenge des Aralsees innerhalb von drei Jahrzehnten von 1000 auf 231 Kubikkilometer. In der Folge teilte sich der See in einen kleinen südlichen und einen grösseren See im Norden. Mancherorts haben sich die Seeufer inzwischen um 120 km verschoben. Insgesamt hat sich die Wasseroberfläche um 50%, das Volumen um 75% verringert - mit Auswirkungen auf das Klima: Im Sommer sind 50 Grad Hitze und Sandstürme die Norm, im Winter minus 50 Grad und Schneestürme. Sollte der Aralsee dereinst gänzlich von der Landkarte verschwinden, so würde an seiner Stelle die grösste Wüste der Welt entstehen.
>Der Aralsee gilt als eines der spektakulärsten man-made disaster der Erde: 36000 Quadratkilometer (also die Hälfte der ursprünglichen Fläche), sind zu reiner Salz- und Säurewüste geworden. Der Salzgehalt hat sich verdreifacht, Fauna und Flora sind zerstört. Inzwischen konnte der Abfluss des Wassers aus dem Norden mithilfe von Schutzdämmen etwas vermindert werden. Doch nach wie vor bläst der Wind jährlich rund 75 Mio. Tonnen Sand, Salz und Säure in den See ein. Mit der Versalzung und dem Rückgang des Wasser ist auch der früher reiche Fischbestand des Sees zerstört, und damit die Nahrungsgrundlage und die wichtigste Einnahmequelle für die AnwohnerInnen. Die Arbeitslosigkeit in Aralsk beträgt 90%. Die EinwohnerInnen hoffen jetzt auf die Förderung von Erdöl.
>Die in der Baumwollmonokultur eingesetzten Herbizide und Pestizide, die Entlaubungsmittel und Kunstdünger bedrohen auch die Gesundheit: Das Trinkwasser der beiden Zuflüsse des Aralsees, des Amu-Darja und Syr-Darja, ist hochgradig mit Pestiziden und Schwermetallen belastet, das Gemüse mit DDT verseucht. Ein Fünftel der Mädchen im Alter von 13 bis 19 Jahren leidet an Nieren- und Schilddrüsenschwächen. «Man hat sich an die Situation gewöhnt», erklärt der Ã-konom Bulat Turemuratow der Journalistin Theres Obrecht in der NZZ. «Von zwei Kindern ist eines krank, und keines weiss, dass es draussen eine andere Welt gibt.»
>(Quellen: WeWo, NZZ, ENCOP, www)
>
>Zurück nach oben.
>
>-------------------------------------------------------------------------------- >
>China (Steigender Bedarf, Oeko-Probleme)
>Jeder fünfte Mensch lebt in China. Bei einem prognostizierten Bevölkerungswachstum von heute 1,2 Mia. Menschen auf 1,5 im Jahr 2030 rechnet die UNO mit einem überproportional steigenden Wasserbedarf der Haushalte und der Industrie. Selbst wenn der Wasserbedarf pro Kopf konstant bleiben würde, wird in China deutlich mehr Wasser verbraucht als nachfliesst. In Peking sank der Grundwasserspiegel seit den späten 60er Jahren um 60 Meter ab, allein 1999 um 2,6 Meter. Die Wasserreserven pro Kopf sind auf unter 300 m3/Kopf gesunken. Zudem ist das Wasser in der Hauptstadt schwer kontaminiert, denn nur 40% der Abwässer werden behandelt. Die Wasserversorgung Pekings ist bereits derart prekär, dass ernsthaft über die Verlegung der Hauptstadt nachgedacht wird.
>Neben Peking leiden weitere 300 der 617 grössten chinesischen Städte an Wassermangel. Trotzdem nimmt die Verstädterung weiter zu: Bis 2050 werden voraussichtlich 70% der Bevölkerung in Städten leben (heute 40%). Die Reduktion des Wasserverbrauchs in den Haushalten durch erhöhte Preise ist innenpolitisch riskant. Der steigende Wasserbedarf kann nur vom Verbrauch der Landwirtschaft abgezweigt werden. In China stammt rund 70% des Getreides von bewässertem Land. Ohne Bewässerung würden die Ernten um rund die Hälfte zurückgehen, was - zusammen mit der ansteigenden Bevölkerung - eine weitere Verknappung der Versorgung zur Folge haben wird.
>Zudem sind gemäss FAO 80% der Flüsse Chinas so sehr verschmutzt, dass die Fischbestände ausstarben. Der Gelbe Fluss ist mit Schwermetallen angereichert, die aus Papiermühlen, Ã-lraffinerien, Chemischen Fabriken und Gerbereien stammen. Da dieses Wasser dennoch teilweise für landwirtschaftliche Bewässerungen verwendet wird, nehmen die gesundheitlichen Belastungen der Bevölkerung zu, etwa durch Cadmium-verseuchten Kohl und mit Chrom und Blei angereicherten Reis.
>Die gesteigerte Nachfrage an den Oberläufen des Jangtse und des Gelben Flusses führte dazu, dass die Unterläufe tendenziell austrocknen. So führt der Gelbe Fluss seit 25 Jahren immer weniger Wasser. 1972 erreichte der Strom erstmals den Ozean nicht mehr, 1996 geschah dies während 133 Tagen, 1997 während 226 Tagen. Teilweise reichte der Gelbe Fluss auch nicht mehr bis in die Getreideprovinz Shandong. Entsprechend stand dort kein Wasser für die Bewässerung zur Verfügung.
>Inzwischen hat die chinesische Regierung ihren bisherigen Anspruch auf Selbstversorgung an Getreide aufgegeben. China wird somit demnächst zum weltgrössten Getreideimporteur werden. Mit seiner boomenden Wirtschaft und einer positiven Handelsbilanz kann China es sich leisten, Getreide zu importieren. Ärmere Nationen mit ebenfalls steigendem Getreidebedarf werden die höheren Weltmarktpreise hingegen nicht mehr bezahlen können. Aufgrund der Knappheit des weltweiten Angebots könnte aus der Wasserknappheit Chinas demnächst eine weltweite Getreideknappheit werden.
Werde das jetzt umsetzen, was ich mir schon länger vorgenommen habe.
Einen Grossteil Spargelder unserer Kinder (5, 8, 11) in den Wasserfond von Pictet zu investieren. Das löst das Problem des sauberen Wassers noch nicht.
<center>
<HR>
</center> |