BossCube 05.07.2001, 18:43 |
Aus"Der Staat" v. PlatonThread gesperrt |
"Die Besonnenheit - sie sagen Unmännlichkeit - jagen sie unter Beschimpfungen von dannen... Statt Übermut sagt man Wohlerzogenheit, statt Willkür Freiheit, statt Verschwendung Großartigkeit, statt Schamlosigkeit Männlichkeit... Nun, der Vater gewöhnt sich an die Gleichberechtigung mit seinen Kindern und hat Furcht vor seinen Söhnen. Der Sohn hat weder Ehrfurcht noch Scheu von dem Vater und den Eltern... Der Lehrer fürchtet unter solchen Verhältnissen die Schüler und schmeichelt ihnen; die Schüler achten die Lehrer und Erzieher gering... Die Greise setzen sich zu den Jungen und sind freundlich und gefällig. Sie richten sich nach ihnen, damit man sie ja nicht für unliebenswürdig und herrisch hält... Wie weit es mit der Gleichberechtigung und Freiheit im Verhältnis der Frauen zu den Männern und der Männer zu den Frauen dann geht, hätte ich fast vergessen zu sagen... die Seele der Bürger wird schwächlich! Sie erzürnen sich und können es nicht vertragen, daß man nur ein wenig Unterordnung von ihnen verlangt. Am Ende beachten sie dann, wie du weißt, auch die Gesetze nicht mehr, weder die geschriebenen noch die ungeschriebenen... Und gerade das ist der schöne jugendfrohe Anfang der Tyrannis... In der Tat hat das Übermaß in der Regel einen Umschlag ins Gegenteil zur Folge... So darf man annehmen, daß die Tyrannis aus keiner anderen Staatsform hervorgeht als aus der Demokratie; die ärgste und härteste Sklaverei aus wohl der größten Freiheit." |
BossCube 05.07.2001, 18:49 @ BossCube |
Kurze Ergänzung |
>"Die Besonnenheit - sie sagen Unmännlichkeit - jagen sie unter Beschimpfungen von dannen... Statt Übermut sagt man Wohlerzogenheit, statt Willkür Freiheit, statt Verschwendung Großartigkeit, statt Schamlosigkeit Männlichkeit... Nun, der Vater gewöhnt sich an die Gleichberechtigung mit seinen Kindern und hat Furcht vor seinen Söhnen. Der Sohn hat weder Ehrfurcht noch Scheu von dem Vater und den Eltern... Der Lehrer fürchtet unter solchen Verhältnissen die Schüler und schmeichelt ihnen; die Schüler achten die Lehrer und Erzieher gering... Die Greise setzen sich zu den Jungen und sind freundlich und gefällig. Sie richten sich nach ihnen, damit man sie ja nicht für unliebenswürdig und herrisch hält... Wie weit es mit der Gleichberechtigung und Freiheit im Verhältnis der Frauen zu den Männern und der Männer zu den Frauen dann geht, hätte ich fast vergessen zu sagen... die Seele der Bürger wird schwächlich! Sie erzürnen sich und können es nicht vertragen, daß man nur ein wenig Unterordnung von ihnen verlangt. Am Ende beachten sie dann, wie du weißt, auch die Gesetze nicht mehr, weder die geschriebenen noch die ungeschriebenen... Und gerade das ist der schöne jugendfrohe Anfang der Tyrannis... In der Tat hat das Übermaß in der Regel einen Umschlag ins Gegenteil zur Folge... So darf man annehmen, daß die Tyrannis aus keiner anderen Staatsform hervorgeht als aus der Demokratie; die ärgste und härteste Sklaverei aus wohl der größten Freiheit." |
dottore 05.07.2001, 20:08 @ BossCube |
Re: Kurze Ergänzung |
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BossCube 05.07.2001, 21:04 @ dottore |
Re: Kurze Ergänzung |
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Fontvieille 06.07.2001, 02:14 @ dottore |
Re: Kurze Ergänzung |
>Du wirst, da jung, noch jede Menge Heilslehrer aufkreuzen sehen und irgendwann hat einer dann wieder die Macht. Oder garnix geht mehr, weil niemand überhaupt noch seine Leibgarde bezahlen kann (womit denn? Mit Papiergeld?) |
dottore 05.07.2001, 20:04 @ BossCube |
Re: Tyrannis kommt so oder so, lokal oder global (owT) |
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