Geschrieben von JÜKÜ am 12. Juli 2001 10:21:44:
Eine von der ARD in Auftrag gegebene Studie hat ergeben,
dass sich die Waren, die seit Frühjahr in Euro
ausgezeichnet sind, um durchschnittlich 4,4% verteuert
haben. Am deutlichsten stiegen die Preise bei Lebensmitteln.
Sprecher des deutschen Einzelhandels betonten
hingegen, der Wettbewerbsdruck würde keine
Preiserhöhungen zulassen.
Pedro Solbes, EU-Kommissar für geldpolitische Angelegenheiten, äußerte gestern seine
Bedenken hinsichtlich des schwachen Euro, der die Fundamentaldaten nicht reflektiere. Didier
Reynders, der Vorsitzende der 12 Finanzminister der Eurogruppe schloss sich den Aussagen
an.
Gestern waren im Markt Spekulationen aufgekommen, die US-Regierung könnte sich von ihrer
Politik des starken Dollars abwenden. Aus dem US-Finanzministerium wurde dies jedoch dementiert.
Der italienische Wirtschaftsminister Tremonti erwartet
für 2001 eine Defizitquote von 2,5-2,6% des BIP und
damit mehr als im Stabilitätspakt vorgesehen.
Der griechische Finanzminister Papandoniou übt harsche
Kritik an der EZB und ihrer „überzogen restriktiven“
Geldpolitik. (Seit April hatte es praktisch keine
geldpolitischen Empfehlungen aus den Reihen der EU-Finanzminister
mehr gegeben)
Sprecher der US-Notenbank lehnten Kommentare zu
den Gerüchten ab, die Fed würde aufgrund der Situation
in Argentinien eine Notfallsitzung einberufen.
Das US-Finanzministerium bekräftigt sein Festhalten an
der Politik des starken Dollars.
Die Ratingagentur Moody’s weist in ihrem Jahresbericht
auf den Abwärtsdruck beim japanischen Rating für
Staatsschulden hin. Die gegenwärtige Bewertung sei
Ausdruck für die starken Fiskalungleichgewichte.
Die australische Notenbank hat heute Nacht angeblich
zu Gunsten des Austral-Dollars interveniert und damit
ein Abrutschen unter die 0,50 USD-Marke verhindert.
Finanzminister Cullen: die Schwäche des Neuseeland-Dollars
begrenzt den Zinssenkungsspielraum.
Die europäischen Rentenmärkte haben gestern von den Sorgen über die Entwicklung in den
Emerging Markets, die eine „Flucht in die Qualität“ bewirken und dem steigenden Euro profitiert.
Die Lateinamerikanischen Finanzmärkte wurden gestern von der steigenden Sorge vor
einer Finanzkrise in Argentinien erschüttert. Stark gestiegene Refinanzierungskosten hatten am
Dienstag die Sorge verstärkt, das unter einer fast dreijährigen Rezession leidende Land könnte
zahlungsunfähig werden. Die Verunsicherung über die Liquiditätslage hat am Mittwoch die
argentinischen Zinsen weiter drastisch steigen lassen. Der Tagesgeldsatz im Interbankenmarkt zog
auf 35 % nach noch 20 % zum Vortagesschluss an. Der Risikoaufschlag argentinischer
Staatsanleihen gegenüber US-Treasuries stieg auf 1300 Bp, ein Niveau das dem der Türkei oder
Rußland entspricht. Aus gut informierten Quellen hieß es, der IWF sei nicht zur Vergabe weiterer
Mittel bereit, Argentinien müsse seine Probleme selbst lösen. Der argentinische Wirtschaftsminister
Domingo Cavallo erklärte hierzu gestern, ein ausgeglichener Haushalt könne durch den Kampf gegen
Steuervermeidung, gegen die Schattenwirtschaft, gegen politische Ausgaben und Ineffektivität
erreicht werden.
Die Nervosität bezüglich Argentinien übertrug sich gestern auch auf andere
Lateinamerikanische Länder. Der Brasilianische Real verlor im frühen Handel deutlich an Boden.
USD-BRL handelte zuhöchst bei 2,5700 BRL. Zum Handelsschluss erholte sich die Kursrelation
wieder auf Werte um 2,5000 BRL. Auch der Chilenische Peso gab deutlich nach. Sogar Mexiko, das
normalerweise aufgrund der engen Handelsanbindung an die USA von negativen Entwicklungen in
Lateinamerika weitgehend unberührt bleibt, zeigte Reaktionen. USD-MXN stieg von rund 9,1500 MXN
gestern auf 9,3460 MXN in der Spitze. Auch bei den osteuropäischen Währungen setzte sich der
Abwärtstrend gestern teilweise noch fort. Der polnische Zloty kletterte im frühen europäischen
Handel bis auf 3,9000 PLN erholte sich dann aber auf ca. 3,8000 PLN. Auch der Ungarische Forint
gab noch einmal leicht nach und handelt heute Morgen bei 257,00 HUF.
Eine Quelle im IWF bezeichnet die Situation in Argentinien
als „extrem gefährlich“. Es sei kaum Hilfestellung
von außen möglich; über die Vergabe neuer IWF-Kredite
werde noch nicht nachgedacht.
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