DaimlerChrysler geht mit seinen Commercial Paper nach Europa
New York, 10. Juli (Bloomberg) - Nach einer Herabstufung ihrer Schuldnerqualität kann sich die DaimlerChrysler AG in den USA nicht mehr so unbegrenzt über Commercial Paper refinanzieren, wie gewohnt. Das Unternehmen wendet sich daher, ebenso wie France Telecom SA und andere, verstärkt nach Europa, um kurzfristige Finanzierungsmittel zu beschaffen. Denn während in den USA die Nachfrage nach niedriger benoteten Geldmarktpapieren sinkt, steigt sie glücklicher Weise in Europa. Europäische Investoren starren nicht ganz so auf das Rating wie amerikanische, erklärt DaimlerChrysler-Sprecher Thomas Fröhlich die Neuorientierung.
Ein Blick auf die regionale Herkunft des kurzfristigen, das heißt bis neun Monate laufenden Refinanzierungsbestandes der DaimlerChrysler AG zeigt die Entwicklung. Aus Europa kommen 3,6 Mrd. Euro (2,9 Mrd. Dollar) nach 2 Mrd. Euro vor einem Jahr. In den USA reduzierte sich der Umlauf an Commercial Paper seit Dezember von 16 Mrd. Dollar auf 3,7 Mrd. Dollar. Die europäischen CP-Emissionen des Unternehmens reichen jedoch nicht, die fälligen US-Commercial Paper abzulösen. DaimlerChrysler musste auch 14,7 Mrd. Dollar über Anleihen für diesen Zweck aufnehmen. Einschließlich Bankkredite belaufen sich die Schulden von DaimlerChrysler auf 78 Mrd. Dollar. Acht Prozent davon entfallen auf Commercial Paper.
DaimlerChryslers Commercial Paper werden von Standard & Poor's mit"A2" und von Moody's Investors Service mit"P2" benotet. Damit sind sie für US-Anleger nur noch zweite Wahl und leiden unter den strikten Regeln der US-Aufsicht, nach denen Geldmarktfonds beispielsweise nur fünf Prozent ihres Anlagekapitals in niedriger bewerteten Commercial Paper anlegen dürfen. Obwohl die amerikanischen Geldmarktfonds ein Rekordvermögen von über 2 Billionen Dollar verwalten, reicht das Geld nicht, um große Tier-Two-Schuldner am amerikanischen CP-Markt zufrieden stellen zu können.
In Europa haben sich die Emissionen niedrig benoteter Commercial Paper seit Jahresbeginn verdoppelt. Die Ergiebigkeit des Marktes zeigte eine Umfrage unter Investoren auf der 2001 Euro Commercial Paper Market Conference. Rund 18 Prozent der Befragten haben bereits in Commercial Paper der Klasse Zwei (tier-two) investiert, 13 Prozent ziehen dies in Erwägung.
"In Europa zählt die Bekanntheit der Marke", erklärt John Ford, bei der Deutsche Bank AG in London für das Management europäischer Commercial Paper zuständig."DaimlerChrysler lässt sich in Deutschland noch immer besser als in den USA verkaufen, weil das Unternehmen hier einen Namen hat und die Deutschen nicht ganz so vertraut mit den Problemen bei Chrysler sind. Nennenswerte Beteiligungen des Staates wie etwa bei der Deutsche Telekom AG und der France Telekom stellen die europäischen Investoren ebenfalls zufrieden." Die Deutsche Telekom und die British Telecommunications Plc haben Commercial Paper Programme über jeweils 20 Mrd. Dollar aufgelegt. France Telecom ist mit einem CP- Programm über 15 Mrd. Dollar im Markt. Alle drei sind wie DaimlerChrysler im laufenden Jahr als Schuldner in die Klasse Zwei abgerutscht.
Das geänderte Refinanzierungsverhalten großer Unternehmen spiegelt sich in den Zahlen über den Gesamtmarkt. In den USA sind umlaufende Commercial Paper der Klasse Zwei von ihrem Rekordvolumen von 141 Mrd. Dollar im November 2000 um 40 Prozent auf 81,4 Mrd. Dollar zurückgegangen. Sie repräsentieren 5,5 Prozent des 1,47 Billionen Dollar umfassenden CP-Marktes der USA.
Umgekehrt verläuft der Trend in Europa."Der Markt der zweitrangigen Euro-Commercial Paper beläuft sich auf unter 20 Mrd. Dollar, aber er hat sich seit Jahresbeginn verdoppelt und wächst weiterhin stark", erläutert Louise Mason, Leiterin des Euro-CP- Geschäftes bei Credit Suisse First Boston in London."Mehrere Schuldner, darunter DaimlerChrysler, Deutsche Telekom, Philips Electronics NV und Hanson Plc haben über eine Milliarde Dollar ausstehen. Der Markt gewinnt an Tiefe."
Zu den Investoren in Euro-Commercial-Paper gehören laut Mason europäische und asiatische Geldmarktfonds, Unternehmen und Banken. Commercial Paper der Klasse Zwei und erstklassige, aber von Herabstufung bedrohte Papiere bieten den Investoren höhere Renditen als Titel mit Bestnoten. Das lockt Investoren, insbesondere aus Asien, wo die Zinsen niedrig sind. Auf Yen lautende Euro-Commercial Paper machen etwa 30 Prozent der Klasse- Zwei-Papiere aus, während etwa 50 Prozent in Euro denominiert sind.
"Aus Asien kommt wegen der Rendite eine erhebliche Nachfrage", meint John Ford von der Deutschen Bank."Diese Investoren sind nicht auf Telekoms oder Autohersteller geeicht. Jede Art von Diversifikation abseits der Heimatregion ist ihnen wichtig."
***DCX mit 180 Mrd. DM Schulden - aus dem Ruder gelaufen? Die Summe scheint mir enorm hoch - ist ja fast ein halber Bundeshaushalt an debt. Die DCX-CP-Platzierungsschwierungskeiten sind zudem Beispiel dafür, dass der Wettlauf um Liquidität in vollstem Gange ist.
Tobias
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