>Liebe Märchenfreunde!
>In Vorfreude auf das Elliott-Treffen im August brüte ich in meiner Rumpelkammer über verschiedene Theorien, warum sich der Goldpreis in den letzten Jahren (Jahrzehnten) so schlecht entwickelt hat.
>So weit ich bisher die Diskussion in diesem Forum verfolgt habe, werden 2 Thesen favorisiert:
>These 1. Die Zentralbanken sind böse. Sie wollen kein Gold in Konkurrenz zum fiat money sehen und drücken deswegen den Goldpreis durch Verkäufe und Verleihe bewußt nach unten, um einen run auf Gold zu verhindern und so das Vertrauen in ihr Papiergeld nicht zu gefährden.
>Die Helfershelfer sind die Geschäftsbanken, die einerseits ein risikoloses Geld durch den Spread zwischen lease-rate und Rendite der US-Staatsanleihen kassieren und andererseits durch offene Shorts zusätzlich den Goldpreis nach unten spekulieren.
>These 2. Die Zentralbanken sind zwar schuld, aber nicht böse. Naiv, wie Zentralbanker nun einmal sind, stellen sie ihr Gold zu minimalen Zinssätzen zur Verfügung um wenigstens etwas daran zu verdienen.
>Die Geschäftsbanken sind aber richtig bös. Sie leihen sich Gold, verkaufen es massiv, um es später irgendwann billiger zurückzukaufen, oder noch böser, um irgendwann später die Goldschuld einfach durch Papiergeld zu begleichen.
>Aber warum findet die Rolle der Minen selbst nicht mehr Beachtung?
>Ohne die Bereitschaft der Minen, in hohem Umfang Vorwärtsverkäufe zu tätigen, gäbe es für die ganze Notenbankverleihe niemanden, der den Rückkauf des Goldes günstig garantieren könnte. Der gold-carry-trade wäre längst nicht so profitabel, das Goldangebot auch bei verkaufswilligen Notenbanken nicht annähernd so groß wie in den letzten Jahren.
>Sicher sind die Minen Opfer des niedrigen Goldpreises.
>Letztlich aber sind sie genauso Täter, zumindest wenn sie hedgen.
>Daher meine These:
>These 3: Der Goldpreis wird in erster Linie durch die Vorwärtsverkäufe der Minen bestimmt.
>Aus dem ursprünglich sinnvollen Versuch, die künftige Produktion durch Vorwärtsverkäufe abzusichern, ist ein selbstzerstörerisches Spiel geworden, in dem die Minen durch extreme Ausweitung der Vorwärtsverkäufe zwar einen überdurchschnittlichen Preis erzielen können, aber der Gesamtmarkt durch das so entstehende Überangebot nach unten gezogen wird
>Ring frei
>R.
[b]Interessant.
Die Banken, die sich Gold leihen, es spot verkaufen und es gleichzeitig (risikolos!) per Termin kaufen, um es später zurück zu geben, brauchen natürlich einen Gegenpartner, der es auf Termin verkauft - eben die Minen.
Mit dem Erlös aus dem Cash-Verkauf des geliehenen (!) Goldes können sie - wieder"risikolos" - 4,5 - 5 % (2jährige T-Bonds) machen, während der Gold-Terminpreis sich nach den Leaserates richtet:
[img][/img]
Der Terminpreis in z. B. 2 Jahren liegt nur ca. 5,5 % höher.
Das ist alles nichts Neues. Die Frage ist: Könnten die Banken auch ohne die Terminverkäufe der Minen genügend Gegenpartner finden? Wollen sie überhaupt in vollem Umfang das Gold auf Termin kaufen? Ohne Terminkauf ist die Sache ja NOCH lukrativer - solange der Goldpreis nicht steigt. Ich bin nicht siche, aber ich vermute, dass die Goldleihen und -verkäufe der Notenbanken einen viel größeren Umfang haben als die Terminverkäufe der Minen, so dass ohnehin nur ein kleiner Teil von den Banken auf Termin gekauft wird.
Mit anderen Worten: Ich vermute, dass"die paar" Terminverkäufe der Minen nicht wesentlich sind - und damit sind die Minen eben doch nicht Opfer und Täter gleichzeitig. Hinzu kommt, dass viele Minen von den Banken zu Terminverkäufen (Absicherungen) gezwungen werden (s. dazu den letzten Goldbrief von Martin Siegel [Abobereich]).
Und weiter: Ring frei!
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