>Hallo allerseits
>ich hätte da einige Fragen und Anmerkungen...
>1) Das Schwundgeld von Gesell-also die Logik verstehe ich schlicht nicht. Mir scheint, das komplizierte Procedere (Stempeln) und der einfache Grundgedanke verdeckt schreckliche Pferdefüsse. Gibt es irgendwelche grundsätzlichen Überlegungen, wie ein solches System sich über Jahre hinweg entwickeln würde?
Hi Holmes,
Da, so jedenfalls Oldy auf eine entsprechende Frage, die Verhinderung der Entwertung von Gesellgeld, also der Kauf der Märkchen nur mit Hilfe von Gesellgeld möglich sein soll, endet dieses System in sich selbst. Die Gemeinde muss aus den 1000 ausgegeben Scheinen nach einem Jahr wieder 120 zurücknehmen, denn damit werden bei ihr die Märkchen gekauft. Wie die Gemeinde dann die 120 wieder"ausgeben" soll, bleibt rätselhaft. Wenn sie 120 ausgeben will, kann sie doch gleich neue, noch nicht beklebte nehmen - so wie die ersten 1000 auch aus heiterem Himmel kamen.
>Was passiert mit bargeldlosem Geldverkehr?
Darauf gibt es bisher keine schlüssige Antwort außer der: Das Giralgeld soll irgendwie verschwinden, wie die Banken auch - jedenfalls in der bisherigen Struktur - verschwinden sollen. Sie sollen zu Verleihanstalten mutieren, die nur das Geld wieder ausleihen können, was bei ihnen eingezahlt wurde. Dafür soll ein 2 % Zinssatz erhoben werden, also sehr niedrig, wie überhaupt angenommen wird, dass sich der Zinssatz allgemein Richtung Null bewegen wird, möglicherweise sind die 2 % so etwas wie von der Natur vorgegebener Satz.
Das sind schwärmerische Vorstellungen, die vor allem an einem kranken: Sie glauben fest an ein Geld, das alle an der Wirtschaft beteiligten ausschließlich aktiv verbuchen können (Gemeinde, Arbeitnehmer, Firmen). Es würde also überall auf der Aktivseite erscheinen, quasi als"Sachanlage", wie Grundstücke, Maschinen usw.
Da aber Grundstücke und Maschinen einen"Wert" haben (bilanziert zu Anschaffungskosten oder aktuellen Preisen, Kursen,"Werten" - je nachdem, was niedriger ist) müsste die Sache Gesellgeld auch einen Preis, Kurs oder Wert haben, was aber nicht sein kann. Denn eine Sache kann ihren Peis, Kurs oder eben"Wert" nicht in sich selber ausdrücken.
Auf die Frage, was denn Gesellgeld für einen Preis, Kurs oder"Wert" haben soll, wo es doch seinerseits nur mit Hilfe von Gesellgeld nachgefragt und daher ausgepreist werden kann, steht eine schlüssige Antwort bisher aus.
>2) Ein Goldstandard ist meiner Meinung Mist, weil gefördertes Gold dann quasi legales Falschgeld ist. Heute macht man komplizierte Banknoten und bestraft deren aufwendige und unvollkommene Fälschung schwer. Mit hoch bewertetem Goldstandard darf jeder Gold = Geld produzieren, d. h. Gold abbauen und eintauschen.
Ja.
>Es ist fast unmöglich, Gold etwa durch Stempeln oder Münzprägung als Zahlungsmittel zu authorisieren-das kann man zu leicht fälschen.
Nein. Gold zu fälschen ist extrem schwierig. Es gab ein Mal Goldbarren mit einem Wolframkern (etwa gleiches spezifisches Gewicht). Aber das ließ sich sofort als Fälschung bloß stellen.
>Und selbst wenn-das rohe Metall ohne Prägung wird auch sehr wertvoll. Statt Konsumgüter zu produzieren oder Landwirtschaft zu betreiben wird jeder nach Gold schürfen mit Cyanidlaugerei und Quecksilberamalgam (nicht bei uns-in Staaten der sog. 3. Welt).
Das ist richtig. Allerdings muss der Preis des so gewonnenen Goldes immer die Kosten für seine Herstellung übersteigen. Sonst wird nichts (oder nichts mehr) abgebaut. Siehe die aktuelle Goldminenproblematik: Viele Minen drosseln die Produktion oder stellen sie ein, weil es sich nicht mehr"lohnt".
Dass es sich dennoch für einzelne Goldschürfer lohnen kann (siehe Brasilien) steht auf einem anderen Blatt. Die Ärmsten der Armen wollen auch von irgend etwas leben, das sie produzieren und dann verkaufen. Da sind die Kosten nach unten sehr flexibel. In der Ã-konomie heißen (siehe Franz Oppenheim, der Lehrer Ludwig Erhards) diese armen Menschen "Grenzkulis". Ihre Funktion ist dadurch definiert, dass sie die Basis aller Löhne der Welt darstellen. Sie ergeben sich letztlich aus den Kosten für das allererbärmlichste Überleben im allerärmsten Land. Gibt es etwas, das sie produzieren können, um diese Kosten zu decken, werden sie es produzieren.
>Natürlich kann man nicht beliebig viel Gold abbauen. Das ist ja der Witz von Gold. Aber man wird es versuchen, um sich gegen die Staaten zu schützen, die viel Gold haben und es ohne Rücksicht auf Bevölkerung und Umwelt abbauen.
Doch, man kann - je nach Preis - extrem viel Gold abbauen. Lt. Lucien Trüb (hier schon oft vorgestellt, sein Buch"Gold" erschien im Verlag der renommierten"Neuen Zürcher Zeitung") sind auf der Erde noch Milliarden Tonnen Gold vorhanden, die noch nicht abgebaut wurden (eben weil zu kostenintensiv).
>Ich rede nicht von Südafrika, sondern etwa von Mittel-und Südamerika, wo die Goldgewinnung mit Quecksilber meines Wissens üblich ist. Diese Staaten werden Gold auf Teufel komm raus fördern und es als legales Falschgeld zu festen Wechselkursen gegen unser gutes Papiergeld eintauschen.
Wie gut unser Papiergeld ist, werden wir noch sehen. Mir schwant nichts Gutes. Es gibt aber keinen festen Kurs Gold: Papiergeld. Der Goldpreis ist ausgedrückt in Papiergeldsummen völlig frei.
>Zum Ausgleich müßten wir genausoviel Gold fördern. Und was passiert, wenn die Förderländer unsere Wechselkurse nicht annehmen und selber Gold nicht akzeptieren?
Wir müssen Goldlieferungen nicht mit Gold ausgleichen. Wir haben genug andere Waren, die weltweit auf Interesse stoßen. Feste Wechselkurse gibt es auch nicht mehr, alles schwankt frei (Inner-Euroland hat sich erledigt). Ob die Förderländer selbst Gold akzeptieren, ist egal. Staaten müssen kein Gold kaufen, wozu auch. Wir brauchen nicht noch eine goldene Kuppel auf dem Bundeskanzleramt. Gold kaufen letztlich immer nur Private, siehe dazu auch die ausführliche Goldstandarddebatten hier.
>Während des"grossen Sprungs nach vorne" in China hat jedes Dorf völlig unbrauchbares Eisen in Hinterhof-Schmelzöfen gewonnen. Die Ernte verrottete auf den Feldern. Die Analogie ist, denke ich, klar.
Die ist klar. Nur war der"große Sprung" staatlich vorgeschrieben, es gab also einen staatlich fixierten Preis für Eisen. Das ist bei Gold heute nicht der Fall. Wir stehen im Grunde vor der Frage, ob wir die kleinen Goldsucher weltweit kaputt gehen lassen wollen, die nichts anderes tun und können als Gold zu schürfen. Mit Gummisuchen oder Reisanbau würden sie noch weniger verdienen. Wenn der Goldpreis demnächst noch ein Mal kräftig fallen sollte (meine Befürchtung) wird die Lage dieser Menschen noch verzweifelter.
>Zinn wird in absehbarer Zeit knapp. Wenn man schon Berge abträgt, dann für lebenswichtige Rohstoffe.
Der Markt ist gnadenlos und kalt. Was als"lebenswichtig" angesehen wird, bestimmt er allein - über den Preis. So läuft nun Mal die Weltwirtschaft. Leider.
>3)Silber ist für den einzelnen natürlich hochinteressant. ABER: In einer Deflation wird die Frage, wo man die zehn Fotoalben aus jedem Urlaub (drei- oder viermal im Jahr?) noch hinstellt, eher nebensächlich *ggg*. Möglicherweise bricht die industrielle Nachfrage völlig zusammen. Ansonsten hätte ich mir längst einen Silberbarren besorgt.
Das kann gut sein. Ich selbst halte von Silber nichts. Aber da kann ich mich schwer täuschen. Jedenfalls haben wir eine Schlüsselindustrie. Das ist der weltweite Tourismus. In dieser Branche werden die größten Umsätze weltweit überhaupt gemacht. Sollte es auch mit dem Tourismus bergab gehen (im Augenblick herrschen mörderische Preiskämpfe, z.B. Last Minute auf die Malediven = 299 DM ab Hamburg), dann sieht es auch mit dem Fotografieren schlecht aus.
>Herzlichen Dank für Antwort!
Bitte sehr (falls es eine war, die Du haben wolltest).
Gruß
d.
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