| >Warum ist ein Geldschein, den ich fuer eine Dienstleistung erhalten habe,>ein Zahlungs-"versprechen"? Mit diesem Geldschein zahle ich dann die Reparatur
 >meines Autos. Wo ist dann das"Versprechen" geblieben. Es ist doch alles bezahlt
 >und die Schuld ist aus der Welt?
 >MfG
 
 Ein Geldschein, früher Banknote genannt ist eine schriftlich fixierte
 Schuld, und deshalb wie jede Schuld ein Zahlungsversprechen. Das
 ganz System kann man nur verstehen, wenn man sich die Funktionweise
 einer Geld- (besser noch: Eigentums-) wirtschaft anguckt.
 
 Dazu habe ich jetzt gerade das auch von dottore mehrfach hier
 empfohlene Buch"Bankpolitik" von Felix Somary gelesen, das
 sehr viel zur Erhellung beiträgt, weil es eben die Abläufe eines ganzen
 Banksystems beschreibt und auch, wie es sich geschichtlich entwickelt
 hat, und zwar zum Stand von 1934. (Die dritte Auflage ist nach wie vor
 lieferbar vom Verlag Mohr-Siebeck in Tübingen, an dem ich mir neulich
 erst die Nase plattgedrückz habe.)
 
 Somary definiert eine Bank als eine Institution die"berufsmässig
 Schulden macht". Das scheint in der Tat der kleinste gemeinsame Nenner
 zu sein. Dann beschreibt er sehr gut, wie die unterschielichen Banken
 das organisieren. Die Anlagebank, die Hypothekenbank, die Notenbank,
 die Kreditbank, etc. Aus den Beschreibungen der Funktion der Noten-
 bank wird sehr schön sichtbar, wie die Notenbank sich langsam von
 einem privaten Unternehmen immer mehr zu einer Institution mit
 öffentlich-rechtlichem Charakter entwickelt hat, aber es wird dabei
 deutlcih, dass das eine eher willkürliche Entscheidung ist (die ja
 von der Bank von England abgegeuckt ist). Auch heute noch haben
 Notenbanken ja noch private Eigentümer, eine Tatsache, die völlig
 im Nebel lieght, und zu der ich mich auch noch näher informieren muss.
 
 Wichtig in diesem Zusammenahng ist aber, dass die Notenbank"Geld"
 immer so erzeugt: sie übernimmt die ducrh Kaufmannstradition
 und Gesetze besonders formalisierte Form des Schuldscheins, den
 Wechsel, entgegen und schreibt dem Einreicher eine um den Diskont-
 satz abdiskontierte Summe (kleiner als die Summe über die der Wechsel
 lautet) für sein Notenbankkonto gut. Dieser Einreicher, meist eine Bank,
 kann dann in dieser Höhe Noten bekommen.
 
 Der Einreicher kann solche Wechsel in beliebieger Höhe, aber nur bis zu
 seinem Maximalkontingent, einreichen.
 
 Daneben gibt es manchmal noch Lombardkredit bei der Notenbank,
 das heisst Guthaben gegen hinterlegung lombardfähiger Wertpapiere.
 
 Früher war die Note in sofern ein direkteres Versprechen, als man die
 Barauszahlung verlangen konnte, und mit"bar" war früher eben immer
 Gold gemeint.
 
 Aber auch heute noch ist es"bankmässig" ne suabere Sache: Die Gut-
 haben der Einreicher sind fällig, wenn auch der Wechsel fällig ist, das
 heisst, der ursprüngliche Einreicher hat plötzlich KEIN Guthaben mehr,
 bzw, wenn er es in Noten abgehoben hat, dann hat er ein Soll stehen.
 Un da macht sicht die Notenbank GANZ eng und will sehen. Das heisst,
 der Wechsel wird einbezahlt vom Bezogenen (der ursprünglich mal ne
 Lieferung bekommen hat und diese jetzt endlich betzahlt), der gewährte
 Kredit ist abgelaufen, und deshalb ist auch das mit dem Kredit
 erzeugte Guthaben (genauer: eine Forderung auf ein bestimmte Frist)
 weg. Der Einreicher muss also irgendwie aus dem Verkehr Noten
 einsammelt und der Notenbank zurückgeben.
 
 Kredit abgelaufen, Guthaben weg, Schulden weg, Note weg! Völlig ge-
 schlossener Kreis.
 
 Der Wechsel ist nun eine besonders sichere Form des Kredits, sagt
 man. Das ist eigentlich der unausgesprochene Grundsatz bei seiner
 Ausgestaltung, denn: jeder, der Ihn an Zahlungs statt entgegen nimmt
 indossiert (unterschreibt) ihn auf der Rückseite. Damit garantiert er
 Ihn aber gleichzeitig! Also muss nicht nur der Anfangsschuldner
 (der Bezogene) für ihn gradestehen, sondern, falls der Pleite macht,
 jeder Indossent, von oben runter! Wechsel platzen lassen ist der
 kaufmännische Super-GAU, und daher rührt auch das ausgeprägte
 Ehrengehabe unter Kaufleuten. Er hat das Vertrauen für immer
 verloren, er hat keinen Kredit mehr, und credere heisst glauben.
 
 (Am Ende etwas abgeschweift, aber es ist doch ein faszinierendes
 System oder?)
 
 "Geld drucken" kann eine Notenbank in so einem System also gar nicht.
 Das geht nur, wenn die Notenbank plötzlich Schuldscheine mit weniger
 rabiaten Liquidationsregeln akzeptiert. Üblicherweise lässt sie sich vom
 Staat Schuldverschreibungen liefern, der ja sagen kann, wenn die Leute
 nicht später für uns einzahlen, dann kommen wir mit den Soldaten -
 das überzeugt dann erstmal ne Weile. Sowas wird gemacht, weil ein
 paar Politiker mal wieder das"billige Geld" entdeckt haben.
 
 Ohne eine Schuldner, der also mit unfairen Mitteln wie Gewalt arbeitet
 kann das System also nicht leicht Schlagseite kriegen. Vielmehr rennen
 alle denn ganzen Tag rum und versuchen seriös zu wirken, jeder will
 von möglichst vielen das Vertrauen. Am seriösesten geben sich die
 Banken, das kennt ja jeder, weil sie ja auch"berufsmässig" Schulden
 machen.
 
 Im Prinzip eine sehr peaciges System, WENN es nicht ausgehölt wird.
 
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