Toronto, 27. Jul - Der weltweit größte Hersteller von Glasfaserkomponenten, JDS Uniphase Corp, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2000/2001 mit 50,6 Milliarden Dollar den vermutlich größten Verlust in der nordamerikanischen Unternehmensgeschichte eingefahren. Der schon geplante Abbau von Arbeitsplätzen soll auf 16.000 mehr als verdreifacht werden, teilte JDS am Donnerstag abend in Toronto mit. JDS begründete die Verluste mit wegbrechenden Umsätzen und überteuerten Firmeneinkäufen in der Vergangenheit. Klare Anzeichen für eine Trendwende seien angesichts der Abwärtsentwicklung in der Branche nicht in Sicht. Für das 1. Quartal (zum 30. September) gab JDS eine Umsatzwarnung heraus. Der Kurs der an der Nasdaq notierten JDS brach außerbörslich ein.
"Die Netzanbieter haben ihre Ausgaben angepasst...wir sehen die Folgen davon im Auftragseingang und warten noch auf Anzeichen für eine Umkehr dieses Trends", sagte JDS-Chef Jozef Straus bei einer Telefonkonferenz. Der Verlust von 50,6 (Vorjahresverlust 0,8) Milliarden Dollar übersteigt den Umsatz von 3,3 Milliarden Dollar um das 16-fache. Sorgen um einen möglichen Liquiditätsengpass spielte JDS aber herunter, indem das Unternehmen auf einen positiven Cash Flow und rund 1,6 Milliarden Dollar an liquiden Mittel hinwies.
JDS teilte mit, rund 38,7 Milliarden Dollar würden alleine auf Firmenwerte abgeschrieben, was unter anderem auf die Übernahme von SDL Inc sowie die Fusion von JDS Fitel und Uniphase im Juni 1999 zurückzuführen sei. Damit gab der Konzern zu, für einige der übernommenen Firmen während des Technologie-Booms zu viel bezahlt zu haben.
JDS hatte bisher den Abbau von 5000 Arbeitsplätzen bekannt gegeben. Von den jetzt zu streichenden 16.000 Arbeitsplätzen sollen 9000 bis Ende des laufenden ersten Quartals des neuen Geschäftsjahres 2001/2002 wegfallen.
Analysten sehen nach den düsteren Prognosen des Konzerns eine Erholung in der Telekombranche in immer weitere Ferne gerückt. "Das erschüttert die Annahme, dass die Talsohle erreicht wurde - da kommt noch einiges auf uns zu", sagte Anthony Scilipoti, Analyst bei Veritas Investment Research."Es ist genau wie bei Nortel. Vergessen wir die angebliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte, alle sind jetzt der Meinung, dass das nicht passieren wird." Der kanadische Telekomkonzern Nortel hatte kürzlich einen massiven Verlust von 19,4 Milliarden Dollar für das vierte Quartal ausgewiesen.
Für das erste Quartal gab JDS eine Umsatzwarnung heraus. Der Umsatz werde hinter den zuvor erwarteten 450 Millionen Dollar zurückbleiben. Mit konkreten Prognosen hielt sich JDS zurück.
Die JDS-Aktien hatten am Donnerstag an der Nasdaq um knapp acht Prozent höher bei 9,47 Dollar geschlossen, fielen aber nach Bekanntgabe der Zahlen nachbörslich schon um fast 15 Prozent auf 8,10 Dollar. Vorbörslich setzte die Aktie im elektronischen Handelssystem Instinet am Freitag ihre Talfahrt fort und fiel auf 7,75 Dollar. Kurz vor Börsenschluss war die Aktie vom Handel ausgesetzt worden, da ein Computer-Hacker einen Entwurf der an den Märkten mit Spannung erwarteten Pressemitteilung zu den Ergebnissen ergattert hatte.
Kann es noch Steigerungen geben?
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