>>Dies zu verstehen, hat mainstream bis heute nicht geschafft, da mainstream in einer Märchenwelt lebt, die alles - ohne Zeitablauf - immer gleichzeitig Statt finden lässt.
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>hallo
>ich finde es so interessant wie unnötig, dass du auf"mainstream" rumhackst. warum?
Es ist kein Herumhacken, sondern es soll jedesmal aufzeigen, wo mainstream an seine Grenzen stößt, weil mainstream das Phänomen Zeit nicht in seinen Modellen eingebaut hat. Es sind Leute, denen ein Taschenrechner mit Zins- und Zinseszinstaste fehlt.
Ich habe mich heute noch ein Mal ausführlich mit der "neoclassical growth theory" beschäftigt und einem Board-Mitgled eine entsprechende Ausarbeitung zukommen lassen. Neoklassik ist heute die Lehrbuchtheorie, nach der fast alle Studenten VWL-Examina machen (müssen).
Die Theorie beginnt mit einem Kapitalstock, ohne zu erklären, woher er kommt. Und sie lässt das Kapital dann von Arbeitern bedienen, ohne zu erklären, warum die Arbeiter das Kapital bedienen.
Die entsprechende neoklassische Produktionsfunktion lautet dann:
Y = f(K,L).
Y = Output (yield), K = Kapital, L = Arbeit (labour).
Falls jemand mit dieser Grundgleichung zufrieden ist, kann er es von mir aus gerne sein. Wer nicht damit zufrieden ist, wird sicher fragen:
K = f(?) und L = f(?).
Auf diese Frage gibt mainstream keine Antwort, weil mainstream diese Frage überhaupt nicht stellt. Stellt aber jemand die Frage, wird er als"Schwachkopf" abgetan, der von nichts eine Ahnung hat, wo doch jeder sehen kann, dass es K und L gibt.
Die Existenz von K und L ist aber nicht das selbe wie der Einsatz von K und L.
>angesichts deiner agilität in den wirtschaftsmedien kam es mir so vor, als ob du auch zu"denen" gehörst.
Ja, auch ich war lupenreiner mainstreamer, bis mir die Liquiditätsdruck-These von Heinsohn/Steiger und lange Diskussionen mit Naturwissenschaftlern die Augen geöffnet haben. So wie mainstream die Wirtschaft erklärt, funktioniert sie leider nicht.
>ist der unterschied der, dass"mainstreamer" sich konkret um lösungen bemühen, während der debitismus mit seinen konklusionen auch fatalismus genannt werden kann? sorry - nur eine rhetorische frage.
Die mainstreamer bemühen sich um Lösungen, wer wollte das bestreiten (siehe die gestrige Debatte um den Krugman-Vorschlag, eine Deflation mit Hilfe von Inflationserwartungen (!) zu bekämpfen. Das ist aber ein Zirkelschluss, da eine Deflation immer nur aus vorangegangener Inflation erklärt werden kann. Deshalb fordert der mainstreamer Krugman die mainstreamer in den Notenbanken auf,"unkonventionell" zu denken. Die Aporie der mainstreamer ist also überdeutlich.
Welchen Wert sollen solche"Lösungsvorschläge" überhaupt haben?
Der Debitismus kann nicht mehr leisten als zu erklären, dass Schulden nur mit immer neuen, zusätzlichen Schulden bedienbar gehalten werden können. Deshalb war die berühmte Greenspan-Rede, in der er die Banken ausdrücklich auffordert, neue Kredite zu vergeben (was neue Schulden bedeutet), ein debitistischer Klassiker!
Greenspan, immerhin ein Schwergewicht unter den mainstreamern, hat sich damit de facto von mainstream los gesagt. Denn käme es in der Wirtschaft immer nur auf die alten Kredite (und damit auf das alte Geld) an, bräuchte niemand jemals neue Kredite zu fordern.
Der Hinweis darauf, dass alte Kredite nur mit Hilfe neuer am Leben gehalten werden können, ist kein Fatalismus, sondern Hinweis auf einen ökonomischen Fakt. Auch Debitisten haben selbstverständlich Lösungsvorschläge. Meinen hatte ich mehrfach gepostet. Er lautet:
Zusätzliche Verschuldung (= Kredite) weltweit in Billionenhöhe! Entweder die Konsumenten machen das oder die Unternehmer - ansonsten muss es der Staat tun. Tun es alle Drei nicht (und Vierte, Fünfte gibt es nicht), kommt es ohne Wenn und Aber zum Gesamtkollaps.
>wenn du wirklich glaubst der"mainstream" hätte im gegensatz zu dir *nichts* begriffen, so kann ich dir zu deinem grandiosem selbstbild und überlegener positionierung in der ökonomischen theorie nur gratulieren.
Der mainstream hat sehr viel begriffen, aber leider nicht die Grundlagen des Wirtschaftens. Dies mag damit zu tun haben, dass die mainstreamer in der Regel ohne Existenzdruck leben (Lebenszeitbeamte usw.) und sich deshalb nicht in die Lage derjenigen versetzen können, die unter permanentem Existenz-, Leistungs-, Liquiditäts- und Erfüllungsdruck stehen.
Die Positionierung bezieht sich ausschließlich auf die Grundlagen (eben den Einbau bzw. Nichteinbau des Zeitphänomens). Alles was danach kommt, behandeln Debitisten und mainstreamer im wesentlich gleich. Jeder Debitist kann sich sofort in einen mainstreamer verwandeln und entsprechend argumentieren, was auch ganz leicht ist, zumal für Ex-mainstreamer, aber umgekehrt geht es nicht.
Das Problem liegt also bei den mainstreamern.
>p.s. bin kein ökonom - bloss ein skeptiker:)
Das sind wir vermutlich alle hier.:-)
>deine 'untergangspostings' (z.b. 73262.htm, 72667.htm, 73636.htm) in jüngster zeit finde ich frag- und hinterfragungswürdig.
Stehe für Fragen jederzeit zur Verfügung.
>ansonsten schätze ich deine oft lehrreichen beiträge sehr.
Vielen Dank.
Gruß
d.
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