Nikkei-Index nahe Jahrestief - Japans Finanzminister fordert positivere Anlageurteile
<font size=5>Tokios Broker geraten unter Druck</font>
HANDELSBLATT, 30.7.2001
ga TOKIO. Nach der gestrigen Wahl stehen für Investoren am Tokioter Aktienmarkt zwei Fragen im Mittelpunkt: Wie wird das Programm zur Sanierung der Banken und zur Durchführung von Strukturreformen konkretisiert, und welche konjunkturpolitischen Maßnahmen wird die neue Regierung ergreifen?
Da hier jedoch nicht mit schnellen Ergebnissen zu rechnen ist, dominieren weiter Technologieunternehmen den aktuellen Börsentrend. Angesichts des erwarteten Abgabedrucks durch Banken und Unternehmen im Zuge der Auflösung gegenseitiger Beteiligungen <font color="#FF0000">gilt das Potenzial für eine Kurserholung als sehr begrenzt</font>. <font color="#FF0000">Bereits in den vergangenen Tagen waren massive Aktienverkäufe der Finanzinstitute der Hauptgrund für den Kursverfall, der den Nikkei-Index am Montag auf ein neues Jahrestief drückte</font>. Hiroichi Nishi von Nikko Securities, prognostiziert für den Nikkei-Index vorerst eine Bandbreite von 11 000 bis 13 000 Punkten und Masaaki Higashida von Nomura Securities nennt 11 500 bis 12 500 Punkte. Am Freitag schloss der Nikkei-Index der Tokioter Börse bei 11 798 Zählern.
Japans führende Brokerhäuser Nomura, Daiwa und Nikko nahmen im jüngsten Quartal drastisch weniger Provisionen ein. Als Grund gilt, dass auch viele Privatanleger sich vom Aktienmarkt abwenden.
Die gegenwärtige Börsenflaute bewegte Japans Finanzminister Masajuro Shiokawa zu spektakulären Initiativen: Er sprach plötzlich von umfassenden Konjunkturmaßnahmen und wurde angeblich inoffiziell beim Verband der Wertpapiergesellschaften vorstellig. Dort drängte der Finanzminister"seinen alten Freund", den Verbandsvorsitzenden Eiichiro Okumoto, auf eine Rücknahme der kritischen Urteile zu Technologie-Werten durch die Broker <font color="#FF0000">und auf verstärkte Aktienkäufe durch die Investmentfonds</font>.
Dieser politische Druck muss einerseits als Hinweis auf das große Krisenbewusstsein, <font color="#FF0000">aber auch auf das anhaltende Unverständnis von Marktwirtschaft in der japanischen Regierung gewertet werden</font>. Außerdem zeigt die Aktion, dass der Finanzminister nicht einmal die bisherigen Reformen verinnerlicht hat. Denn danach ist seine Behörde formal gar nicht mehr für die Bank- und Brokerbranche zuständig.
HANDELSBLATT, Montag, 30. Juli 2001
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