Von Unternehmergesprächen und dem Hund des Gewerkschafters
Liebe Leserinnen und Leser, Mitketzer, Urlauber und Aktivisten, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Arbeitslose und Schwarzschaffende,
gestern, samstags nachmittags, ergab sich ein interessantes Gespräch mit einem emsig tätigen Mann, der im Keller des
Industrieparks Ordnung schaffte im Schweiße des Angesichts.
Als wir uns am Lastenaufzug begegneten, fragte ich, was er denn hier täte, statt wie alle anderen auch am Baggersee zu
liegen.
Er antwortete, er müsse die Arbeit erledigen, und das ginge halt nur am Wochenende, unter der Woche habe er keine Zeit.
Es stellte sich heraus, er war der Chef einer mit im Gebäude untergebrachten Firma, und wir lachten beide bei der Feststellung,
daß die unliebsame Arbeit immer an uns selbst hängenzubleiben schien, während die Mitarbeiter zwar entlohnt würden, aber
die Arbeit nur dann sähen, wenn man sie ihnen explizit auftragen würde.
Kein Gedanke daran, daß mal etwas mehr getan würde, als notwendig.
Im Verlaufe des Gesprächs kamen die hier immer wieder diskutierten Fragestellungen hervor, warum man sich eigentlich
diesen ganzen Streß antäte.
Mein Gegenüber stellte fest, daß er am Jahresende zwar alle Löhne bezahlt, Zinsen und Steuern abgeführt und Miete gelöhnt
hätte, aber für ihn selbst sei, wenn überhaupt, nur ein Hungerlohn übrig, die Preise seiner Branche seien heute niedriger als vor
zwanzig Jahren.
Warum standen wir beide jetzt im Keller und malochten, statt auch am Baggersee zu sitzen, oder in einer schönen
Gartenwirtschaft?
Warum machte er unbezahlt die Arbeit, für die ein konkreter Mitarbeiter von ihm bereits Lohn bezogen hat, ohne sie zu tun?
Seit ich die Tätigkeit eines Ex-Mitarbeiters jetzt selbst miterledigen muß, durfte ich ebenso feststellen, was vorher alles
unbeachtet liegenblieb, schiefging, ignoriert und geflissentlich übersehen wurde.
Zuhause mustergültige Ordnung, in der Firma lethargisches Chaos.
Offenbar eine sichtbare und spürbare Trennung zwischen"Firma-Chef" und"Eigeninteresse", wie sie bei freundschaftlichem
Betriebsklima nicht sein müßte, aber dem Fortgang der Dinge nicht dienlich sein kann.
Gerade in der heute angesprochenen Situation, nachdem die Banken Geschäftskredite schlicht verweigern, kommt seitens der
Mitarbeiter kein Fleiß und nur die notwendigste Leistungsbereitschaft, warum soll sie in schlechten Zeiten der Chef
durchfüttern?
Aus dem Gespräch ging klar hervor, daß auch mein Gegenüber nicht mehr gewillt war, alles alleine zu schultern, und
demnächst zu verkleinern, nur noch mit der leistungswilligen Kernbelegschaft weiterzumachen.
Also, wieder ein paar Arbeitslose mehr.
Neulich verwunderte mich in gleicher Weise, daß ein Stukkateur mit geschätzten 55 Jahren abends die tagsüber von seinen
lieben Mitarbeitern achtlos weggeworfenen Zigarettenstummeln, Flaschen und Dosen, abgeschnittenen Schaumstreifen, Staub
und Mauerbrocken aufputzt, genauso, wie der Chef einer Elektroinstallationsfirma am Wochenende auf Baustellen ungesehen
die Unzulänglichkeiten seiner Belegschaft nachbessert.
Dummheit, Unternehmergeist, Zwang, fehlende Kinderstube, Gleichgültigkeit, Absicht, Überlebenswille?
So gesehen ist doch Gerhard Schröder ungemein erfolgreich, weil wir noch keine 8 oder 10 Millionen arbeitslos Gemeldete
haben.
Nun sind diese mißliebigen Erlebnisse sicher nicht die Spitze des Eisbergs, denn alle genannten bzw. erlebten Arbeitnehmer
sind menschlich umgänglich, durchaus imstande, etwas zu leisten, und nicht von vornherein Verweigerer, ganz im Gegenteil.
So ;-) wird sogar um ca. 13 Mark pro Stunde hart gearbeitet, bei schwerer Tätigkeit sinds dann so;-) ca. 20 Mark.
Wer meint, es müßten derer 40+ sein, könnte auch im Wunschdenken vergangener Zeiten gefangen sein, als es noch darum ging, Errungenschaften zu sichern.
Nebenbei, auch Betriebskampfgruppen waren ja Errungenschaften, aber lassen wir die ollen Kamellen, die Zukunft ist allemal spannender.
Es kommt halt auf die Anforderungen an, die man sich vorstellt, bei welcher Qualität man sich zufrieden gibt.
Scheinbar ist einer Vielzahl von Erwerbstätigen nicht klar, daß es der Kunde ist, der die Firma am Leben hält, und daß es der
Chef ist, der ihnen gegenüber die Kontraktschuld eingegangen ist, notfalls mit seinem Vermögen die Gehälter zu sichern.
Gehts schief, ist der Arbeitnehmer beim Stempeln, sein Chef jedoch sitzt auf dem Persilkoffer, wenns dumm geht.
Daß die Großindustrie nicht mit mittelständischen Familienunternehmen vergleichbar ist, muß ich hier sicher nicht ausführen, ich bin mir der Problematik durchaus bewußt, das sei gesagt.
Ob eine flaue Zeit der Stagflation wieder etwas mehr Gemeinsinn hervorbringen wird?
Ob die vielzitierte Mentalität, wonach der Kunde nur ein Störfaktor sei, damit ein Ende findet?
Ob wieder in den Sinn kommt, daß ein Gehalt erst verdient werden muß, bevor es bezogen werden kann?
Daß der Mehrwert keine Ausbeutung ist, sondern Notwendigkeit, um die Kontraktschuldmaschine am Laufen zu halten?
Daß nicht alles erfüllbar ist, was wünschenswert wäre?
Daß es einen Unterschied macht, ob man wertschöpfend tätig ist oder nur administrativ-kontraproduktiv?
Daß es einen großen Unterschied macht, ob man ANDERE aufruft, etwas zu tun, oder selbst etwas zu leisten?
Aus früheren Erlebnissen und Gesprächen mit größeren Firmen fällt mir hierzu der"Hund des Gewerkschafters" ein, ein Epos,
der nicht ganz aus der Luft gegriffen zu sein scheint ;-), und den ich hier einmal zum Besten geben möchte, als
Diskussionsgrundlage - bei Gewerkschaftern bin ich ohnehin längst in Ungnade gefallen, also ungeniert drauf los:.............
Der Hund des Gewerkschaftlers
Vier Männer sprachen einst über die Klugkeit ihrer Hunde.
Der erste war Ingenieur und sagte, sein Hund könne gut zeichnen.
Er sagte ihm, er solle ein Papier holen, und ein Rechteck, einen Kreis und ein Dreieck zeichnen, was der Hund auch leicht
schaffte.
Der Buchhalter sagte, er glaube, sein Hund sei besser.
Er befahl ihm, ein Dutzend Kekse zu holen und sie in Dreierhäufchen aufzuteilen. Das machte der Hund locker.
Der Chemiker fand das gut, meinte aber, sein Hund sei cleverer.
Er sagte ihm, er solle einen Liter Milch holen und davon 275 ml in ein Halblitergefäß gießen. Der Hund schaffte das leicht.
Alle Männer stimmten darin überein, daß ihre Hunde gleich klug wären.
Da wandten sie sich an das Gewerkschaftsmitglied und fragten, was sein Hund könne.
Der Gewerkschafter rief seinen Hund und sagte ihm:
Zeig den Jungs mal, was du kannst.
Da fraß der Hund die Kekse auf,
soff die Milch aus,
schiß aufs Papier,
b*mste die drei anderen Hunde,
behauptete, sich dabei eine Rückenverletzung zugezogen zu haben,
reichte eine Beschwerde wegen gefährlicher Arbeitsbedingungen ein,
verlangte Verdienstausfall,
ließ sich krank schreiben,
und lief nach Hause.
Vielleicht etwas zugespitzt formuliert, aber nachdem ich einen Gewerkschafter kannte, muß ich sagen, zumindest für diesen
hätte die Sache den Kern voll getroffen ;-).
Ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag, wir haben herrlichstes wolkenloses Bergwetter, und grüße Euch bestens als
Euer Baldur der sonntagsschwafelnde Ketzer, der jetzt wieder an die Buchhaltung geht ;-(, statt mit dem alten Bonzenbenz auf die Pässe zu düsen
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