Handelsbilanzüberschuss schrumpft - Börse auf tiefstem Stand seit 1984 - Zinssenkung unwahrscheinlich
<font size=5>Keine Impulse für Japans Wirtschaft</font>
THOMAS FUSTER
<font color="#FF0000">Der Handelsbilanzüberschuss in Japan schmilzt schneller als erwartet</font>. Im Inland haben neue Gewinnwarnungen aus der Elektronikbranche die Börse auf den <font color="#FF0000">tiefsten Stand seit Dezember 1984 abstürzen lassen</font>. Auch von der Geldpolitik ist kein Rückenwind zur Belebung der Konjunktur zu erwarten.
HANDELSBLATT, 14.8.2001
TOKIO. Die japanische Wirtschaft, die sich an der <font color="#FF0000">Schwelle zur vierten Rezession innerhalb eines Jahrzehntes befindet</font>, erhält keine Impulse von der Auslandsnachfrage. Der Überschuss der Leistungsbilanz liegt im ersten Halbjahr des Jahres mit 4998,6 Mrd. Yen bereits rund einen Viertel unter dem vergleichbaren Vorjahreswert. Diese Entwicklung ist primär auf die sich aus japanischer Perspektive zusehends ungünstiger entwickelnde Handelsbilanz zurückzuführen: Mit einem Plus von 4188,7 Mrd. Yen liegt der Überschuss im Handel mit Gütern rund 36% unter dem Vorjahreswert, teilte das japanische Finanzministerium mit. Das ist der geringste Überschuss seit 1985. Während die Exporte um 1,2 % auf 23,791 Bill. Yen nachgaben, stiegen die Importe vor dem Hintergrund höherer Erdölpreise und einer schwächer notierenden Landeswährung um 11,9% auf 19,603 Bill. Yen.
<font color="#FF0000">Besonders enttäuscht reagierten die Märkte am Montag auf die Juni-Daten, die im Vorjahresvergleich einen Rückgang des Leistungsbilanzüberschusses um 40,5% auf 771,2 Mrd. Yen ausweisen</font>. Da die wirtschaftlichen Aussichten der weltweit zweitgrößten Industrienation nach wie vor <font color="#FF0000">wenig Anlass zu Zuversicht </font>geben und die <font color="#FF0000">konjunkturelle Lage der wichtigsten Handelspartner unsicher </font>bleibt, rechnen die meisten Ã-konomen in Japan nicht mit einer baldigen Umkehr des Trends fallender Exporte.
Besorgnis erregend ist die außenwirtschaftliche Schwäche nicht zuletzt deshalb, <font color="#FF0000">weil Japan momentan kaum auf binnenwirtschaftliche Impulse zählen kann</font>. Erst am vergangenen Freitag hatte die japanische Regierung in ihrem monatlichen Wirtschaftsausblick nicht nur die aktuelle Lage negativer eingeschätzt als zuletzt, sondern vor allem auch auf die sich <font color="#FF0000">abschwächende Industrieproduktion und Investitionsentwicklung</font> hingewiesen. Am gleichen Tag hatte auch der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumserwartung für Japan im laufenden Jahr massiv von 0,6 % auf 0,2 % nach unten korrigiert.
Vor diesem Hintergrund bewegt sich nach der kurzen Erholungsphase der ersten Augusttage auch Japans Aktienmarkt seit rund einer Woche wieder nach unten. Am Montag schloss der Nikkei-225-Index mit einem Minus von 2,2 % auf 11477,56 Punkte gar auf dem tiefsten Stand seit Dezember 1984. Für die schlechte Stimmung verantwortlich war einmal der Technologiesektor, beispielsweise Advantest Corp., Japans führender Hersteller von Testgeräten für die Chip-Industrie. Die am vergangenen Freitag nach Börsenschluss veröffentlichte Gewinnwarnung und die Rückstufung des Unternehmens durch verschiedene Investmentbanken spiegelten sich am Montag in einem Kurseinbruch um 7,4 %.
Noch stärker, nämlich gar um 11 %, sackten die Titel des Spezialchip-Herstellers Rohm zusammen, ebenfalls nach negativer Korrektur der Gewinnaussichten. Angesichts der hohen Volatilität und eines eher schwachen Handelsvolumen durfte es wenig überraschen, dass praktisch die gesamte Chip-Branche nach unten gerissen wurde und beispielsweise sowohl Kyocera (-10,7%) als auch Murata (-11,2%) Kurseinbußen im zweistelligen Prozentbereich zu erleiden hatten. <font color="#FF0000">Die Suche nach solidem Boden dürfte für Tokios Börse derweil weitergehen</font>.
Mit einem weiteren Dämpfer, diesmal von der geldpolitischen Front, ist bereits am heutigen Dienstag zu rechnen, wenn die japanische Zentralbank ihre zweitägige Sitzung des geldpolitischen Ausschusses abschließt. Abgeordnete der regierenden Sozialdemokraten (LDP) hatten in der vergangenen Woche eine Kampagne gestartet, um die Zentralbank zu einer Zinssenkung zu zwingen. Dabei erhielten sie teilweise Unterstützung vom IWF.
Nach Einschätzung der meisten Marktbeobachter wird die Bank of Japan aber trotz des massiven politischen Drucks die momentan geltenden geldpolitischen Koordinaten nicht ändern. Eine Anpassung wird wohl frühestens im kommenden Monat nach Vorliegen der Daten zum Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal - sprich nach dem auch definitorischen Eintauchen Japans in die Rezession - zu erwarten sein.
Eigener Kommentar: Die Notenbank HAT ihre Geldpolitik nun doch schon gelockert. Aber damit zieht verschießt sie - wie bereits aus dem FAZ-Artikel den ich heute morgen gepostet hatte deutlich wurde - ihre letzten Pfeile. Und ob es was bringt wenn die Säue nicht mehr saufen sei mal dahingestellt...
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