Die USA und der Nahe Osten: Die"Kriegspartei" in Washington.
Lyndon LaRouche hat immer wieder betont, die kriegsähnliche Lage im Nahen Osten sei nicht aus dem regionalen Konflikt
heraus angemessen erklärbar, weil die USA in dieser Sache die entscheidende Rolle spielten. Die Lage im Nahen Osten müsse
vielmehr vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Wirtschafts- und Finanzkrise in den USA und den größeren
geopolitischen Plänen eines mächtigen Teils des anglo-amerikanischen Establishments bzgl. Eurasiens insgesamt gesehen
werden.
Am 30.7. gab es ein seltsames Treffen im Weißen Haus, das einen weiteren entscheidenden Faktor bei der Gestaltung der
US-Nahostpolitik demonstriert: Hohe Beamte der Regierung Bush trafen sich mit führenden Vertretern amerikanischer
"christlicher" und"jüdischer" Fundamentalistengruppen, um die US-Nahostpolitik zu diskutieren.
Man sollte meinen, Washingtons Nahostpolitik werde von Vizepräsident Cheney, Verteidigungsminister Rumsfeld oder
Außenminister Powell gemacht. Tatsächlich spielen sie in punkto Nahostpolitik jedoch nur eine begrenzte Rolle. Dafür üben
andere Schlüsselpersonen maßgeblichen Einfluß auf Israels Premierminister Scharon aus. Diese"Kriegspartei" zielt weniger auf
einen begrenzten Nahostkrieg als auf einen größeren Religionskrieg, der sich gemäß Huntingtons These vom
"Zusammenstoß der Zivilisationen" über den ganzen eurasischen Kontinent ausbreiten soll. Die"Kriegspartei" in Washington hat
drei Komponenten:
Die diplomatische Seite wird weitgehend vom stellv. Außenminister Armitage ausgefüllt. Er war schon immer ein Mann"fürs
Grobe" - sei es als Marineoffizier in der"Operation Phönix" im Vietnamkrieg, in George Bush sen."Iran-Contra-Operation"
unter Reagan, oder im Golfkrieg. Der wie ein Berufs-Catcher wirkende Armitage zeigt großes Interesse für eurasische Fragen.
Bevor er in die jetzige Regierung eintrat, war er Direktor der Amerikanisch-Armenischen Handelskammer (AAHK),
welche die frühere sowjetische Republik Armenien zu einem Stützpunkt für anglo-amerikanische Versuche ausbauen will, das
Ã-l- und Gasgeschäft in Zentralasien zu kontrollieren. Zum"Ehrenbeirat" der AAHK gehören Bushs ehem. Außenminister
Baker, Kissinger, Cheney und vor allem Brzezinski. Über die Vertretung mächtiger US-Energieinteressen hinaus verfolgt die
AAHK die Strategie, die wirtschaftliche Kooperation zwischen Rußland, China und Indien, in die auch andere Länder
Zentralasiens sowie der Iran, Europa und Japan hineingezogen werden könnten, zu verhindern bzw. zu sabotieren.
Im Pentagon wird die"Kriegspartei" vom stellv. Verteidigungsminister Wolfowitz angeführt. Er war Mitglied des zur
"Israel-Lobby" gehörenden Washingtoner Instituts für Nahostpolitik (WINEP), des Amerikanisch-Israelischen
Aktionskomitees (AIPAC), zahlreicher rechtslastiger Denkfabriken sowie der Rand-Corporation. Sein fanatisches Eintreten
für ein"starkes Israel" ist Teil einer geopolitischen Doktrin, die jede Form der Zusammenarbeit zwischen den Mächten der
eurasischen Landmasse als inakzeptable Bedrohung der"Seemächte" ansieht. Für Wolfowitz haben Israel im Nahen Osten und
Taiwan in Ostasien entscheidende Bedeutung für die Projektion militärstrategischer Macht nach Eurasien.
Die innenpolitische Front der"Kriegspartei" wird von Innenminister Ashcroft und seinen"christlich-fundamentalistischen"
Unterstützern beherrscht, die am 30.7. an dem Treffen im Weißen Haus teilnahmen.
An diesem Treffen nahmen die"christlich"-fundamentalistischen Organisationen Religiöser Runder Tisch, das Christliche
Rundfunk-Netzwerk, die christliche Botschaft in Jerusalem und das Christliche Israel-Komitee für öffentliche Aktion
teil. Auch die Amerikaner für ein sicheres Israel und die Zionistische Organisation Amerikas waren vertreten. Sie
forderten die Regierung Bush auf, Scharons Kriegskurs unbedingt zu unterstützen. Palästinenserchef Arafat sei ein"Terrorist";
Israel dürfe nicht zu territorialen Kompromissen gezwungen werden. Westbank und Gazastreifen gehörten zu Israel, das jede
militärische Unterstützung erhalten müsse.
Die"christlichen" Fundamentalisten gehören zu den"Dispensionisten" unter den Evangelikalen, deren Doktrin an Huntingtons
These vom"Zusammenstoß der Zivilisationen" erinnert. Diese von dem britischen Prediger Darby begründete Doktrin beruht auf
dem festen Glauben an die biblische Prophezeihung, daß sich die Welt einer"Endzeit" nähert. Zentrale Aspekte dieser Doktrin
sind die Rückkehr der Juden nach Zion, der Wiederaufbau von Salomons Tempel und das apokalyptische Armageddon, bei
dem Gott mit seiner Armee erscheinen und den Antichristen bekämpfen werde. Laut dieser Doktrin werde Gott nach der
Vernichtung fast der gesamten Menschheit - einschließlich eines Großteils des jüdischen Volkes - die Dispensionisten erwählen
und in den Himmel führen.
Auch der Südstaaten-Baptist McAteer, ein Dispensionist aus Tennessee, nahm an dem Treffen teil. Er leitet den"Religiösen
Runden Tisch", der Fernsehprediger sowie Vertreter vieler großer"christlich"-fundamentalistischer Bekenntnisse und ähnlich
rechtslastiger Aktionskomitees versammelt, wie z.B. den Gründer der"Moralischen Mehrheit" Falwell, den rechtsextremen
Senator Helms und den Rechtsaußen und Begründer der Heritage-Stiftung, Weyrich. Dieses Netzwerk kann potentiell viele
Millionen Menschen erreichen. Die"Christliche Botschaft in Jerusalem" vertritt die Interessen der amerikanischen
"christlich"-fundamentalistischen Gruppen in Israel und ist der wichtigste Kanal, über den die illegalen jüdischen Siedlungen in
der Westbank und im Gaza-Streifen finanziert werden. Sie arbeitet mit Organisationen wie den Christlichen Freunden
Israelischer Gemeinden zusammen, die fundamentalistische Gemeinden in ganz Amerika dafür gewinnen will, in Israel"eine
Siedlung zu adoptieren".
Die Zahl der an diesen Aktivitäten beteiligten Gruppen"christlicher" Fundamentalisten und Gemeinden ist enorm und übertrifft in
der Zahl ihrer Wählerstimmen bei weitem alles, was die"Israel-Lobby" je mobilisieren könnte. Im Kongreß haben die
"christlichen" Fundamentalisten sowohl auf die rechtsextremen Republikaner der"Südstaaten-Strategie" als auch auf die mit
Ex-Vizepräsident Gore und Senator Lieberman verbündeten"Neuen Demokraten" enormen Einfluß.
Der Präsident der"Amerikaner für ein sicheres Israel" Zeibon, der auch bei dem Treffen im Weißen Haus dabei war, erklärte
Journalisten, es gebe"70 Mio. Evangelikale" in Amerika, und diese seien"George Bushs politische Basis". Er habe Bush
gewarnt, wenn er sich dieser Basis entfremde, indem er Israel unter Druck setze oder internationale Beobachter entsende,
werde ihn dies politisch vernichten.
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