Mit prominenter Unterstützung will sich die New Yorker
Technologiebörse Nasdaq nach den Kursstürzen der vergangenen
Monate wieder in ein gutes Licht setzen. Am Donnerstag
(30.08.2001) hat der sonst so medienscheue Michael
Jackson den Handelstag an der New Yorker Technologie-
Börse eröffnet, nur drei Tage zuvor war es Tennis-
Star Jennifer Capriati.
Die Nasdaq macht keinen Hehl daraus, dass sie sich
von den Kurzauftritten der Stars postive Publicity
verspricht. Capriati und Co. sollen das Interesse auf
die Börse richten. “Stars wie Michael Jackson verkörpern
Innovation und Kreativität - genau wie die Unternehmen,
die an der Nasdaq gelistet sind“, sagt Nasdaq-Sprecherin
Judy Inosanto im Interview mit dem Springer-Auslandsdienst.
Und in der Tat war der Besuch des “King of Pop“ an
der Technologie-Börse ein Medienereignis der ganz besonderen
Art. Im TV-Studio der Nasdaq - ein klassisches Parkett
hat die rein elektronische Börse nicht - läutete der
Megastar den Handelstag offiziell ein. Viele Fernsehstationen
übertrugen das Ereignis. An den Fensterscheiben des
Studios am New Yorker Times Square drückten sich Schaulustige
die Nase platt. Wer keinen Platz in den ersten Reihen
ergatterte, konnte die Zeremonie auf einer mehrere
Stockwerke hohen Videowand verfolgen.
Mit seinem Auftritt an der Nasdaq machte Jackson auch
Werbung in eigener Sache. Anfang September gibt der
egozentrische Sänger zwei Konzerte im New Yorker Madison
Square Garden, mit denen er sein 30-jähriges Bühnenjubiläum
feiert. Es wird der erste Live-Auftritt der Pop-Legende
seit elf Jahren in den USA sein. Der Abstecher an die
Börse war der offizielle Startschuss für die Feierlichkeiten.
Ganz neu ist die Strategie, mit Prominenten für die
Börse zu trommeln, nicht. Schon in der Vergangenheit
gab es Stippvisiten von Stars - sowohl an die Nasdaq,
als auch an die alt-ehrwürdige Wallstreet zum New York
Stock Exchange (NYSE). Erst im Juni eröffnete hier
Ex-Boxer Sugar Ray Leonard einen Handelstag. Während
die Auserwählten am NYSE in der Regel eine Glocke zum
Start leuten dürfen, drücken sie an der Nasdaq einen
Knopf, mit dem alle Lichter im Studio angehen.
Die meisten Promis überlegen nicht lange, wenn sie
an die New Yorker Börsen eingeladen werden. NYSE-Pressesprecher
Robert Zito bringt es im Interview mit dem Springer-
Auslandsdienst auf den Punkt: “Es ist eine Riesenehre,
einmal die Glocke zum Handelsbeginn an der Wallstreet
zu läuten. Da sagt kaum jemand nein“.
Einige amerikanische Imageberater stellen jedoch in
Frage, ob der Besuch von Jackson für die Nasdaq wirklich
ein kluger Schachzug war. Sie sprechen von einer “unglücklichen
Allianz gefallener Stars“. Auf der einen Seite die
Nasdaq, deren goldenen Zeiten mit dem Beginn des neuen
Jahrtausends endeten. Auf der anderen Seite ein Musiker,
der zuletzt nur noch mit dem angeblichen sexuellen
Missbrauchs eines Kindes Schlagzeilen machte. Trotz
allem: unterm Strich hat die Nasdaq wohl einen Coup
gelandet. Schließlich hat die Börse die Aufmerksamkeit
bekommen, die sie wollte.
Von"Dear John" übermittelt.
Gruß
d.
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