Der Nikkei zeichnet ein zu düsteres Bild der Lage
Tokio, 6. September (Bloomberg) - Kein Grund zur Panik, weil der japanische Nikkei 225-Index auf ein 17-Jahrestief unter einen Stand von 11.000 Punkten abgesackt ist. Der Nikkei überdramatisiert die Lage. Bei der letztjährigen Veränderung der Indexzusammenstellung fielen einige Minen- und Stahlgesellschaften heraus und eine Reihe von Computerwerten wie Kyocera Corp. und Advantest Corp. kamen hinzu, um die Veränderungen in der Volkswirtschaft besser widerzuspiegeln. Dies passierte ausgerechnet kurz bevor die Technologieblase platzte. Dadurch sind die Kursverluste des Nikkei überzeichnet. Ohne diese größte Neuordnung in seiner Geschichte würde der Nikkei Index heute rund 4.000 Punkte höher stehen."Angesichts der Neuordung muss man sich keine Sorgen darüber machen, dass der Nikkei auf das Niveau von 1984 gerutscht ist," erklärt Yoshihiko Ito, Fondsmanager bei Asahi Life Investment Co. in Tokio.
Viele Anleger orientieren sich mittlerweile mehr am Topix- Index. Dieser umfasst alle 1.472 an der Tokioter Börse gehandelten Standardwerte. Der Topix, der am Donnerstag bei 1090,74 Punkten notierte, hat seit Ende März 2000 36 Prozent verloren, während der Nikkei um 47 Prozent eingebrochen ist. In diesem Jahr hat der Topix zwar rund ein Viertel seines Wertes eingebüßt, liegt aber immer noch 11 Prozent über dem Tief von 974,35 Zählern vom Oktober 1998. Goldman Sachs Group Inc. schätzt, dass Fondsgelder im Volumen von 6 Billionen Yen den marktbreiteren Topix verfolgen. Hingegen sind nur Fondsgelder von 800 Mrd. Yen auf den Nikkei ausgerichtet.
"Die Neuordnung kam erst, nachdem der Gipfel der Technologierallye überschritten war und der Abwärtstrend eingesetzt hatte," berichtet Dai Nishiyama, Fondsmanager bei Yamaichi Asset Management Co. in Tokio."Wir hören zwar täglich neue Hiobsbotschaften, dass unser Aktienmarkt auf ein 17-Jahres- Tief gefallen ist. Für uns ist aber nur wichtig, ob der Topix- Index auf ein kritisches Niveau sinkt, deshalb richten wir unser Augenmerk darauf."
Natürlich forderte die Konjunkturschwäche Japans ihren Tribut. Laut einer Umfrage von Bloomberg News rechnen die Analysten für das zweite Quartal mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von einem Prozent. Damit steht das Land am Rande einer Rezession. Die Regierung zerbricht sich den Kopf, wie sie einen Konjunkturaufschwung herbeiführen kann.
Allerdings ist die Talfahrt des Nikkei durch die Kurseinbrüche von Kyocera und anderen Neulingen überzeichnet. Vier Neuzugänge beim Nikkei, Kyocera, Advantest, Tokyo Electron Ltd. und TDK Corp., die 12 Prozent des neuen Nikkei repräsentieren, sind im letzten Jahr um fast 60 Prozent abgerutscht. Die Nasdaq, an der Computer- und Telekomwerte dominieren, hat seit dem Zeitpunkt der japanischen Indexneuordnung die Hälfte ihres Wertes eingebüßt.
Der Indexbetreiber Nihon Keizai Shimbun Inc. lehnt jegliche Mitschuld an dem Indexeinbruch ab."Die jüngsten Verluste beim Nikkei haben nichts mit der Indexneuordnung vom letzten Jahr zu tun," bestreitet er."Sowohl der Topix als auch der Nikkei Index fallen rasant und spiegeln die negative Marktstimmung angesichts der schwachen US-Börse und der Unsicherheiten bezüglich der Konjunkturlage in Japan wider."
Allerdings hatte es nie zuvor eine Umstrukturierung in dem Maße gegeben. Die Fondsmanager, die sich an dem Börsenbarometer orientieren, hatten nur wenig Zeit, ihre Portefeuilles anzupassen. Vor April 2000 gab es die grösste Anzahl an Neuzugängen für den Nikkei Index 1991 mit 6 Aktien an einem Tag."Durch die Neuordnung machte der Nikkei sämtliche Kursverluste mit, aber keine der Kursgewinne," erklärt Jeff Uscher, Direktro bei WestLB Securities Pacific Ltd. in New York.
Die Anleger konzentrieren sich aber auch deshalb auf den Topix, weil er mehr Banken und binnenorientierte Gesellschaften, die am meisten unter dem Konjunktureinbruch in Japan zu leiden haben, enthält. Die Banken machen beim Topix 10 Prozent aus verglichen mit 2,6 Prozent beim Nikkei. Der Topix ist noch 111 Punkte von seinem Tiefpunkt vom Oktober 1998 entfernt. Damals verstaatlichte die Regierung einige Banken, um das Finanzsystem vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Drei Jahre später stellen die Banken immer noch das größte Risiko für die Wirtschaft dar. Die Kursverluste haben den Wert ihrer Aktieninvestments schrumpfen lassen. Dadurch wird es für sie schwerer, faule Kredite von schätzungsweise 17,4 Billionen Yen abzuschreiben und Kredite an gesunde Unternehmen zu gewähren.
Zwar hat Premierminister Junichiro Koizumi die Sanierung des Bankensektors zum Kernstück seiner Reformpolitik gemacht. Aber wie dies funktionieren soll, hat er noch nicht gesagt."Der Kursrutsch des Topix in die Nähe der Marke 1000 ist ein Hilferuf an die Regierung, rasche Reformen einzuleiten," konstatiert Ito."Wenn die Regierung darauf nicht reagiert, werden wir eine Krise erleben."
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oder...
Mit dem alten Barometer hätten wir viel besseres Wetter!
Gruss
tofir
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