Samstag, 15. September 2001
<font size=5>Afghanistan rüstet zum Gegenschlag</font>
Drohung gegen Nachbarländer
Die afghanische Taliban-Regierung hat mit Rache gedroht, sollte es zu US-Vergeltungsanschlägen gegen das Land wegen der Anschläge in New York und Washington kommen. <font color="#FF0000">"Wir werden jedes Nachbarland angreifen, das der USA bei einm Angriff hilft"</font>, hieß es am Samstag aus Kabul. Das afghanische Außenministeriun nannte dabei keine Namen. Pakistan hat jedoch den USA volle Unterstützung beim Kampf gegen den Terrorismus angeboten.
Der geistliche Taliban-Führer, Mullah Mohammed Omar, stimmte die Bevölkerung von Afghanistan schon auf einen Militärschlag der USA ein: Er rief die Menschen am Freitag in einer Rundfunkansprache dazu auf,"gegen den Feind" standhaft zu bleiben."Der Tod kommt zu jedem", sagte er und forderte die Afghanen zur Verteidigung des Islam auf. <font color="#FF0000">"Glaubt an Gott, denn mit Gottes Gnade werden die amerikanischen Raketen fehlgehen, und wir werden gerettet werden."</font> Er selbst habe keine Angst davor, die Macht zu verlieren, sei aber nicht gewillt, den Islam aufzugeben, betonte Omar.
<font color="#FF0000">Aus pakistanischen Militärkreisen verlautete, der in Kandahar lebende Taliban-Führer sei angesichts der drohenden Militäraktion an einen geheimen Ort gebracht worden. </font>
Schicksal der"Shelter Now"-Mitarbeiter ungewiss
Alle Ausländer haben inzwischen Afghanistan verlassen. Offiziell hatten sich 23 Deutsche in Kabul aufgehalten. Auch die drei Diplomaten aus den USA, Australien und den USA, die sich um die Freilassung der"Shelter Now"-Mitarbeiter bemühen, sind ausgereist. Das Schicksal der Inhaftierten scheint indes ungewiss. Es wird vermutet, dass die vier Deutschen, zwei Amerikanerinnen und zwei Australier als"Schutzschilde" bei einem möglichen US-Angriff auf Kabul eingesetzt werden könnten. Sie waren am 3. August wegen des Vorwurfs christlicher Missionstätigkeit von den radikal-islamischen Taliban in Kabul festgenommen worden.
<font color="#FF0000">"Trotz größter Anstrengungen konnten wir leider nicht die Freilassung der Inhaftierten erreichen"</font>, erklärte der deutsche Botschafter in Afghanistan, Helmut Landes, nach seiner Ausreise. Die Gefangenen in Kabul würden nun von einem Anwalt betreut werden. Die Diplomaten wollten sich über Kontakte zur Taliban-Botschaft in Islamabad weiter für die Freilassung der Ausländer einsetzen.
Es sind nicht nur amerikanische Vergeltungsschläge, die die Menschen in Kabul fürchten. Viele von ihnen glauben, dass ein Angriff von außen auch die einheimischen Gegner der Taliban zu weiteren Militäraktionen ermutigen könnte. Schon am Dienstag hatten sie die Haupstadt mit Kampfhubschraubern angegriffen."Jeder Angriff auf Afghanistan wird Tote in der Zivilbevölkerung nach sich ziehen und wird Kabul in einen katatstrophalen Zustand versetzen, weil er für die Feinde der Taliban Hoffnung und Ermutigung bedeutet", sagte ein Kabuler. Und er sagte voraus:"Wir werden dann systematisches Töten sehen, Vergeltung, Plünderungen und Zerstörung." Ein anderer Bewohner der Hauptstadt, der sich auf die Flucht vorbereitete, resignierte:"Wir sind alle Geiseln in diesem Land."
Taliban bieten Gespräche über bin Laden an
Die Taliban-Regierung bot den USA daraufhin Gespräche über eine mögliche Auslieferung Bin Laden an."Wir sind bereit, mit den Vereinigten Staaten über das Schicksal von Osama bin Laden zu verhandeln, aber die USA müssen uns zuerst genügend Beweise gegen ihn übergeben", sagte der Taliban-Botschafter in Pakistan, Mullah Abdul Salam Saif. Nach Erkenntnissen russischer Militärs soll sich bin Laden gegenwärtig im Süden Afghanistans aufhalten.
Massud ist tot
Der Militärführer der oppositionellen"Nordallianz" in Afghanistan, Ahmed Schah Massud, ist tot. Er sei am Freitag den schweren Verletzungen erlegen, die er am vergangenen Sonntag bei einem Bombenanschlag erlitten habe, meldete die afghanische Nachrichtenagentur AIP. Der 49-jährige Massud, der"Löwe von Pandschir", sei in Afghanistan gestorben. Er soll sich zuletzt in der Nordprovinz Takhar aufgehalten haben.
<font color="#FF0000">Ungeachtet der Befürchtungen über einen drohenden amerikanischen Militärschlag gegen Afghanistan haben die dort herrschenden Taliban am Freitag im Norden des Landes eine Offensive gegen die Opposition begonnen</font>. Wie AIP meldete, rückten rund 1000 Taliban-Truppen mit Panzern und Artillerie gegen die Kräfte der"Nordallianz" in der Provinz Takhar vor. Die"Nordallianz" kontrolliert nur noch zehn Prozent Afghanistans.
Quelle: http://www.n-tv.de
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